Liebe Leserinnen und Leser,
zahlreiche Investoren werden sich am Donnerstag die Augen gerieben haben. Die lange tot geglaubte Wasserstoff-Aktie von Plug Power hat sich auf den Weg nach oben gemacht. Gleich 6,2 % Kursgewinn sind in jüngerer Vergangenheit für Plug Power nicht mehr auf den Kurstafeln gewesen. Die große Frage: Warum hat Plug Power ausgerechnet jetzt noch einmal die Kurve bekommen? Liegt dies nur an den Ergebnissen des Konkurrenten Nel ASA oder auch daran, dass die Bankanalysten mit ungeheuren Kurszielen Recht haben?
Plug Power: Das ist selten!
Der Kursgewinn am 27. April jedenfalls ist ausgesprochen selten, aber für Plug Power und seine Aktionäre sicherlich wertvoll. Der Titel hat damit die Marke von 8 Euro wieder überwunden. Das ist im Vergleich etwa zum Jahresauftakt oder gar einem Hoch im Februar noch bitter wenig. Allerdings war der Marsch nach unten mittlerweile schon weiter gegangen.
Ein Grund könnte die Konkurrenz von Nel Asa sein. Nel Asa hat am Donnerstag sehr früh am Morgen die Quartalsergebnisse bekanntgegeben. Die fielen sehr gut aus. Im ersten Quartal haben die Norweger einen erheblichen Umsatzsprung geschafft. Zudem fielen die Verluste zumindest im Vergleich zu Erwartungen, die der Markt vorab äußerte, vergleichsweise niedrig aus. Dies hat zum einen den Kurs von Nel Asa nach oben katapultiert. Die Norweger konnten ihre Aktionäre mit einem Plus von gut 16 % beglücken. Zum anderen aber lenkt es auch den Blick der Börse darauf, dass es den US-Amerikaner von Plug Power vielleicht etwas besser gehen könnte als befürchtet.
Sein Ergebnis zum 1. Quartal wird Plug Power erst am 10. Mai publizieren. Dies ist jedenfalls der geplante Termin. Der Vertrauensvorschuss vom Donnerstag dazu ist jedenfalls enorm und zeigt zumindest, dass die Börsen den Wert noch nicht ganz abgeschrieben haben.
Die Stimmung steigt nur etwas
Auf der anderen Seite gab es in jüngerer Vergangenheit von Seiten Plug Powers kaum neue Nachrichten, die eine wesentliche bessere Ausgangslage im Vergleich zum vergangenen Zahlenbericht Ende Januar versprechen würden. Die US-Amerikaner hatten damals vorab eingeräumt, dass die Projekte im Jahr 2022 nicht so schnell bearbeitet worden waren wie erhofft.
Insofern ist es sicherlich kein Zufall, dass Plug Power noch deutlicher fiel als die Konkurrenz von Nel Asa. Im Chartbild zeigt sich das ganze Abwärtspotenzial, das Plug Power in den vergangenen Monaten an den Börsen ausspielte.
Die Kurse spielten geradezu verrückt. Innerhalb eines halben Jahres ging es für Plug Power gleich um -50,5 % abwärts. Dies wiederum führte zu einem 1-Jahres-Minus von -61 %.
Die Kursperformance der Plug Power-Aktie
Aus dieser Sicht ist ein einzelner stärkerer Tag wie am Donnerstag noch kein Versprechen darauf, dass es nun plötzlich wieder zu einer Trendwende am Markt kommen kann. Die US-Amerikaner werden am 10.5. ihre eigenen Ergebnisse publizieren müssen und dann auch darlegen, wie sie in den kommenden Monaten Geld verdienen wollen.
Plug Power könnte theoretisch vom sogenannten IRA, dem Inflation Reduction Act in den USA profitieren. Dort wird grüner Wasserstoff subventioniert, womit er konkurrenzfähig zu grauem Wasserstoff sein soll – dies wiederum wird die Nachfrage nach Elektrolyseuren anheizen, so die Hoffnung.
Die Börsen sind auf diese Überlegung indes bislang noch gar nicht angesprungen. Plug Power zeigte sich kontinuierlich schwächer. Die Notierungen sind inzwischen sogar mehr als 20 % von ihrem 1-Monats-Hoch entfernt. Das Top in diesem Kalenderjahr liegt gar bei 17,31 Euro und ist gut 100 % entfernt. Insofern ist die Börse bislang überhaupt nicht auf den IRA-Zug gesprungen.
Nun wird vor den Quartalszahlen die Frage sein, ob Plug Power die hochgesteckten Erwartungen erfüllen wird. Dies ist trotz des Gewinns im Windschatten von Nel Asa am Donnerstag die wohl maßgeblichere Bewertung. Die Erwartungen an das Gesamtjahr jedenfalls sind hochgesteckt. Plug Power soll demnach einen Umsatz in Höhe von gut 1,32 Milliarden Dollar schaffen. Noch im vergangenen Jahr enttäuschte Plug Power und schaffte nicht einmal die lange als Untergrenze avisierten 900 Millionen Dollar.
Ursprünglich hatte Plug Power im Sommer vergangenen Jahres für 2024 sogar angekündigt, zumindest im operativen Geschäft eine schwarze Null schreiben zu können. Nach den bisherigen Eindrücken ist Plug Power davon weit entfernt. Zudem hat sich das Unternehmen nicht wieder in dieser Richtung geäußert.
Die Erwartungen an das Quartalsergebnis sind demnach vergleichsweise bescheiden – wenn es allerdings nicht einmal in Richtung der erwarteten Umsatzsteigerung ginge, dann sollte die Börse aller Erfahrung nach schnell wieder in den Sinkflug übergehen. Dies ist bislang noch bei jedem der vergangenen 7,8 Quartalsberichte von Plug Power geschehen.
Deshalb bleibt aktuell fraglich, ob die Gewinne vom Donnerstag – wie betont in der Folge der Nel Asa-Gewinne – nicht nur eine Episode gewesen sind. Schon das Verhalten kurz vor dem Wochenende am Freitag wird Auskunft darüber geben.
Besser würde aus der Sicht der Chartanalysten die Situation nur dann, wenn es zumindest gelingen würde, etwa die Marke von 10 Euro zu überwinden. Dann würde sich eine nachhaltigere Kurserholung andeuten, so die Chartanalysten. Technische Analysten winken dabei ab. Der GD100 verläuft sogar über der Marke von 12 Euro. Die Erholung ist dieser Erwartung nach also noch einmal deutlich unwahrscheinlicher.
Kurz: Das Comeback für die Aktie von Plug Power ist weiter entfernt, als es der hohe Kursgewinn vom Donnerstag möglicherweise erwarten lässt.
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