Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Plug Power befindet sich weiterhin auf dem Weg zurück zu alten Tiefständen. Zu Monatsbeginn noch mit 3,54 US-Dollar bewertet, werden für die Papiere des US-Brennstoffzellen- und Wasserstoffproduzenten aktuell deutlich weniger als 3 Dollar aufgerufen. Die Infragestellung eines von der US-Regierung in Aussicht gestellten Milliardenkredits durch einen ranghohen Republikaner hat der Plug-Aktie enorm zugesetzt. Dabei kommt das finanziell angeschlagene Unternehmen an anderer Stelle tatsächlich voran, allerdings langsam – und unter Vorbehalt.
„Begeisterung“ über Plug-Projekt in Finnland
Denn wie Plug Power in dieser Woche über X (ehemals Twitter) bekanntgab, traf man sich jüngst mit Vertretern der finnischen Stadt Porvoo, um über ein Projekt zu sprechen. Die Finnen äußerten demnach „ihre Begeisterung“ und erklärten: „Das ist ein gutes Projekt für die Stadt und die Region, es schafft Arbeitsplätze und ist ein Projekt mit neuer Technologie, das der Industrie dient.“ Doch was hat es mit dem Projekt auf sich? Plug machte dazu aktuell keine Angaben, vor einem Jahr allerdings schon.
Denn Ende Mai 2023 hatte Plug Power bekanntgegeben, die Entwicklung von drei Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff in Finnland für die europäischen Märkte zu planen. „Diese Projekte werden voraussichtlich einige der größten Investitionen auf dem europäischen Markt darstellen“, hieß es. Plug habe zudem Gespräche mit großen Finanzinvestoren und Kreditgebern zur Realisierung der Vorhaben aufgenommen.
Wasserstoff per Pipeline nach Westeuropa?
In Kristinestad soll, so der Plan, in der Nähe eines ehemaligen Kohlekraftwerks eine 1-GW-Elektrolyseuranlage entstehen, die Wasserstoff für die Produktion von grünem Stahl vor Ort erzeugen wird. In Kokkola sei vorgesehen, 85 Tonnen flüssigen, grünen Wasserstoff pro Tag (TPD) und bis zu 700 kt grünes Ammoniak pro Jahr zu erzeugen, für den lokalen Gebrauch sowie den Export nach Westeuropa vom Hafen Kokkola aus, hieß es. In Porvoo schließlich plant Plug bis 2030 nach eigenen Angaben bis zu 100 Tonnen Wasserstoff täglich zu produzieren.
- Dieser sei für lokale Mobilitätsanwendungen vorgesehen, soll aber zudem durch eine Pipeline nach Westeuropa exportiert werden, so Plug Power
- Der Schritt werde „die europäische Energiesicherheit verbessern“, der endgültige Investitionsbeschluss werde für 2025/2026 erwartet
Bei der Unterzeichnung der Pläne vereinbarte Plug Power laut Der Aktionär seinerzeit auch eine Absichtserklärungen mit Fingrid, einem finnischen Strom-Netzbetreiber, sowie mit Gasgrid, einem Erdgas-Fernleitungs-Betreiber. Plug werde eng mit beiden zusammenarbeiten, „um die Kapazitäten des Stromnetzes und die Entwicklung von Wasserstoff-Infrastrukturen sicherzustellen“, hieß es demnach in einer Erklärung. Inwieweit das Projekt in Kokkola durch den aktuellen Besuch Fortschritte gemacht hat, die über die der Begeisterung der Stadtvertreter hinausgehen, darüber schweigt sich Plug Power allerdings aus.
Plug Power stellte Pläne erst einmal vor
Konkreter war hingegen ein Besuch in Kristinestad, im Rahmen dessen Vertreter von Plug Power das vorgesehene Projekt bei einer öffentlichen Anhörung vorstellten, wie das US-Unternehmen im April auf seinem Blog verriet. Die Informationsveranstaltung war für Plug und Partner GravitHy demnach „eine Gelegenheit, zu erklären, welche Möglichkeiten die geplante Anlage der Region bietet und um Fragen der Bürger zu beantworten“.
Das Projekt für grünen Stahl befinde sich allerdings noch in „einem frühen Entwicklungsstadium“ für das derzeit im Rahmen der Machbarkeitsuntersuchungen die Vorstudien zur Logistik für die Anbindung an den Hafen von Karhusaari durchgeführt werden, wie man einräumte. Zu Kokkola hat sich Plug Power indes seit einem Jahr gar nicht mehr öffentlich geäußert.
Untersuchung der Kreditvergabe an Plug gefordert
Dass Plug Power die Vorhaben wie geplant umsetzen kann, ist ohnehin unsicher. Das Überleben des hoch defizitären Unternehmens hängt am seidenen Faden – und an der Bewilligung der vom US-Energieministerium gegebenen Kreditgarantie in Höhe von 1,66 Milliarden US-Dollar, die an diverse technische, rechtliche, umweltrelevante und finanzielle Anforderungen gebunden sind. Doch nicht nur. Just am Tag der Plug-Hauptversammlung vor gut einer Woche hatte ein US-Senator eine Prüfung der Umstände gefordert, die zur Gewährung der Garantie führten.
In einem Brief an Teri Donaldson, Generalinspekteur im US-Energieministerium, äußerte Senator John Barrasso, ranghöchster Republikaner im Energieausschuss, Bedenken hinsichtlich möglicher Interessenskonflikte von Jigar Shah, dem Direktor des zuständigen Loan Programs Office (LPO).
Republikaner wittern Vetternwirtschaft
- Shah hatte demnach in der Vergangenheit enge berufliche Verbindungen zu Plug Power
- Kurzum: Barrasso glaubt an Vetternwirtschaft, was das Energieministerium prompt zurückwies
Jedoch: „Angesichts der erheblichen finanziellen Auswirkungen und der Notwendigkeit, das Vertrauen der Öffentlichkeit aufrechtzuerhalten, ist eine gründliche Untersuchung der bedingten Verpflichtung des LPO gegenüber Plug Power unerlässlich, um Transparenz und Rechenschaftspflicht innerhalb des LPO sicherzustellen“, wurde der Senator in Medienberichten zitiert. Barrasso äußerte zudem Bedenken hinsichtlich der finanziellen Tragfähigkeit von Plug Power, nachdem das Unternehmen 2023 mehr als 1,3 Milliarden Dollar Verlust gemacht habe.
Plug Power in gewaltigen Finanznöten
Und zumindest in diesem Punkt dürfte er recht haben: Denn noch im November 2023 bestanden „erhebliche Zweifel an der Fähigkeit des Unternehmens, seine Geschäftstätigkeit fortzusetzen“, wie Plug Power gegenüber der US-Börsenaufsicht SEC selbst einräumte. Mit anderen Worten: Sollte die milliardenschwere Kreditsumme ausbleiben, könnten bei Plug ganz schnell die Lichter ausgehen.
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