Liebe Leserinnen und Leser,
Plug Power ist am Dienstag massiv nach oben geklettert. Der Titel konnte einen Gewinn von mehr als 8 % für sich verbuchen und hat damit wohl die meisten Investoren und Analysten überrascht. Dazu kam eine Meldung über Sammelklagen von Aktionären gegen die Unternehmung selbst. Die Notierungen von Plug Power haben darunter offenbar zumindest nicht gelitten. Plug Power ist damit der spannendste Wert der Wasserstoff-Branche geworden.
Plug Power: Wer rechnet denn damit?
Die Situation ist kurios – es gibt eine Frist für eine Sammelklage gegen Plug Power – und die Aktie legt so stark zu wie es fast niemals in der Geschichte gelungen ist.
Zu den rechtlichen Faktoren:
Die Anwaltskanzlei Klein hat sich zu Wort gemeldet – in New York -, im Namen von Plug Powers Aktionären würde eine Sammelklage eingereicht. Gegen Plug Power. Denn das Unternehmen würde gegen Wertpapiergesetze verstoßen.
Die Frist liefe ab. Der Hauptkläger würde „ohne Verpflichtung und Kosten“ eine Frist bis zum 12. Juni 2024 haben. Das ist zunächst geheimnisvoll. Daher wird es interessant, Inhalt und Begründung zu untersuchen.
Zum Inhalt: „Laut der eingereichten Beschwerde war Plug nicht in der Lage, seine Lieferkette und Produktherstellung effektiv zu verwalten, was unter anderem zu geringeren Umsätzen und Margen, erhöhten Lagerbeständen und der Verzögerung mehrerer großer Geschäfte bis mindestens 2024 führte. Daher entbehrten die Aussagen der Beklagten über das Geschäft, den Betrieb, die Aussichten und die Fähigkeit des Unternehmens, seine Lieferkette und Produktion effektiv zu verwalten, einer angemessenen Grundlage.“
Dies geht aus der Mitteilung von Klein vor. Das bedeutet, hier würde der Vorstand oder die Gesellschaft schlicht falsche und sogar strafbare Aussagen falschen Inhalts über den Geschäftsverlauf des Unternehmens getätigt haben.
Aktionäre können dem Hinweis nach bis zum 12. Juni 2024 beim Gericht den Status eines „Hauptangeklagten“ beantragen.
Die Kosten dafür wären null, möglicherweise könnten die Aktionäre Anspruch auf „eine Entschädigung ohne Zahlung von Auslagen“ haben. Nun steht es Analysten und Berichterstattern nicht zu, im juristischen Detail zu urteilen. Dennoch ist es wichtig zu wissen, dass der Rechtsweg einer Klage zunächst jedem offensteht. Dass eine Frist abläuft oder dergleichen, sagt weder etwas über den Sinn oder Unsinn der Klage noch über entsprechende Chancen, mit dem Anspruch auf Entschädigung durchzukommen.
Plug Power: Das macht nichts
Es liegt nahe anzunehmen, dass das Verfahren zumindest aus Sicht der Kläger – wenn es Aktionäre sind – schwierig wird. Die Angaben, es hätte Falschaussagen gegeben, sind mutig. Denn der Text enthält keinen förderlichen Hinweis darauf, welcher Art die Angaben nun sind, die hier nicht gemacht worden seien.
Plug Power ist offenbar auch aus Sicht des Marktes hier nicht in Gefahr, große Summen zahlen zu müssen. Anders lässt sich der große Fortschritt an den Aktienmärkten kaum erklären. Die Aktie ist auf dem Weg nach oben – wenngleich auf sehr niedrigem Niveau, wie nach den vergangenen Tagen immer noch festzustellen ist.
Der gewaltige Gewinn hat jedoch wenigstens geholfen, die Marke von 8 Euro nachhaltig zu überwinden. Damit ist die Notierung formal sowohl im charttechnischen wie auch im technischen Baisse-Modus. Das ist an sich allerdings kein größeres Problem – denn Plug Power wird bezogen auf den aktuellen Kurs immerhin als Titel wahrgenommen, der einen Boden bilden konnte – das Chartbild zeigt den Vorgang relativ deutlich.
Die Kursverläufe der vergangenen Wochen und Monate sprechen auch für sich. Das Unternehmen war bereits auf einer Abwärtsfahrt, die offenbar kaum ein Ende nehmen wollte. Nun fängt der Kurs zumindest an, statistisch etwas mehr Halt zu bekommen.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Seit Jahresanfang hat Plug Power noch immer etwa gut 30 % verloren. In den vergangenen sechs Monaten ging es gar um ungefähr 45 % abwärts. Dennoch haben sich die Vorzeichen für Plug Power in den zurückliegenden Tagen trotz eines zwischenzeitlich weiteren heftigen Abschlags wieder deutlich aufgehellt. Die Notierungen sind zumindest auf dem Boden angekommen, so der Eindruck von Analysten, die sich mit den Statistiken beschäftigen.
Dennoch bleibt es dabei, dass Plug Power in einer schwachen Verfassung ist. Charttechnisch betrachtet sind z. B. 10 Euro die Hürde, die es zu meistern gilt, um überhaupt wieder adäquat wahrgenommen zu werden. Der Titel konnte dabei charttechnisch betrachtet in den zurückliegenden Wochen und Monaten schon bedeutendere Unterstützungen nicht verteidigen. Bei 15 bis 20 Euro gab es einige Zwischenstationen, die bereits einen Halt hätten markieren können.
Dennoch: Die Kursanalysten zeigen sich trotz dieser unverändert schwerwiegenden Zeichen unter dem Strich auf den ersten Blick noch optimistisch. Das Kursziel verorten die Analysten in Höhe von 19 Dollar. Damit hätte Plug Power derzeit noch ein Kursziel, das etwa 100 % über dem aktuellen Kurs verläuft. Tatsächlich aber ist das Kursziel der Analysten in den vergangenen Wochen bereits massiv gesunken.
Plug Power hatte zwischenzeitlich Kursziele von etwa 25 Euro oder sogar etwas mehr – diese Ziele wiederum konnte das Unternehmen an den Börsen praktisch kaum verfolgen. Die Kursziele rührten wahrscheinlich aus älteren Analysen, die auf Basis der jüngsten Quartalszahlen von Anfang Mai zumindest aus der wirtschaftlichen Perspektive heraus nicht mehr zu verteidigen waren. Vor diesem Hintergrund ist Plug Power von den Bankanalysten wahrscheinlich auch heute noch schlicht überschätzt.
Trotz des Gewinns am Dienstag hat Plug Power derzeit schwere Zeiten.
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