Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Plug Power bleibt ein extremer Wackelkandidat. Zum Ende der vergangenen Woche noch mit leichten Erholungstendenzen, geben die Papiere des US-Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Spezialisten am Montagvormittag an den europäischen Märkten zunächst wieder nach. Mit einem Plus von fast fünf Prozent auf 2,59 US-Dollar hatte sich die Plug-Aktie am Freitag jedoch noch aus dem Handel an der Nasdaq verabschiedet. Dazu brauchte es keine positive Nachricht. Auf eine solche reagieren die Anleger zuweilen sogar mit Aktienverkäufen. Es ist verrückt.
Plug Power verliert nach Auftragsmeldung
Denn tatsächlich hatte Plug Power am 21. Juni einen Auftrag über 25 Megawatt (MW) Protonenaustauschmembran-Elektrolyseursysteme (PEM) von einem namentlich nicht genannten Kunden aus Europa erhalten. Das Projekt werde fünf 5-MW-Container-PEM-Elektrolyseure von Plug einsetzen, um den CO2-Fußabdruck des Unternehmens zu reduzieren, wie es in der Mitteilung heißt. Mehr noch: Dieser Deal markiere „den Beginn einer langfristigen Partnerschaft.“ Das Projekt werde phasenweise entwickelt, „mit der potenziellen Erweiterung der Elektrolyseurkapazität um bis zu zwei GW“, wies hieß.
Die Auswahl der Plug-Technologie für dieses Projekt sei „ein klares Beispiel für unsere etablierte Branchenkompetenz und bewährte Technologie“, kommentierte Plug-CEO Andy Marsh den Deal. Dies stelle eine bedeutende Chance für Plug Power dar, „und wir verfügen über das Marktwissen und die Technologie, um einen erheblichen Einfluss auszuüben“. Darüber hinaus beweise Plug Powers „hochmoderne Gigafactory in Rochester, N.Y., die Fähigkeit des Unternehmens, dieses Projekt umzusetzen,so die frohe Botschaft.
- Und was macht die Aktie von Plug Power an jenem Tag? Man glaubt es kaum:
- Nach einem Vortagesschlusskurs bei 2,53 gab sie auf 2,41 US-Dollar nach
Plug-Aktie verlor drei Viertel an Wert
Dabei hatte Plug Power die gute Nachricht noch mit weiteren gespickt: Demnach treibt das US-Unternehmen derzeit den Einsatz eines 100-MW-PEM-Elektrolyseurs gemeinsam mit Galp voran, einem Öl- und Gasunternehmen in Südeuropa. Zudem nehme man mehrere 5-MW-Elektrolyseursysteme in verschiedenen Branchen in Betrieb, im Bereich der Glasherstellung genauso wie beim Aluminiumrecycling oder der Stahlherstellung. Die Anleger allerdings hat das alles nicht überzeugt, sich die Kursentwicklung vom operativen Geschäft offenbar endgültig abgekoppelt.
So hat sich die Plug-Aktie seit dem 21. Juni zwar um wieder rund sieben Prozent im Wert verbessert. Vor einem Monat aber notierte sie bei mehr als 3 US-Dollar, hat seitdem demnach rund 17 Prozent an Wert eingebüßt. Allein im vergangenen Halbjahr hat das US-Unternehmen rund 40 Prozent seines Börsenwerts eingebüßt, aufs Jahr betrachtet sogar mehr als drei Viertel.
Plug-CEO Marsh bleibt gewohnt zuversichtlich
Das könnte seinen Grund haben. Plug Power steht auch 2024 vor bedeutenden Herausforderungen, und das ist noch vorsichtig ausgedrückt: Das Unternehmen kämpft weiterhin mit enormen finanziellen Schwierigkeiten, darunter hohe Verluste und Umsätze weit unter Plan. Ein Risiko einer Insolvenz besteht weiterhin, wenn es Plug nicht gelingt, seine Finanzen zu stabilisieren, Investorenvertrauen zurückzugewinnen – und ein unter Bedingungen zugesagter Kredit in Höhe von 1,66 Milliarden US-Dollar durch die US-Regierung nicht fließen sollte.
Und klar, die Produktion von grünem Wasserstoff erfordert erheblichen Energieaufwand, was derzeit teuer ist. Eine Steuererleichterung durch den Inflation Reduction Act (IRA) von bis zu 3,00 Dollar pro Kilogramm für in den USA produzierten sauberen Wasserstoff, die Plug in der Anlage in Georgia als einer der ersten nutzen will, wie man jüngst bekanntgab, könnte helfen. Mit der Verabschiedung des IRA habe die US-Regierung „deutlich gemacht, dass sauberer Wasserstoff für die Dekarbonisierung schwer zu reduzierender Industrien (…) unerlässlich ist“, gab sich Plug-CEO Andy Marsh vor gut einer Woche gewohnt zuversichtlich.
- Zusätzlich zur Wasserstoffanlage in Georgia erweitere Plug seine Präsenz derzeit mit einer bereits bestehenden Anlage mit 10 TPD in Tennessee
- Hinzu kommt laut Plug eine Flüssigwasserstoffanlage mit 15 TPD (Tonnen pro Tag) in Louisiana, die bis Ende 2024 in Betrieb gehen soll
Analysten kürzten Kursziele drastisch
Ob aus dem Ankündigungsweltmeister also doch noch der Big Player wird, als den man sich gerne sehen würde? Die meisten Analysten, lange Zeit dem Unternehmen extrem wohlgesonnen, haben mittlerweile erhebliche Zweifel. So hatte etwa die US-Bank Morgan Stanley ihr Kursziel für die Plug-Aktie nach den erneut enttäuschenden Quartalszahlen Anfang Mai von 3,00 auf 2,50 Dollar gesenkt. Piper Sandler senkte die Erwartung von 2,90 auf ebenfalls 2,50 Dollar. Die Citigroup hatte die Plug-Aktie im April derweil von Halten auf Verkaufen zurückgestuft, die Prognose von zuvor 3,25 auf 2,00 Dollar gekürzt.
Dass das durchschnittliche Kursziel für die Papiere von Plug Power laut marketscreener.com derzeit noch immer bei 4,71 US-Dollar liegt, hat einen einfachen Grund: Die Einschätzungen wurden zum Teil seit Monaten nicht mehr angepasst. Wie dramatisch Plug nicht nur an der Börse sondern auch in der Gunst der Analysten gefallen ist, zeigt sich dennoch beim Blick zurück: Noch Anfang 2024 lag das Kursziel für die Aktie im Schnitt bei 8,24 US-Dollar, vor einem Jahr noch bei mehr als 18 Dollar.
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