Plug Power: Von wegen Meilensteine!

Die Aktie von Plug Power legte zuletzt wieder deutlich zu, wohl aufgrund zweier Meldungen über angeblich erreichte Meilensteine. Das allerdings kann bezweifelt werden.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Plug Power hat sich nach ihrem historischen Einbruch wieder erholt
  • Zwei Nachrichten in dieser Woche haben dem US-Wasserstoff-Unternehmen geholfen
  • Die vermeldeten Meilensteine entspuppen sich jedoch als reine Zwischenstandsmeldungen
  • Am 6. August hingegen ist der Tag der Wahrheit, die Quartalszahlen stehen an

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von Plug Power befindet sich wieder auf Erholungskurs, nachdem sie zum Monatsbeginn an der Nasdaq bis auf 2,22 US-Dollar zurückgefallen war, zugleich ein historischer Tiefpunkt. Nach einem Kurssprung um knapp neun Prozent am Donnerstag an der Nasdaq notieren die Papiere des US-Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Herstellers aktuell bei wieder bei 2,93 Dollar. Hintergrund für den Aufschwung sind offenbar zwei aktuelle Nachrichten, meldete das Unternehmen in dieser Woche doch nach eigener Aussage gleich zwei „Meilensteine“, bei seinen Elektrolyseursystemen und den Wasserstofftankstellen. Das Dumme ist nur: Davon kann keine Rede sein.

Plug Power meldet Zwischenstände

Tatsache ist, dass Plug Power sich am Dienstag dieser Woche bemüßigt fühlte, darüber zu informieren, dass „bis heute Plug-Elektrolyseursysteme mit einer Leistung von über 95 Megawatt (MW) an Standorten auf der ganzen Welt in Betrieb sind oder in Betrieb genommen werden, was einen neuen Meilenstein in der PEM-Elektrolyseurkapazität in der Wasserstoffindustrie darstellt“, wie man es formulierte. Zahlreiche Medien nahmen den Begriff pflichtschuldig in ihre Berichterstattung auf, zum Teil sogar in die Überschrift. Bei Plug wird man das gerne sehen, berechtigt war es nicht.

Denn: Ein Meilenstein definiert sich laut Projektmagazin in der Wirtschaftswelt grundsätzlich durch das Erreichen eines außergewöhnlichen Punkts innerhalb eines Vorhabens. Dabei handelt es sich demnach in der Regel um den Anfang oder das Ende einer Projektphase. Dabei stehe „nicht nur der Termin beziehungsweise die Deadline im Vordergrund, sondern die Erreichung eines Ziels“.

  • Um welches Ziel soll es sich bei Plug Power denn gehandelt haben?
  • Die Erreichung von 95 Megawatt Elektrolyseurleistung? Ernsthaft?

Warum nicht 85 oder 105? Noch dazu mit der Einschränkung, dass ein, nicht näher definierter, Anteil der Anlagen erst noch in Betrieb gehen wird. Bis wann, dazu gab es darüber hinaus keine Angaben. Kurzum: Das Erreichen von in Betrieb genommenen Plug-Elektrolyseursysteme mit beispielsweise 100 Megawatt Leistung, das wäre ein allgemein anzuerkennender Meilenstein. Die Nachricht in der vorliegenden Form erfüllt diese Bedingung nicht. Sie beleuchtet hingegen einen Zwischenstand, ohne erkennbaren Anlass.

Plug brauchte dringend gute Nachrichten

Dieser allerdings könnte sich darin verbergen, dass Plug Power angesichts des fatalen Kursverlaufs seiner Aktie unbedingt eine positive Nachricht unters Börsenvolk streuen wollte. Dies hat angesichts der Aufwärtstendenz auch verfangen, wenngleich wohl zunächst nicht im gewünschten Umfang. Nur so ist zu erklären, dass Plug Power am Mittwoch mit der nächsten Nicht-Meldung hausieren ging.

„Plug Power Inc. (NASDAQ: PLUG), ein weltweit führender Anbieter umfassender Wasserstofflösungen für die grüne Wasserstoffwirtschaft, hat in den letzten zwei Jahren in ganz Europa 13 Wasserstofftankstellen (HRS) installiert“, lautete dieses Mal die Nachricht. Es ist die nächste Absurdität. Warum hat man nicht die 12. Wasserstofftankstelle gemeldet? Oder bis auf die 15. gewartet? Doch es wird noch kurioser.

Tankstellen nur zum Teil betriebsbereit

„Alle Systeme befinden sich derzeit in der Inbetriebnahmephase, viele sind bereits heute betriebsbereit“, heißt es in der Mitteilung vom Mittwoch. „Die übrigen Systeme werden voraussichtlich bis zum Sommer dieses Jahres voll betriebsbereit sein.“ Als ob dieser auf der Nordhabkugel nicht längst begonnen hätte (meteorologisch am 1., kalendarisch am 20. Juni).

Doch so unwesentliche Ungenauigkeiten kümmern Plug-CEO Andy Marsh nicht. Er macht lieber seine eigenen Rechnungen auf: „Die schnelle Akzeptanz unserer schlüsselfertigen Wasserstofftankstellen zeigt die wachsende Nachfrage auf dem europäischen Markt“, sagt er, ohne einen Zeitrahmen als Referenz für die angebliche „schnelle Akzeptanz“ zu verraten. Dafür taucht erneut ein gewisser Begriff auf: „Dieser Meilenstein unterstreicht die Bedeutung der Erfahrung von Plug mit Wasserstofftankstellen bei der Versorgung der Kunden mit Wasserstoff“ so Marsh. Genau, die 13. Tankstelle ist ebenfalls ein Meilenstein. Weil Plug das so bestimmt.

Plug-Aktie mit 75 Prozent im Jahresminus

Die Kursentwicklung allerdings kann das hoch defizitäre Unternehmen nur bedingt beeinflussen. Und diese sieht für die Plug-Aktie noch immer dramatisch aus: Zwar konnte sie sich zuletzt von ihrem Tiefstand wieder um rund 30 Prozent absetzen – aber auf welchen Niveau? Denn mit dem aktuellen Kursstand hat die Plug-Aktie tatsächlich lediglich den erheblichen Verlust aus den Wochen davor ausgeglichen.

Sprich: Auf den Monat bezogen kam sie kein Stück voran. Im zurückliegenden Jahr hat das Unternehmen noch immer etwa drei Viertel seines Börsenwerts eingebüßt.

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6M.
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Quartalsbericht planmäßig am 6. August

Dass sich daran etwas nachhaltig ändert, dafür wären wohl Meldungen über neue Großaufträge notwendig. Zudem die Nachricht, dass der in Aussicht gestellte, 1,66 Milliarden Dollar schwere Kredit durch die US-Regierung final genehmigt ist. Im Zweifel vielleicht zur Abwechslung auch ein echter Meilenstein. Ein Quartal ohne dreistelligen Millionenverlust wäre zum Beispiel so einer. Die nächste Möglichkeit dafür wäre in knapp vier Wochen gegeben, am 6. August will Plug Power laut finanzen.net seine Quartalszahlen vorlegen.

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