Liebe Leserin, lieber Leser,
dass Plug Power spätestens seit August in einer besorgniserregenden Lage war, ist keine Neuigkeit. Nach erschreckend schwachen Zahlen aus dem 2. Quartal 2024 ging der Aktienkurs in der Folge in die Knie, von rund 13 US-Dollar gaben die Papiere des US-Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Spezialisten bis vergangenen Donnerstag auf nur noch knapp 6 US-Dollar nach. Doch was am Freitag passierte, ist ohne Zweifel historisch zu nennen: Um weitere 40 Prozent stürzte die Plug-Aktie nach dem jüngsten Quartalsbericht ab auf aktuell 3,53 Dollar. Es ging beileibe nicht nur um erneut miserablen Zahlen. Nun steht offenbar tatsächlich alles auf dem Spiel – und es könnte ganz schnell gehen.
Plug Power selbst hat „erhebliche Zweifel“
Denn das Unternehmen hat neben den enttäuschenden Umsatzerlösen bei gleichzeitig horrenden Verlusten unumwunden eingeräumt, „dass ihm das Geld ausgeht“, heißt es schlicht bei Ecoreporter. Wie Plug Power gemeldet habe, verfügte man zum Stichtag 30. September noch über Barmittel in Höhe von rund 1,2 Milliarden US-Dollar. „Das ist weniger als halb so viel wie zum selben Zeitpunkt im Vorjahr“, so der Bericht. Mit möglicherweise dramatischen Folgen.
Wie Plug Power im Rahmen des Quartalsberichts an die US-Börsenaufsicht SEC mitteilte, bestehen demnach „erhebliche Zweifel an der Fähigkeit des Unternehmens, seine Geschäftstätigkeit fortzusetzen“, heißt es. Die aktuell vorhandenen Barmittel und zur Veräußerung verfügbaren Wertpapiere würden „keine zwölf Monate mehr ausreichen“. Mit anderen Worten: Eine Insolvenz des Unternehmens ist innerhalb des nächsten Jahres durchaus möglich.
- Dabei hatte Plug-Chef Andy Marsh erst noch jüngst von phantastischen Umsatzzielen fabuliert
- Er erwarte im Jahr 2027 einen Umsatz von 6 Milliarden Dollar, 2030 sollen es 20 Milliarden sein
- Es waren einmal mehr phantastisch anmutende Visionen des CEO, während es in der Gegenwart düster aussieht
Plug weitet die Verluste massiv aus
Denn der Umsatz des Ankündigungsweltmeisters belief sich im 3. Quartal auf gerade einmal 199 Millionen US-Dollar, verglichen mit 189 Millionen im Vorjahr ein Anstieg um kümmerliche 5 Prozent. Die Erwartungen der Analysten, die laut des Branchendienstes IWR im Schnitt mit einem Umsatz von 220 Millionen Dollar gerechnet haben, hat Plug damit deutlich verfehlt.
Zur Einordnung: Wettbewerber Nel ASA (Norwegen) meldete im Oktober einen Umsatzanstieg um 121 Prozent, wenngleich mit umgerechnet 34,24 Millionen Euro auf weit niedrigerem Niveau. Zugleich aber hatte Nel seine Verluste eingedämmt – und wurde an der Börse nach der Präsentation dennoch abgestraft, wohl weil die Auftragseingänge um mehr als die Hälfte eingebrochen waren. Bei Plug Power hingegen haben sich der Verluste deutlich ausgeweitet.
„Engpässe bei Wasserstoffversorgung“
Per Saldo fallt der Nettoverlust im 3. Quartal 2024 mit einem Minus von 283,5 Millionen Dollar um rund 66 Prozent höher aus als im Vorjahreszeitraum (-170,8 Mio. USD). Pro verwässerter Aktie ergibt sich laut IWR damit ein Verlust von -0,47 USD, nach -0,30 USD in Q3 2022. Die Analysten hatten im Mittel demnach mit einem Minus von 0,305 USD gerechnet. Eigene Fehler sieht man bei Plug Power dennoch nicht: Als Grund für die Misere wird die Lage auf dem nordamerikanischen Markt für Wasserstoffversorgung angegeben. „Die beispiellose Anzahl von Wasserstoffanlagen auf dem Markt, deren Kapazität unter der Nennkapazität liegt, hat zu erheblichen Wasserstoffengpässen geführt, die sich auf Einsatzpläne, Kraftstoffpreise und das System auswirken“, hieß es.
- Bei Plug Power allerdings glaubt man, dass diese Herausforderung bei der Wasserstoffversorgung „ein vorübergehendes Problem“ ist
- Man gehe davon aus, dass die Werke in Georgia und Tennessee „in naher Zukunft voll produzieren werden“
Analysten glauben an eine Zukunft bei Plug
WEnn es denn dazu kommt: Die Fähigkeit, den Betrieb fortzuführen, hänge nämlich davon ab, zusätzliches Kapital zu beschaffen. „Um die Bedingungen und Ereignisse, die zu den Zweifeln an der Fähigkeit zur Fortführung des Unternehmens geführt haben, abzumildern, prüft die Geschäftsleitung derzeit verschiedene Optionen zur Verbesserung der Liquiditätslage“, so Plug Power in der Meldung an die SEC. Will heißen: Ohne eine erneute Kapitalerhöhung ist das Unternehmen bald am Ende.
Die Analysten, bislang stets an der Seite des US-Unternehmens, wollen davon immer noch nichts wissen. Oppenheimer, Jefferies oder JPMorgan stellten laut marketscreener.com nach den Zahlen allesamt nicht auf „Verkaufen“ sondern auf „Neutral“. Von Susquehanna erhält die Aktie sogar weiterhin eine Kaufempfehlung. Zwar sank das durchschnittliche Kursziel von knapp 15 US-Dollar noch zum Monatsanfang nach den desaströsen Zahlen auf jetzt 11,38 Dollar. Um dieses zu erreichen, müsste sich die Plug-Aktie jedoch im Wert weiterhin mehr als verdreifachen.
Kursziele lagen vor einem Jahr bei fast 30 Dollar
Wie reallistisch ist das? Zur Erinnerung: Im November 2022, Plug Power hatte mit seinen Zahlen wie üblich die Erwartungen verfehlt, prognostizierten die Analysten im Schnitt dennoch einen Kurs von fast 30 US-Dollar. Wie man sich irren kann: Stattdessen nähert sich dieser nun bedrohlich der 3-Dollar-Marke. Sollte Plug nicht genügend Investoren finden, die den Visionen eines Andy Marsh Glauben schenken, müssen sie möglicherweise bald gar keine neuen Kursziele mehr aufrufen.
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