Liebe Leserin, lieber Leser,
das war mal ein ordentlicher Satz nach oben, der Plug Power am letzten Handelstag im Juli gelang. An der Nasdaq legte die Aktie es US-Brennstoffzellen- und Wasserstoff-Spezialisten von zuvor 2,40 auf 2,56 US-Dollar zu. Nimmt man den Tiefstand des Vortages bei 2,27 Dollar, betrug der Zugewinn bei der Plug-Aktie zu diesem Zeitpunkt sogar satte 12 Prozent. Es war die Reaktion der Anleger auf eine Nachricht aus der Chefetage des in finanziellen Nöten steckenden Unternehmens. Ein neuer Manager soll es im operativen Geschäft nun richten. Wird das gelingen?
Der neue COO kommt von Amazon
Denn Plug Power hatte am Dienstag Dean Fullerton mit sofortiger Wirkung als neuen Chief Operating Officer (COO) eingesetzt. Der Manager kommt von Amazon, wo er laut Mittelung für Ingenieurdienstleistungen in Nordamerika, Europa und in Schwellenländern verantwortlich war. Als COO von Plug werde Fullerton jetzt mit dem Führungsteam zusammenarbeiten, „um strategische Pläne zu entwickeln und umzusetzen sowie Wachstumsmöglichkeiten und betriebliche Verbesserungen zu identifizieren“, wie es heißt.
- Mit zunehmender Verantwortung während seiner 14-jährigen Tätigkeit bei Amazon war Fullerton zuletzt Vice President of Global Engineering and Security Services bei Amazon
- In dieser Funktion beaufsichtigte er demnach unter anderem die Bereiche Operations Engineering, Planung und Analytik sowie globale Sicherheit und Beschaffung
- In seiner Position bei Plug Power wird der neue COO weltweit ab sofort für die Projektabwicklung, Fertigung, Lieferketten und Wasserstofferzeugung verantwortlich sein
Plug Power arbeitet hoch defizitär
„Dean Fullertons Rolle wird von entscheidender Bedeutung sein, um das Unternehmen auf seine strategischen Ziele auszurichten und gleichzeitig die betriebliche Effizienz aufrechtzuerhalten und eine Kultur der Innovation und Hochleistung zu fördern“, heißt es gewohnt blumig aus der Presseabteilung von Plug Power. Mit „Effizienz“ ist es bei dem Unternehmen allerdings nicht weit her: Plug ist bis dato hoch defizitär, allein im vergangenen Jahr hat man mehr als eine Milliarde Dollar verbrannt, weit mehr als man mit Wasserstoff- und Brennstoffzellen überhaupt umgesetzt hat.
Doch bei Plug Power bleibt man unbeirrt hoffnungsfroh: „Die Einstellung von Dean als COO ist ein Meilenstein für unser Unternehmen“, sagte Plug-CEO Andy Marsh, nie um Superlative verlegen. „Als langjähriger Kunde von uns haben wir eine starke Arbeitsbeziehung zu Dean und freuen uns auf seine Beiträge zur Erweiterung unserer Logistikabläufe, während wir ein vertikal integriertes Ökosystem für grünen Wasserstoff entwickeln und ausbauen.“ So habe der Manager bei Amazon das größte und komplexeste automatisierte E-Commerce-Netzwerk der Welt aufgebaut, darunter einen Flughafen sowie eine automatisierte Paketanlage im Wert von etwa 1,5 Milliarden US-Dollar.
Amazon seit 2017 Kunde Plug-Kunde
Was tatsächlich zu passen scheint: Zu seinen weiteren wichtigen Projekten gehörte laut Mitteilung der Aufbau des Wasserstoffwirtschaftsteams von Amazon, einschließlich Projekten zur Unterstützung von angetriebenen Flurförderzeugen, Bodenabfertigungsgeräten für Flughäfen, Lieferwagen und Notstromaggregaten. Plug und Amazon pflegen zudem „eine langjährige Geschäftsbeziehung, die von strategischen Investitionen und erfolgreichen Kooperationen geprägt ist“, wie man betont.
Im April 2017 etwa unterzeichnete Amazon demnach eine Vereinbarung zum Kauf der Wasserstoff-Brennstoffzellenlösungen von Plug zur Stromversorgung seiner Materialtransportgeräte. In den letzten sieben Jahren sei die Partnerschaft gewachsen und auf mehr Standorte und mehr Anwendungen der Wasserstoff-Brennstoffzellen von Plug ausgeweitet worden, heißt es.
Plug legt kommende Woche Quartalszahlen vor
Doch das sind vor allem Marketingfloskeln, in genau einer Woche wird es ernst. Denn am 8. August wird Plug Power seine Quartalszahlen vorlegen. Spätestens dann wird sich zeigen, ob die aktuelle Verbesserung eine nachhaltige bleibt. Schon jetzt hat die erste Euphorie nachgelassen: Vom Zwischenhoch bei besagten 2,56 US-Dollar ging es bis Handelsschluss in New York auf nur noch 2,46 Dollar nach unten.
Mittel- und langfristig ist die Performance der Plug-Aktie ohnehin eine einzige Katastrophe. Auf den Monat betrachtet zwar noch leicht im Plus, haben die Papiere im vergangenen Halbjahr knapp die Hälfte ihres Werts eingebüßt, aufs Jahr gesehen sind es nicht weniger als 80 Prozent.
Die nächste Kapitalerhöhung bei PLug
Und klar: Noch ist das Unternehmen, das nach wie vor auf einen 1,66 Milliarden schweren Kredit der US-Regierung hofft, nicht vor der Pleite gefeit. Und das, obwohl Plug Power im Januar rund eine Milliarde Dollar durch eine Kapitalerhöhung eingesammelt hatte. Doch bereits nach einem halben Jahr war das Geld offenbar aufgebraucht
- Am 18. Juli kündigte Plug die nächste Kapitalerhöhung an, dieses Mal ging es um ein öffentliches Zeichnungsangebot im Wert von 200 Millionen US-Dollar
- Noch bis zum 18. August kann sich die Summe aufgrund einer 30-tägigen Option zum Kauf von zusätzlichen Stammaktien um 30 Millionen erhöhen
Kurzum: Was immer Plug Power am Donnerstag kommender Woche über das zweite Quartal 2024 zu berichten haben wird, es wird kaum Positives sein. Im ersten Jahresviertel war der Umsatz im Jahresvergleich von 210,3 Millionen auf 120,3 Millionen US-Dollar abgesackt. Der Nettoverlust hingegen war zugleich von 207,8 Millionen auf 295,8 Millionen Dollar um 42 Prozent gestiegen.
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