Plug Power: Sie glauben an die Kursverdopplung!

Die Wasserstoff-Aktie von Plug Power hatte sich vor dem Wochenende etwas erholt. Hintergrund war wohl die Kurszielerhöhung durch BTIG. Das aber muss gar nichts heißen.

Auf einen Blick:
  • Die Plug-Aktie hatte sich nach weiteren Kursverlusten zuletzt im Kurskeller stabilisiert
  • BTIG hatte das Kursziel auf 5 US-Dollar erhöht und die Kaufempfehlung bestätigt
  • Andere Analysten waren nach miserablen Quartalszahlen von Plug Power weitaus skeptischer
  • In der Tat lag BTIG auch in der Vergangenheit mit ihren Prognosen völlig daneben

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von Plug Power befand sich in der vergangenen Woche längst wieder auf dem Weg nach unten, steuerte augenscheinlich die Marke von 2 US-Dollar an. Am Freitag eröffneten die Papiere des US-amerikanischen Brennstoffzellen- und Wasserstoff-Spezialisten an der Nasdaq bei 2,13 Dollar, schoben sich im Laufe des Tages dann aber tatsächlich bis auf 2,24 Dollar nach oben. Letztlich ging die Plug-Aktie bei 2,20 Dollar aus dem Handel. Eine neue Analysteneinschätzung hatte den Anlegern offenbar wieder etwas Mut gemacht. Es könnte ein Trugschluss ein.

BTIG erhöhte Plug-Kursziel auf 5 Dollar

Denn am Freitag passte das international agierende Finanzdienstleistungsunternehmen BTIG laut investing.com seinen Ausblick für die Aktien von Plug Power an – und erhöhte das Kursziel auf 5,00 US-Dollar, die Kaufempfehlung wurde beibehalten. Kein Wunder, entspräche dies aktuell doch mehr als einer Kursverdopplung. Die Bewertung des Unternehmens folge einem Treffen mit dem Management von Plug Power, „bei dem die steigende Nachfrage nach Brennstoffzellen für stationäre Stromversorgung und Materialtransport hervorgehoben wurde“, wie es heißt.

Die Analyse unterstrich, dass die Nachfrage nach Brennstoffzellenausrüstung zwar zunimmt, die Verfügbarkeit von Wasserstoff, der zum Betrieb erforderlich ist, jedoch zurückbleibe, was eine Herausforderung für das Umsatzwachstum darstelle. „Der Bericht erläuterte mehrere wichtige Beobachtungen aus dem Treffen mit dem General Manager für Brennstoffzellenanwendungen von Plug Power“, so investing.com. Demnach wurde festgehalten, dass die Ausweitung der Wasserstoffproduktion von Plug Power im Gange sei, „was voraussichtlich die Margen verbessern und den langfristigen Umsatz, insbesondere für stationäre Stromversorgungsanwendungen, unterstützen wird“.

  • Darüber hinaus gebe es einen deutlichen Anstieg des Interesses an Brennstoffzellentechnologie für Materialtransport, was den Umsatz im Jahresverlauf steigern dürfte
  • „Das Management von Plug Power hat die stationäre Stromversorgung als einen Bereich mit erheblichem Wachstumspotenzial identifiziert, insbesondere bis zum Jahr 2030“

Plug Power will Wasserstoffproduktion steigern

Plug Power arbeite aktiv daran, den Engpass bei der Wasserstoffversorgung zu überwinden, und plane, die Wasserstoffproduktion bis 2026 von etwa 25 Tonnen pro Tag auf etwa 165 Tonnen pro Tag zu steigern, so BTIG. Darüber hinaus beabsichtige das Unternehmen, im Laufe des Jahrzehnts drei Wasserstoff-Hubs in den Vereinigten Staaten einzurichten.

Das alles reichte den Analysten offenbar, eine Kaufempfehlung für die Plug-Aktie auszusprechen und von einer Kursverdopplung auszugehen. Nüchtern betrachtet allerdings drängt sich der Eindruck auf, dass BTIG sich schlicht die Aussagen des Managements zu Eigen macht.

Vollmundige Versprechen von Plug-CEO Marsh

„Geplant“, „beabsichtigt“, „voraussichtlich“ – man kennt die Formulierungen aus dem Hause Plug Power nur zu gut, vor allem aus dem Munde von CEO Andy Marsh. Das Problem nur: Seit Jahren verspricht der Plug-Chef vollmundig Besserung, seit Jahren wurde es immer schlimmer. Tatsache ist, dass das US-Unternehmen in den vergangenen Jahren bereits Milliarden an Kapital verbrannt hat, ständig auf neue Finanzspritzen angewiesen ist.

  • Allein in diesem Jahr hat Plug Power durch zwei weitere Kapitalerhöhungen mehr als 1,2 Milliarden Dollar eingesammelt
  • Zugleich hofft das Unternehmen auf einen Staatskredit in Höhe von 1,66 Milliarden, um überhaupt geschäftsfähig zu bleiben
  • Sollten die Gelder nicht fließen, droht dem Unternehmen nach wie vor die Pleite, wie man im November 2023 eingeräumt hatte

Andere Analysten kürzten ihre Prognosen

Kein Wunder, dass die kanadische RBC Capital das Kursziel für die Aktien von Plug Power zuletzt ebenfalls korrigiert hat, allerdings nach unten, von zuvor 3,50 auf nur noch 2,50 US-Dollar. Die Anpassung folge auf die Ergebnisse von Plug Power für das zweite Quartal 2024, „die nicht den Erwartungen von RBC Capital und dem breiteren Marktkonsens entsprachen“, wie es hieß. Das neue Kursziel berücksichtige die gedämpfte Wachstumsprognose für Plug Power. Die Bank weist zudem auf die verwässernde Wirkung der Kapitalerhöhungen auf die Aktien hin.

Und RBC war mit dieser Einschätzung nicht allein: Nach den erneut miserablen Zahlen vom 8. August hatte Wells Fargo das Plug-Kursziel von 4,00 auf 3,00 US-Dollar erneut gesenkt. „Alle Schlüsselkennzahlen lagen unter dem Konsens und unseren Schätzungen, einschließlich Umsatz, Bruttomarge und EPS“, ließ Analyst Michael Blum laut Börse Online wissen. Für 2024 und 2025 senkte Wells Fargo in der Folge die Ebitda-Schätzungen, auch um geringere Margen einzupreisen.

Plug-Aktie mit fast 80 Prozent Jahresminus

Die schweizer Großbank UBS hatte ihr Kursziel für die Plug-Aktie ebenfalls eingedampft, von 2,75 auf 2,50 US-Dollar. Dies sei die zweite Senkung in relativ kurzer Zeit, so Börse Online. „Das Vertrauen der Experten scheint endgültig weg zu sein.“ Nur für BTIG gilt das offenbar nicht. Zur Einordnung sei jedoch gesagt, dass die BTIG-Analysten für die Plug-Aktie bis zum 8. Mai 2023 noch ein Kursziel von 25 US-Dollar aufgerufen hatten. 9,50 US-Dollar waren die Papiere zum Analysezeitpunkt wert, haben seitdem aber bekanntlich nicht zugelegt, sondern annähernd 80 Prozent an Wert eingebüßt. Kurzum: Was die selbst ernannten Experten prophezeien, muss wahrlich nichts heißen.

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