Liebe Leserinnen und Leser,
Plug Power gewann am Freitag noch einmal über 12 %. Die positive Entwicklung der vergangenen Tage hat sich also nahtlos fortgesetzt. Kurios ist, dass es keinerlei wirtschaftlich sinnvolle Hinweise es darauf gibt, was hinter den Kursgewinnen stecken könnte. Vielmehr sieht es so aus, als sollte die Aktie aus der Perspektive einiger Investoren vorher zu viel verloren haben.
Wie weit aber kann die Gegenbewegung gehen, wenn es denn eine ist? Die Kraft und Dynamik haben noch nicht nachgelassen. Behalten die Analysten Recht, dann wird sich jetzt noch einiges tun, denn die Kursschätzungen sind deutlich höher als die aktuellen Kurse am Markt.
Plug Power: Diese Chance ist nicht zu übersehen
Generell aber hat die Entwicklung in der vergangenen Woche neue Türe geöffnet. Die Aktie konnte sich um mehr als 30 % nach oben schieben. Das ist ein Wochengewinn, der selbst bei den turbulent verlaufenden Kursentwicklungen in der Wasserstoff-Industrie nicht zum Normalfall zählt.
Nun sind die Kurse wieder auf über 4 Euro geklettert. Damit eröffnet sich eine neue Situation. Die will beleuchtet sein.
Grundsätzlich hat Plug Power im charttechnischen Bild unverändert einen klaren Abwärtstrend erreicht. Das bedeutet, der Titel ist mit der Kursentwicklung auf über 4 Euro zwar vorangekommen. Dies reicht aber nicht aus, um den vorhergehenden Kursrutsch kurz nach den Quartalszahlen auch nur im Ansatz auszugleichen.
Denn: Plug Power war mit ca. 5,50 Euro nach den Quartalszahlen gestartet. Dann ging es binnen zweiter Tage massiv nach unten. Der Kurs stürzte in Richtung von 3 Euro nach unten. Es drohte zwischenzeitlich intraday sogar ein Rutsch unter die Marke von 3 Euro. Der Titel hat damit Befürchtungen ausgelöst, es könnte um einen Crash gehen.
Warum? Die Konzernleitung hatte dem nichts mehr entgegenzusetzen. Plug Power hat vielmehr kundgetan, nicht nur die Quartalszahlen seien schwach. Es war klar, dass es auch zu bedeutenden Kapitalmaßnahmen kommen kann. Entweder Plug Power würde sich Geld leihen oder aber per Kapitalerhöhung am Kapitalmarkt durch die Ausgabe neuer Aktien einholen wollen.
Die Leihe, d. h. die reine Kreditbeschaffung, fiel aus. Plug Power muss derzeit eher die hohen Zinsen am Markt im Auge behalten. Die sind viermal so hoch wie noch vor gut einem Jahr. Damit würde Plug Power auch erheblichen Zinslasten das Ja-Wort geben, wenn jetzt ein Kredit aufgenommen würde. Es wäre allerdings zweifelhaft, ob der Markt Plug Power überhaupt einen Kredit geben wird. Eher nicht, denn die Sicherheit fehlt. Das Unternehmen legt nebenher derzeit auch eine massive Nettoverschuldung vor.
Der Einschub: Die Schulden sind zu hoch für diese Maßnahme
Im laufenden Jahr werden die Schulden am Ende bei ca. 580 Millionen Dollar verortet. Die Marktkapitalisierung, der Wert von Plug Power am Kapitalmarkt, liegt demgegenüber bei ca. 2,75 Milliarden Dollar. Der Umsatz aber wird bei 1,1 Mrd. Dollar taxiert. Die Schulden allein im laufenden Jahr werden den Schätzungen nach gut 900 Millionen Dollar erreichen.
Das bedeutet: Die Nettoverschuldung ist auf den ersten Blick noch nicht zu hoch, um neue Darlehen aufzunehmen. Aber: Schon jetzt wird geschätzt, dass die negativen betrieblichen Ergebnisse dazu führen, die Nettoverschuldung im kommenden Jahr auf knapp 2 Mrd. Dollar hochzutreiben. Damit wäre die Aktie wiederum sehr klar im Baisse-Modus.
Der Titel hat damit – wenn die Erwartungen stimmen – eine Nettoverschuldung, die fast so hoch ist wie der gesamte Marktwert des Unternehmens. Es ist schwer vorstellbar, dass ein unrentables Unternehmen mit vergleichsweise hoher Verschuldung und fehlender Rentabilität zu günstigen Konditionen Kredite aufnehmen kann.
Ergo geht und ging es um eine Kapitalerhöhung. Die hat aus Investoren-Sicht immerhin den Reiz, mitbestimmen zu können. Plug Power deutete eine solche Kapitalerhöhung denn auch an – im Anhang zum Quartalsbericht.
Deshalb war der Kurs der Aktie so stark gefallen, bis es jetzt wieder deutlicher, aber nicht vollständig, aufwärts ging.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Die Kurse sind damit noch immer -63 % im laufenden Jahr im Minus. An der Ausgangssituation hat sich also wirtschaftlich ohnehin nichts geändert. Technisch, charttechnisch und statistisch ist die Ausgangslage aber trotz der jüngsten Erholung im selben Modus.
Es gibt jetzt eine Besonderheit: Beim Rutsch nach den Quartalszahlen – siehe oben – ist die Aktie nicht in einem Stück gefallen. Es entstand ein „Gap“ durch einen richtigen Kurssturz. Typischerweise, so Charttechniker, wird ein solches Gap im Chart auch wieder geschlossen.
Das ist die Besonderheit: Für die Aktie könnte es dementsprechend aus rein technischer Sicht von den nun erreichten knapp 4,20 Euro auf Basis dieser Situation zur Schließung des Gaps auf 5,20 bis 5,30 Euro aufwärts gehen.
Zwischenfazit: Ohne wirtschaftlich neue Bedingungen kann die Aktie zumindest aus der Stimmungssituation heraus noch einmal einen kräftigen Zug nach oben schaffen.
Das würde – auch wenn sich wirtschaftlich nichts geändert hat, wie immer wieder zu betonen ist – ein Schritt, den auch die Analysten so erwarten. Das mittlere Kursziel, das auf Marketscreener stets betont wird, liegt für diese Aktie bei gut 8,50 Dollar oder umgerechnet etwas über 8 Euro. Damit hätte der Wert noch ein Potenzial in Höhe von etwas über 87 %. Das passt zur Dynamik des Kurses in den vergangenen Handelstagen. In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob es tatsächlich in diesem Tempo weiter aufwärts gehen kann.
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