Plug Power-Aktie: Eine Katastrophe mit Ansage!

Die Aktie von Plug Power erlebte einen erneuten Einbruch, ein Gesetzentwurf sorgte für Unruhe im Wasserstoffmarkt. Das Drama hatte sich bereits vor Monaten angekümdigt.

Auf einen Blick:
  • Ein geleakter US-Gesetzentwurf sorgte für einen erneuten Einbruch bei der Plug-Aktie
  • Hohe Anforderungen für eine Förderung könnten viele Wasserstoffprojekte in den USA gefährden
  • Doch Plug Power hatte mit Partnern vor genau diesem Szenario gewarnt – bereits im August

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Wasserstoffbranche bleibt das Sorgenkind an der Börse. Im Fokus: der US-Anbieter Plug Power. Der Brennstoffzellen- und Elektrolyseurproduzent genoss lange Zeit die Gunst der Analysten, doch selbst diese Unterstützung bricht immer mehr weg. Nun setzte eine Nachricht aus den USA die Plug-Aktie nach kurzer Erholung erneut massiv unter Druck, es geht um befürchtete Hürden für die US-Wasserstoffwirtschaft im Rahmen des geplanten Klimagesetzes der Biden-Administration. Doch das kam alles andere als unerwartet.

Wasserstoffproduktion aus sauberer Energie

Aktuell geht es um einen geleakten Gesetzentwurf, der die Regeln des US-Finanzministeriums für Wasserstoff-Steuergutschriften betrifft, und dessen „Anforderungen die junge Industrie stark behindern könne“, wie SeekingAlpha in der Vorwoche meldete. Demzufolge sollen diese Regeln die von Umweltschützern angestrebte Einschränkung enthalten, dass ausschließlich Wasserstoffproduktionsbetriebe unterstützt werden, die durch regenerative Energien betrieben werden. Dies aber könnte dazu führen, dass viele geplante Projekte nicht förderfähig wären.

Sollte es so kommen, werde die von der US-Regierung vorgeschlagene Strategie zur Umsetzung dieser Bestimmungen „nicht ausreichen, um diese neue Industrie in Gang zu bringen“, wurde die American Clean Power Association zitiert. Für die norwegische Nel ASA, das in den USA eine Gigafactory erreichten will, ist das keine gute Nachricht. Für das US-Unternehmen Plug Power hingegen, ohnehin kurz vor dem finanziellen Kollaps, wäre es schlicht eine Katastrophe. Allerdings eine mit Ansage.

Plug Power schrieb Brandbrief bereits im August

Denn was möglicherweise viele nicht mehr auf dem Schirm haben, das ist der Brandbrief, mit dem sich  Plug Power gemeinsam mit der US-Handelskammer sowie 31 weiteren Organisationen bereits im August 2024 an die Biden-Administration gewandt hatte: Es ging um die Clean Hydrogen Production Tax Credits (PTC). Der Kongress habe die Implementierung dieser Steuergutschrift ins Leben gerufen, um Investitionen in sauberen Wasserstoff voranzutreiben, hieß es. Allerdings könnten „schlecht ausgearbeitete PTC-Regeln diese wichtige Industrie und umfassendere politische Ziele der USA behindern“, so Plug damals.

Der Brief unterstrich laut Plug Power die Bedeutung des PTC für die Förderung der Energiesicherheit, der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Dekarbonisierung von Sektoren. „Darüber hinaus warnt das Schreiben die Regierung davor, undurchführbare und ungerechtfertigte PTC-Anforderungen aufzustellen“, so die Autoren. Die Absicht des Kongresses mit der Verabschiedung des PTC sowie des Inflation Reduction Act (IRA), die Produktion von sauberem Wasserstoff in den Vereinigten Staaten rasch zu steigern, sei damit gefährdet.

Plug warnte vor negativen Auswirkungen

Schon damals hatte Plug Power daher eine technische und politische Folgenanalyse zur PTC-Implementierung entwickelt. Sollten die Regeln für die Steuergutschrift zu streng gehandhabt werden, so prognostizierte es die Analyse vor vier Monaten, habe dies „erhebliche negative Auswirkungen auf die Entwicklung der grünen Wasserstoffindustrie“, lautete das Urteil. Laut Plug Power geht es um:

  • inländische Investitionskürzungen um 65 Prozent bis 2032
  • den Verlust von 500.000 Arbeitsplätzen in den nächsten sieben Jahren
  • Risiken für die Energiesicherheit der Vereinigten Staaten von Amerika

Sicherlich, Plug Power verfolgt zunächst vor allem eigene, wirtschaftliche Interessen. Auch die US-Handelskammer ist in erster Linie ihren Mitgliedern verpflichtet. Wenn so viele Akteure sich zusammentun, wie im August geschehen, hätte man dennoch ein Entgegenkommen der Politik vermuten können. Die US-Regierung aber, so scheint es, hat die Warnung in den Wind geschlagen. Mit möglicherweise fatalen Konsequenzen.

Kapitalerhöhung oder Insolvenz

Schon jetzt geht man bei Plug Power davon aus, dass man die nächsten zwölf Monate ohne neue Kapitalzuflüsse operativ nicht überstehen wird, wie seit der Vorlage der Quartalszahlen Anfang November bekannt ist. Für Bestandsanleger ist das freilich eine bedrohliche Lage. Im Prinzip gibt es nur zwei mögliche Szenarien:

  • Das Unternehmen wird erneut eine Kapitalerhöhung durchführen, was den Wert der Plug-Aktie weiter verwässert
  • Oder es gelingt nicht, in den nächsten Monaten neue Geldgeber zu finden, und es droht die Zahlungsunfähigkeit

Dass selbst die hartnäckigsten Fans unter den Analysten zuletzt Skrupel bekamen, überrascht also nicht. Nachdem die kanadische RBC Capital ihre Kaufempfehlung für Plug Power direkt nach dem Quartalsbericht gestrichen hatte, zog auch die Citigroup zurück. Von zuvor 13 senkte die US-Bank das Kursziel auf 5 US-Dollar, was bei einem aktuellen Kurs von rund 4 Dollar immerhin noch etwas Luft nach oben ließe.

Plug-Kursziel noch weiter reduziert

Bei Morgan Stanley ist man inzwischen anderer Meinung: Die US-Bank hatte die Aktie nach den desaströsen Zahlen zunächst noch mit „equal-weight“ eingestuft, das Kursziel jedoch drastisch von 9,00 Dollar auf 3,50 Dollar zusammengestrichen. Angesichts der aktuellen Entwicklung aber ist man bei der US-Bank noch pessimistischer geworden: In der Vorwoche wurden die Papiere auf „underweight“ herabgestuft, das Kursziel noch einmal reduziert auf nur noch 3,00 US-Dollar.

Morgan Stanley prognostiziert also einen weiteren Rücksetzer bei der Plug-Aktie um rund ein Viertel. Es würde die Entwicklung aus den vergangenen Monaten fortschreiben: Im vergangenen Halbjahr hat das US-Unternehmen bereits die Hälfte seines Börsenwerts eingebüßt. Seit ihrem Zwischenhoch im Februar bei knapp 19 US-Dollar brach die Aktie sogar um fast 80 Prozent ein.

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