Plug Power-Aktie: „Reflexartige Reaktion!“

Die Aktie von Plug Power legte am Montag um gut 20 Prozent zu. Eine US-Entscheidung gegen eine Ausweitung der Kernenergie soll die Papiere angetrieben haben.

Auf einen Blick:
  • Die Plug-Aktie hat nach Wochen der Lethargie am Montag einen Kurssprung hingelegt
  • An der Nasdaq ging es um gut 20 Prozent nach oben auf 2,51 US-Dollar
  • Die Entscheidung einer Regulierungskommission soll Plug Auftrieb gegeben haben
  • Doch erst am 12. November stehen die Quartalszahlen beim Wasserstoff-Unternehmen an

Liebe Leserin, lieber Leser,

seit Wochen pendelte die Aktie von Plug Power in einem engen Korridor zwischen 1,94 und 2,30 US-Dollar. Zuletzt allerdings tendierten die Papiere des finanziell schwer angeschlagenen US-Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Spezialisten eher nach unten. Doch dann kam der Montag  – und die Plug-Aktie machte an der Nasdaq einen mächtigen Sprung auf letztlich 2,51 Dollar. Wie ist ein Anstieg um 20,1 Prozent zu erklären, ohne eine substanzielle Nachricht aus dem Unternehmen? In US-Medien wird über eine politische Entscheidung berichtet, die Plug in die Karten spielen könnte. Doch es bleibt reine Spekulation.

Entscheidung gegen mehr Atomstrom

Demnach hat die Federal Energy Regulatory Commission (FERC) am Montag einen Antrag auf Erhöhung der Strommenge eines Kernkraftwerks abgelehnt. „Dieser Antrag kam von den Betreibern des Kernkraftwerks Susquehanna, um ein Rechenzentrumsgelände von Amazon mit Strom zu versorgen“, heißt es etwa bei The Globe And Mail. Das Kernkraftwerk in Pennsylvania, das dem unabhängigen Energieerzeuger Talen Energy gehöre, habe das Rechenzentrumsgelände Anfang des Jahres an Amazon Web Services (AWS) verkauft und hoffte, einen Vertrag zur Versorgung mit dem Strom abzuschließen, der zum Betrieb seiner Server für künstliche Intelligenz (KI) benötigt wird.

Talen wollte demnach die behördliche Genehmigung, um die Ladekapazität für die Verbindung zwischen seinem Kernkraftwerk und dem AWS-Rechenzentrum von 300 Megawatt (MW) auf 480 MW zu erhöhen. Es wurde demnach davon ausgegagangen, dass es sich um eine Vereinbarung handelt, die in anderen Rechenzentren wiederholt werden könnte, da der Energiebedarf weltweit steigt. Doch daraus wird nun wohl nichts

  • Nicht nur bei Globe And Mail wird nun darüber sinniert, dass Plug Power von der Entscheidung mittelfristig profitieren könnte, auch bei The Motely Fool
  • Plug Power arbeite an der Entwicklung eines Wasserstoff-Ökosystems, das seine Elektrolyseure nutzt, um grüne Energie für industrielle Bedürfnisse bereitzustellen

Kann Plug Power davon profitieren?

Doch es wird gewarnt: „Die Verwendung der Elektrolyseure von Plug wäre kein automatischer Ersatz“, heißt es. Das Wasserstoff-Ökosystem könne kostspielig sein, und Plug habe noch keinerlei Gewinn erwirtschaftet. Es sei zu früh für Anleger, in die Aktie einzusteigen, in der Hoffnung, dass Rechenzentren ein Katalysator für neue Geschäfte für Plug Power sein können, heißt es bei The Motely Fool. „Aber das ist die reflexartige Reaktion einiger nach den heutigen Nachrichten von Talen Energy.“

Es scheint in der Tat so zu sein, dass Anleger sich bei Plug Power an jeden Strohhalm klammern, nachdem die Aktie in den vergangenen gut zweieinhalb Jahren einen fast schon beispiellosen Absturz erlebt hat. Allein im zurückliegenden Jahr verloren die Anteilscheine rund 60 Prozent ihres Werts. Seit ihrem irrationalen Anstieg auf bis zu 73 US-Dollar am 13. Januar 2021 hat sich– dem aktuellen Kurssprung zum Trotz – nicht weniger als 96,6 Prozent von Plugs Börsenwert in Luft aufgelöst.

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Plug meldete Rahmenvertrag, keinen Kaufvertrag

Daran änderte auch die letzte, grundsätzlich positive Nachricht aus dem operativen Geschäft von Plug Power nichts. Vor rund einem Monat hatte man einen verbindlichen Rahmenvertrag mit Allied Green Ammonia (AGA), einem australischen Unternehmen, das sich auf die Produktion von grünem Ammoniak konzentriert, unterzeichnet. Ziel sei es, einen Liefervertrag über drei Gigawatt (GW) Elektrolyseurkapazität für AGAs Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff zu Ammoniak in Australien abzuschließen.

„Die Partnerschaft zwischen Plug und AGA stellt einen wichtigen Schritt zum Bau einer der weltweit größten Produktionsanlagen für grünes Ammoniak dar“, betonte das Unternehmen. Der Knackpunkt: „Beide Parteien werden nun mit der Finalisierung des Kaufvertrags beginnen“, teilte Plug Power mit. In Trockenen Tüchern ist der Deal demnach bis heute nicht.

Quartalszahlen kommen am 12. November

Und so sollten die Anleger vielmehr gespannt dem 12. November entgegenblicken. Denn anders als noch auf vielen Finanz-Seiten angekündigt, wird Plug Power nicht am 7. November die Bücher aus dem dritten Quartal 2024 öffnen. Seit Montag ist klar, dass sie sich bis zum Dienstag kommender Woche gedulden müssen. Um 8.30 AM Eastern Time (ET) werde man am 12. November einen Webcast zum Quartalsbericht anbieten, der auch direkt von der Plug-Homepage aus aufgerufen werden könne, teilte Plug Power am Montag mit.

Die Analysten zeigen sich insgesamt uneinig, ob Plug Power sich aus seiner heiklen Lage wird befreien können. Zwei Kapitalerhöhungen im Wert von zusammen rund 1,2 Milliarden US-Dollar waren 2024 nötig, um das Überleben zu sichern. Noch immer steht die finale Zusage eines im Mai angekündigten, 1,6 Milliarden Dollar schweren Kredits durch das US-Energieministerium aus.

Plug-Kursziele zuletzt wieder gestiegen

Immerhin: Laut marketscreener.com ist das durchschnittliche Kursziel – wohl auch angesichts des möglichen Großauftrags aus Australien – zuletzt wieder gestiegen. Von weniger als 2 US-Dollar im September auf aktuell 3,96 Dollar.  Von 28 Beobachtern

  • empfehlen acht den Kauf der Aktie
  • 16 würden Plug Power aktuell halten
  • vier raten zum Verkauf der Papiere

Wie weit die Ansichten angesichts der unklaren Lage auseinanderliegen, davon zeugen die abgegeben Prognosen für die Plug-Aktie. Die Kursziele reichen derzeit von 18,00 bis 1,50 US-Dollar. Zwischen einer Versiebenfachung im Wert und einem Absturz um rund 40 Prozent ist bei der Aktie offenbar alles möglich.

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