Plug Power: Da ist nichts fix!

Die Aktie von Plug Power startete gut in die Woche – und fiel wieder zurück. Das US-Wasserstoff-Unternehmen bleibt ein extremer Wackelkandidat.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Plug Power fiel nach gutem Wochenstart bereits wieder ab
  • Eine vermeintlich gute Nachricht entpuppte sich lediglich als Option
  • Dem US-Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Spezialisten fehlt es weiter an Kapital

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von Plug Power bleibt sich treu. Nach einem ermutigenden Start in die Woche, als die Papiere des US-Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Spezialisten knapp fünf Prozent von zuvor 2,15 auf 2,25 US-Dollar zulegten, folgte am Dienstag der Rückschlag. Die Plug-Aktie fiel an der Nasdaq auf nur noch 2,06 Dollar, ein Abschlag von satten 8,44 Prozent. Den Anlegern wurde möglicherweise bewusst, dass eine vermeintlich gute Nachricht, die zum Kursanstieg führte noch weiter mit Unsicherheiten verbunden ist.

Plug Power meldete Rahmenvertrag

Denn Plug Power hatte am Montag vermeldet, dass man „einen verbindlichen Rahmenvertrag mit Allied Green Ammonia (AGA), einem australischen Unternehmen, das sich auf die Produktion von grünem Ammoniak konzentriert, unterzeichnet habe. Angestrebt ist demnach, einen Liefervertrag über drei Gigawatt (GW) Elektrolyseurkapazität für AGAs Anlage zur Herstellung von grünem Wasserstoff zu Ammoniak abzuschließen. Der Rahmenvertrag folgt laut Plug auf das kürzlich unterzeichnete Memorandum of Understanding (MoU) und das grundlegende Engineering- und Designpaket (BEDP). Ein fester Auftrag ist das allerdings noch immer nicht:

  • Beide Parteien werden nun „mit der Finalisierung des Kaufvertrags beginnen“, heißt es in der Mitteilung
  • Die Lieferung des Elektrolyseursystems werde für Ende des Jahres 2026/Anfang 2027 lediglich „erwartet“

Wasserstoff für australische Ammoniak-Anlage

Doch das hoch defizitäre US-Unternehmen gibt sich gewohnt selbstbewusst: Die Partnerschaft zwischen Plug Power und AGA stelle einen wichtigen Schritt zum Bau einer der weltweit größten Produktionsanlagen für grünes Ammoniak dar. Die geplante Anlage sei darauf ausgelegt, etwa 2.700 Tonnen grünes Ammoniak pro Tag (TPD) zu produzieren und dabei reichlich vorhandene erneuerbare Energieressourcen und eine robuste Energieinfrastruktur zu nutzen, wie es heißt.

Die Anlage von Allied Green Ammonia liegt laut Plug Power strategisch günstig auf der Gove-Halbinsel im Northern Territory von Australien und sei so positioniert, „dass sie die wachsende Nachfrage von AGAs Kunden in Asien und Europa bedienen und eine zuverlässige und sichere Versorgung mit grünem Ammoniak gewährleisten kann“. Dementsprechend ziele diese Zusammenarbeit darauf ab, den Ammoniakproduktionsprozess deutlich zu dekarbonisieren, indem herkömmliche Dampfmethanreformierungstechniken (SMR) durch grünen Wasserstoff ersetzt werden, der durch Plugs Elektrolyseure erzeugt werden soll.

Zukunft von Plug ist nicht gesichert

„Ammoniakproduzenten erkennen die erheblichen Vorteile der Kosten- und Kohlenstoffreduzierung durch Wasserstoff auf Elektrolysebasis“, versichert Andy Marsh, CEO von Plug Power. Und weiter: „Unsere umfassende Erfahrung im Bau und Betrieb großer Wasserstoffanlagen, kombiniert mit unserer hochmodernen PEM-Elektrolyseurtechnologie, macht uns zum idealen Partner für dieses bahnbrechende 3-GW-Projekt.“

Was Marsh nicht sagt: Dass der Vertrag noch nicht in trockenen Tüchern – und dass die Zukunft seines Unternehmens keinesfalls gesichert ist.

Plug Power wartet weiter auf Milliardenkredit

Denn noch immer wartet Plug Power auf die Bestätigung einer vom US-Energieministerium im Mai gegebenen Kreditgarantie in Höhe von 1,66 Milliarden US-Dollar, die jedoch an diverse technische, rechtliche, umweltrelevante und finanzielle Anforderungen gebunden sind. Noch immer arbeitet das Unternehmen offenbar an der Ausarbeitung. Ob die Gelder tatsächlich  fließen werden, ist völlig unklar. Und somit auch, ob Plug zum Zeitpunkt der Umsetzung des geplanten AGA-Projekts überhaupt noch existiert.

Das ist keine Schwarzmalerei: Das Unternehmen selbst hatte im November 2023 eine mögliche Zahlungsunfähigkeit innerhalb der nächsten zwölf Monate gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC  eingeräumt, sollte kein weiteres Kapital zufließen. Kein Wunder, hatte Plug Power doch alleine im vergangenen Jahr mehr als eine Milliarde US-Dollar an neuen Schulden aufgetürmt. Und auch im ersten Halbjahr 2024 lag das Defizit weit über dem Umsatz.

Zwei Kapitalerhöhungen waren notwendig

Immerhin meldete Plug im September, die Verpflichtungen im Zusammenhang mit einer zuvor angekündigten Beilegung eines zivilrechtlichen Verwaltungsverfahrens mit der SEC im Jahr 2023 „eingehalten und abgeschlossen“ zu haben. Dazu gehören laut Plug „die vollständige Behebung seiner wesentlichen Mängel“. Allerdings:

  • Nur durch zwei weitere Kapitalerhöhungen in diesem Jahr hatte Plug eine Insolvenz noch abwenden können
  • Insgesamt hat Plug Power weitere rund 1,2 Milliarden Dollar eingesammelt, was den Absturz der Aktie mit erklärt

Plug-Aktie verlor 97 Prozent an Wert

Denn: Dass sich die Papiere seit Anfang September, trotz der aktuellen Korrektur, noch immer um rund 20 Prozent verbessert haben, ist nicht mehr als Schadensbegrenzung. Dies wird deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die Plug-Aktie im Oktober 2023 noch bei 7,90 US-Dollar gehandelt worden war. Seitdem hat sie somit mehr als zwei Drittel ihres Werts eingebüßt.

Wirklich schwindelerregend wird es, geht man noch etwas weiter zurück: Anfang Februar 2021 waren die Papiere im allgemeinen Hype um alle Wasserstoff- und Brennstoffzellentitel tatsächlich mit mehr als 70 US-Dollar bewertet worden. Seitdem hat Plug Power nicht weniger als 97 Prozent an Börsenwert eingebüßt.

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