Bekanntlich sind die Zahlen der Mitglieder in privaten Krankenversicherten schon seit Jahren rückläufig, zumindest bei der klassischen Vollversicherung. Zwar mögen die rund 50 Anbieter in Deutschland nur einige zehntausend Kundinnen und Kunden im Jahr verlieren, was erstmal nicht nach viel klingt. Über die Jahre kann sich das allerdings summieren und weniger Mitglieder bedeuten letztlich auch geringere Einnahmen, was in letzter Konsequenz zu höheren Beiträgen führen kann.
Einen Grund dafür, dass die PKV vor allem bei jüngeren Menschen auf dem absteigenden Ast zu sein scheint, ist wahrscheinlich in der Form der Vermarktung zu sehen. Die wirkt oftmals, als wäre sie aus der Zeit gefallen. Viele Anbieter setzten noch auf persönliche Gespräche und den direkten Kundenkontakt, um ihre Versicherungen an den Mann oder die Frau zu bringen. Das läuft den Gewohnheiten der Digital Natives allerdings zuwider.
Der gemächliche Weg zur PKV
Um das Ganze auf die Probe zu stellen, fragte der Autor dieser Zeilen bei diversen privaten Kassen einen Wechsel an und ging dabei die dafür notwendigen Schritte durch. Schon zu Beginn unterscheidet sich der Abschluss einer solchen Versicherung grundlegend von so ziemlich allen anderen Verträgen, die sonst heutzutage online abgeschlossen werden. Das beginnt damit, dass im Netz lediglich eine Anfrage gestellt wird. Sei es auf dem Online-Auftritt der Versicherungen direkt oder über den Umweg eines PKV Vergleichs.
In nahezu allen Fällen folgen darauf oft mehrere Telefonate, in denen die Versicherer diverse Details abfragen und nicht selten auch ein persönliches Treffen vorschlagen. An und für sich ist dagegen nichts einzuwenden. Eine private Krankenversicherung ist schließlich etwas anderes als ein Handyvertrag und sollte nicht mal eben zwischen Feierabend und Abendessen abgeschlossen werden. Dennoch sind einige Probleme dabei, junge Menschen begeistern zu können, durchaus auch hausgemacht.
Spaß macht das nicht
Dazu gehört die Erfahrung, dass bei den ersten Telefonaten der ursprüngliche Tarifwunsch eines potenziell neuen Mitglieds in einigen Fällen gar nicht weiter beachtet wird. Stattdessen kommt es vor, dass einem völlig andere Angebote aufgebürdet werden sollen, die natürlich mit hervorragenden Leistungen und einmaligen Vorteilen zu überzeugen wissen. Wer allerdings an solchen gar nicht interessiert ist und sich das nach eigener Recherche bereits sehr genau überlegt hat, der wird am Telefon oder bei einem persönlichen Termin nur ungern bis ins kleinste Detail darüber aufgeklärt.
Es fehlt den privaten Krankenversicherungen an einer Möglichkeit, eigene Wünsche und Vorstellungen möglichst unkompliziert durchzusetzen. Aus Gründen der Fairness soll hier nicht genannt werden, bei welchen Anbietern ich meine Erfahrungen sammeln konnte. Schließlich wäre ein entsprechender Vergleich nur dann sinnvoll, wenn dabei alle privaten Versicherer berücksichtigt würden, was meine Möglichkeiten allerdings etwas übersteigt.
Auch der PKV Wechsel ist oftmals ärgerlich
Im Netz ist derweil zu hören, dass manche Mitglieder der privaten Krankenversicherung auch beim Wechsel eines Tarifs oftmals mit Problemen zu kämpfen haben. Das fängt dabei an, dass auf Nachfrage zur Kostensenkung lediglich ein Basis- oder Standardtarif angeboten wird. Ein solcher ist zwar tatsächlich günstiger als die meisten anderen PKV Tarife, bietet aber eben auch deutlich weniger Leistungen. Für viele ist das letztlich keine sinnvolle Option.
Es sei aber gesagt, dass es auch positive Beispiele gibt. Tatsächlich legen die meisten Anbieter ihren Mitgliedern bei einem Tarifwechsel keine Steine in den Weg und der eine oder andere Sachbearbeiter ist auch ehrlich bemüht darum, im Einzelfall die beste Lösung zu finden. Das Gebot der Stunde, um die eigenen Beiträge möglichst gering zu halten, ist daher, sich nicht abwimmeln oder zu einem vermeintlich besseren Tarif überreden zu lassen. Gleichwohl dürfen Alternativvorschläge ernstgenommen werden. Sie sollten im Vorfeld aber im besten Fall schriftlich vorgelegt werden, um Missverständnisse zu vermeiden und keine unangenehme Überraschung zu erleben. Vielleicht wird ein PKV Wechsel bei den Anbietern in Zukunft auch vollständig online und mit praktischen und einfachen Tools für einen direkten Vergleich möglich sein. Die jüngere Generation würde das in jedem Fall sehr begrüßen.