Private Krankenversicherung: Ist das die Rettung?

Die privaten Krankenversicherungen kämpfen weiterhin mit Mitgliederschwund. Zumindest zum Teil können sie das durch steigende Verkäufe bei Zusatzversicherung ausgleichen.

Die privaten Krankenvollversicherung haben schon seit einigen Jahren mit einem Mitgliederschwund zu kämpfen. Auch 2021 verzeichneten die Versicherer zum Jahresende weniger Versicherte als noch zu Jahresbeginn. Auch wenn der Mitgliederverlust sich auf Jahressicht in einem eher überschaubaren Rahmen abspielt, so summiert sich das Ganze doch über die Jahre und führt zu potenziellen Lücken bei der Finanzierung. Davon sind manche Versicherer mehr, andere weniger stark betroffen.

Gute Nachrichten gibt es derweil bei den Zusatzversicherungen, denn hier konnte in der jüngeren Vergangenheit eine stark steigende Nachfrage verzeichnet werden. 2019 zählten die privaten Kassen hier erstmals mehr als eine Million versicherte Personen, von denen nicht wenige mehr als eine Zusatzversicherung abgeschlossen hatten. Diese Zahl steigerte sich seither immer weiter und die Begeisterung für zusätzliche Leistung der GKV-Versicherten scheint keinen Deut nachzulassen. Für die privaten Krankenversicherer ist das mehr oder weniger Glück im Unglück.

Keine Auswirkungen auf PKV Beiträge

Grundsätzlich spülen die Zusatzversicherungen frisches Geld in die Kassen der Versicherungen, die durch die Corona-Pandemie nicht immer geschont wurden. Allerdings können die Mitglieder der Vollversicherung nicht damit rechnen, dass durch Zusatzversicherungen die eigenen Beiträge plötzlich sinken werden. Das wäre selbst dann nicht der Fall, wenn über Nacht Millionen von Neuverträgen abgeschlossen werden könnten. Denn die Beiträge in der PKV werden stets individuell berechnet und auf Ausgaben- und Einnahmenseite wird nur ein bestimmter Tarif berücksichtigt, nicht die Bilanz des Gesamtkonzerns.

Letzteres wäre ohnehin einigermaßen problematisch, da viele Versicherer sich nicht exklusiv auf die PKV beschränken. Die Allianz etwa pflegt darüber hinaus noch Versicherungsprodukte aus so ziemlich allen nur erdenklichen Bereichen und verfügt zudem über eine eigene Investmentsparte. Damit erzielte Gewinne kommen den Versicherten nicht zugute. Dafür müssen die mit ihren Beiträgen aber auch nicht dafür geradestehen, wenn in anderen Bereichen Verluste eingefahren werden.

Es geht nur noch aufwärts

Zu rechnen ist damit, dass die Beiträge in der privaten Krankenversicherung in den nächsten Jahren immer weiter steigen werden. Das gilt für die klassischen Vollversicherungen ebenso wie für die Tarife bei den Zusatzversicherungen und es wird wohl jeder früher oder später zu spüren bekommen. Schon allein die stetig steigenden Ausgaben im Gesundheitswesen garantieren Beitragsanpassungen regelrecht. Dazu kommen noch weitere Faktoren wie die hohe Inflation, welche den Anbietern das Aufbauen von Altersrücklagen sehr schwierig macht. Zum größten Teil müssen die heute allein durch Beitragszahlungen gedeckt werden.

Es ergeben sich aber stets Chancen, die steigende Beitragslast im eigenen Fall zu senken. Wie schon erwähnt spielen bei Beitragserhöhungen die Ausgaben in einem Tarif eine entscheidende Rolle. Rein rechtlich ist eine Erhöhung erst dann möglich, wenn die tatsächlichen Ausgaben um mehr als zehn Prozent gestiegen sind. Ist das der Fall, setzten die Anbieter eine Anpassung auch in nahezu 100 Prozent der Fälle durch.

So lässt sich bei den PKV Beiträgen sparen

Es ist aber sehr gut möglich, dass im gleichen Zeitraum die Kosten in einem Tarif beträchtlich angewachsen sind, während sie in einem anderen Tarif nicht nennenswert gestiegen sind. Die Chance für Versicherungsnehmer besteht nun darin, einfach den Tarif zu wechseln und damit eine Beitragserhöhung faktisch zu umgehen. Solange man dabei beim gleichen Anbieter bleibt, sind dadurch finanziell auch keine Nachteile zu erwarten.

Allerdings ist das natürlich keine pauschale Empfehlung dafür, ständig zwischen Tarifen hin und her zu hüpfen, nur weil diese keine Beitragserhöhungen erfahren haben. Eine private Krankenversicherung muss natürlich stets auch zu den eigenen Anforderungen passen und einen entsprechenden Leistungskatalog bieten. Der PKV Wechsel an sich oft oftmals eine legitime Option, um ausufernde Belastungen durch die monatlichen Prämien etwas im Zaum zu behalten. Allerdings ist es zu empfehlen, sich im Vorfeld für einen entsprechenden Vergleich genügen Zeit zu nehmen und dabei nicht ausschließlich auf den Kostenfaktor zu blicken. Ansonsten sitzen Versicherungsnehmer am Ende gerne mal in einem Tarif fest, der zwar billig ist, sie aber nicht zufriedenstellen kann.

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