Plug Power-Aktie: Der Tag des Herrn!

Liebe Leserinnen und Leser,

Plug Power wird heute und an den kommenden Tagen sicher zittern. Die Aktie hat zuletzt schon am Freitag mehr als 11 % verloren. Aus meiner Sicht ist die Aktie derzeit nicht, wie Viele vermutet hatten, im Aufwärtstrend. Im Gegenteil: Es steht möglicherweise sogar eine Abwärtsbewegung an.

Die Aktie ist ein Musterbeispiel dafür, dass Sie als Investor bei einem Trend auch stets die Umstände berücksichtigen sollten, wenn diese ganz besonders sind. Wie hier. Plug Power ist eine rein politische Aktie und hat deshalb in den vergangenen Wochen einen durchaus smarten Aufwärtsdruck geschafft. Jetzt wird dem Titel vielleicht schon ab heute, dem 20. Januar, der Zahn gezogen.

Grund ist hier Donald Trump. Sie werden sehen, dass der neue US-Präsident ab 18.00 Uhr unserer Zeit in Washington vereidigt wird. Aktuell ist geplant, dass die Vereidigung im Kapitol selbst und nicht wie üblich draußen stattfindet. Die Kälte sei verantwortlich für den Umzug.

Die Stimmung ist – für Plug Power – schon eisig genug.

Plug Power: Unwahrscheinliche Gewinne

Die Bilanz  der vergangenen Wochen ist durchaus beeindruckt. Auch über den Zeitraum von einem Monat liegt Plug Power noch immer gut 7,4 % vorne. Als Trader werden Sie bei einem Aufwärtstrend, wie Plug Power ihn aktuell geschafft hat, im Regelfall nervös. Die Gewinne waren interessant.

Die Fakten – und die Rahmbedingungen, auf die Sie achten können:

• Der GD100 ist um mehr als 22 % überrundet. Das heißt, dass die Aktie 22 % höher notiert als der Durchschnitt der vergangenen 100 Tage. Mit jedem neuen Handelstag wird diese Kennziffer um das älteste Kursdatum korrigiert und mit dem jüngsten ergänzt. So verändert sich der GD100 permanent.
• Die Interpretation: Der GD100 gilt bei technischen Analysten als mittelfristiges Trendsignal. Wenn der Kurs wie hier über dem GD100 verläuft, liege ein mittelfristiges Aufwärtstrendsignal vor. Das bedeutet nicht, dass der Kurs steigen muss. Dies ist lediglich eine rückwärtsgewandte Lesart und Deutung der aktuellen Dynamik. In vielen Fällen zeigt sich, dass ein Aufwärtstrend sich tendenziell fortsetzen kann. Man sucht nach solchen Wellen. Das bedeutet nicht immer, dass der Kurs direkt in der nächsten Sitzung steigt – denn der Aufwärtstrend verlangt für seine Fortsetzung lediglich, dass die Kurse über dieser Linie verlaufen. Das kann bei hinreichend großem Vorsprung dann auch ein Kursverlust sein.
• Der GD200 ist hier um mehr als 10 % überholt. Die Zahl sagt es: Es geht um den gleitenden Durchschnittskurs der je zurückliegenden 200 Tage. Auch das Barometer wird täglich um das älteste Datum korrigiert und um das jüngste ersetzt. Wenn die Aktie wie hier 10 % über dem GD200 verläuft, liegt ein langfristiger technischer Aufwärtstrend vor. Auch dieser ist rückwärtsgewandt. Er verrät etwas über die Neigung in den vergangenen mehr als sechs Monaten – und kann ein Hinweis auf die Stärke und die Richtung des Trends sein.

Beide Indikatoren sind hier also positiv. Das ist nicht nur ein Maßstab, sondern ein Hinweis, der auch für Algorithmen oft genug wichtig ist. Fonds werden in vielen Fällen programmiert. Programme können sich nur an den Daten, hier an Kursdaten orientieren, da dies die einzig verlässlichen Daten sind, die überhaupt zur Verfügung stehen. Bilanzdaten sind gelegentlich nicht vorhanden oder veraltet oder aus unseriösen Quellen, mit Währungsfehler versehen etc.

Kursdaten liefert jeder Börsenplatz. Deshalb nutzen Algorithmen diese Information gerne.

Kurz: Hier ist Plug Power klar im Aufwärtstrend, jedenfalls formal.

Nvidia Aktie Chart

Warum Plug Powers Aufwärtstrend nicht waschecht ist

Wirecard war zu besten Zeiten auch lange im Aufwärtstrend – weil die Börsen sich haben täuschen lassen.

Deshalb sehe ich gerne hin – auch wenn Trends einen wichtigen Maßstab darstellen. Plug Power nun profitiert von seinen eigenen Prognosen und nun auch von fremdem Geld.

Die eigene Prognose lautet, der Umsatz würde für 2025 auf 850 bis 950 Millionen Dollar steigen. Aktuell wird der Umsatz für 2024 noch auf ca. 730 Millionen Dollar geschätzt. Im Jahr 2030 dann würde Plug Power einen Umsatz von immerhin über 3 Mrd. Dollar schaffen. Der Umsatz 2024 und 2025 würde übrigens noch zu operativen Verlusten führen.

Die Prognosen, vor allem aber die Prognosen für 2030, sind indes nur Schall und Rauch. Plug Power verkauft z. B. Elektrolyseure, mit denen – hier aus „sauberer Energie“ – Wasserstoff hergestellt wird, grüner Wasserstoff. Diese Elektrolyseure werden wiederum von Dritten erworben, z . B. Amazon, die mit grünem Wasserstoff produzieren möchten.

Wie ein solches Unternehmen prophezeien kann, wie sich die Kunden für das Jahr 2030 positionieren und dass der Umsatz sich letztlich fast vervierfachen wird, ist schleierhaft. Es ist am Ende Marketing.

Die Börsen haben aber ausgerechnet mit solchen Prognosen einen starken Kursanstieg eingeleitet, der das Unternehmen sogar zeitweise auf einen Aktienkurs von mehr als 3,20 Euro führte (aktueller Kurs wieder: 2,37 Euro). Der Marktwert war auf etwa 2 Mrd. Dollar nach oben geschnellt, während er jetzt auf weniger als 1,5 Mrd. Dollar sank. Die Börsen haben sich locken lassen – und dies kann keinen echten Aufwärtstrend begründen.

Daher ist die übergeordnete Sicht wichtig: Donald Trump wird nun an diesem 20. Januar sein Amt als US-Präsident antreten. Und das spielt hier eine Rolle.

Trump und der Aufwärtstrend – wie lange noch?

Jüngst versicherte das US-Energieministerium, für bis zu 6 Projekte erhalte Plug Power ein Darlehen von (bis zu) 1,6 Mrd. Dollar. Das wäre ein enorm hohes Darlehen – und erneut freute sich die Börse. Trump hingegen bevorzugt die fossilen Energieträger.

Was passiert an den Börsen, wenn Trump sich gegen das Projekt des Energieministeriums entscheidet? Dass Trump hier nicht die Spendierhosen anhaben wird, ist recht wahrscheinlich.

Daher steht eine unmittelbare – weitere – Prüfung des Aufwärtstrends von Plug Power an. Die Amtseinführung von Donald Trump wendet das Blatt. Es ist nicht sonderlich wahrscheinlich, dass der bis dato formal echte, wirtschaftlich unechte und wenig abgesicherte Aufwärtstrend sich einfach fortsetzt. Alles ist möglich. Aber Trend-Investoren halten sich besser an die echten Trends. Die Amtseinführung heute könnte andernfalls alles ändern.

Analysten teilen diese Meinung übrigens nicht – die sind zuversichtlicher.