Liebe Leserin, lieber Leser,
das war mal ein ordentlicher Satz: Die Aktie von Plug Power, zum Wochenbeginn bereits einmal auf 2,40 US-Dollar gestiegen und dann wieder zurückgefallen, hat sich am Donnerstag an der Nasdaq um satte 15 Prozent auf 2,45 US-Dollar verbessert. Ob die eigenwillige Interpretation eines Analysten die Plug-Aktie hauptsächlich antrieb oder doch eher der Erfolg eines Konkurrenten, ist unklar. Sicher ist allenfalls, dass der Kursanstieg beim US-Brennstoffzellen- und Wasserstoff-Spezialist ein ziemlich irrationaler war. Denn auch eine schlechte Nachricht erreichten den Markt.
Gewagte These zum Plug-Milliardenkredit
Zunächst zum möglichen Kursantreiber, dem Analyst Andrew Scutt von Roth MKM. Er sei guter Dinge für Plug Power, stellte er laut internationaler Medienberichte in einem Kunden-Update am Donnerstag fest. Hintergrund ist, dass das Energieministerium den National Environmental Policy Act für das grüne Wasserstoffprojekt von Plug in Young County, Texas, veröffentlicht habe „und damit den Weg für ein Darlehen in Höhe von 1,7 Milliarden Dollar frei macht“. Der Analyst geht davon aus, „dass der Prozess weitere dreißig Tage dauern wird“.
- Dies allerdings ist eine sehr gewagte Interpretation, geht es bei besagtem Kredit doch um mehrere Plug-Projekte, die landesweit gefördert werden sollen
- Außer dem Roth-Analysten vertritt offensichtlich kein Beobachter am Markt diese These, die Kursreaktion wäre wohl noch eine ganz andere gewesen
Roth bestätigt Plug-Kursziel von 5 Dollar
Dennoch: Mit der Nachricht erneuerte Scutt seine Kaufempfehlung und sein Kursziel von 5,00 Dollar für Plug Power – mithin also eine Kursverdopplung. „Wir bekräftigen unser Ziel (…) auf Basis unserer Umsatzschätzung von 900 Millionen Dollar für 2025“, schrieb er. Den Multiplikator halte man für fair, angesichts der erfolgreichen Erzeugung von grünem Wasserstoff in Georgia und der zunehmenden Sichtbarkeit der Verbesserung der Bruttomarge im 2. Halbjahr 2025.
Allerdings: Die Aktie könnte laut des Roth-Analysten „aufgrund der hohen Bewertung im Rahmen der Schätzungen für 2025 einer erhöhten Volatilität unterliegen, da sowohl einzelne Unternehmens- und Branchenkatalysatoren als auch Erwartungen in Bezug auf Katalysatoren wesentliche implizite Änderungen an langfristigen Szenarien für die Wasserstoffwirtschaft bewirken können“, hieß es ebenso gedrechselt wie einschränkend.
Zudem hatte kurz zuvor ein Bericht der Shortseller-Plattform Hunterbrook Media Zweifel geschürt, ob der Konzern das milliardenschwere Bundesdarlehen erhalten würde, da Plug nicht in der Lage sei, genügend Wasser für die geplanten Wasserstoffanlagen zu beschaffen Dies wies Plug-CEO Andy Marsh laut Der Aktionär prompt als „unbegründet“ zurück, da man im Kühlverfahren Stickstoff und nicht, wie im Bericht behauptet, Wasser verwende.
Ballard-Erfolg riss Plug Power mit
Und so ist wohl eher ein kanadischer Wettbewerber mit dafür verantwortlich, dass die Aktie von Plug Power am Donnerstag zweistellig zulegte. Ballard Power Systems nämlich gab die Unterzeichnung eines neuen langfristigen Liefervertrags („LTSA“) mit Canadian Pacific Kansas City bekannt, der die anfängliche Lieferung von 98 Brennstoffzellenmotoren für den Einsatz auf dem nordamerikanischen Güterbahnmarkt umfasst. Die Gesamtleistung werde etwa 20 Megawatt (MW) Brennstoffzellenleistung betragen, hieß es. Die Auslieferung aller 98 Motoren wird für 2025 erwartet.
Der LTSA baut demnach auf einer bestehenden Partnerschaft zwischen Ballard und CPKC auf, die 2021 begann. Sie umfasst bisher die Lieferung von Brennstoffzellenmotoren mit einer Leistung von etwa 10 MW sowie die Integration von Brennstoffzellenmotoren von Ballard in wasserstoffbetriebene Lokomotiven für den regulären Rangier- und Güterverkehr in Alberta, Kanada.
- Nach dieser Mitteilung, in der von Ballard keine Auftragssumme genannt wurde, legte die Aktie nachvollziehbar zweistellig zu
- Es ist jedoch ein häufig zu beobachtendes Phänomen, dass selbst individuelle Erfolge auch die Aktien der Wettbewerber mitreißen
Wasserstoff-Joint-Venture vor dem Ende?
Völlig unverständlich war die positive Reaktion der Anleger bei der Plug-Power-Aktie noch aus einem anderen Grund: Denn am Donnerstag wurde ebenfalls bekannt, dass das Wasserstoff-Joint-Venture von Renault und Plug Power kurz vor der Insolvenz stehen soll, wie hydrogeninsight.com meldete und sich auf die französischen Nachrichtenagentur AFP beruft. Hyvia hatte sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 einen Marktanteil von 30 Prozent bei Brennstoffzellen-Transportern zu erreichen, der Plan sei aber „aufgrund des fehlenden Marktes für H2-Fahrzeuge ins Stocken geraten“.
Die Renault-Gewerkschaft Force Ouvrière teilte der AFP mit, dass die Mitarbeiter darüber informiert worden seien, dass Hyvia derzeit insolvent sei und „wahrscheinlich auf eine Liquidation zusteuere“. Laut AFP gebe sich das Management von Renault jedoch ausweichender. Der Sprecher von Hyvia gab an, dass die Situation des Unternehmens „komplex“ sei und dass es „täglich mit seinen beiden Aktionären zusammenarbeitet, um Lösungen zu finden“.
Langsamer Marktstart bringt Renault und Plug in Not
Hyvia startete laut automobile-propre.com 2022 die Brennstoffzellenmontage am Standort Flins. Der Zielmarkt waren Nutzfahrzeuge, ein vermeintlich einfacherer Einstiegspunkt für Wasserstoff im Fahrzeugbereich. Das Renault-Plug-Joint-Venture habe erst im Sommer das Konzept der neuen Generation des Master Hydrogen vorgestellt, der bis 2025 in Serie gehen soll. „Doch der sehr langsame Aufstieg des Wasserstoffmarktes in Europa scheint Hyvia in Schwierigkeiten gebracht zu haben“, heißt es. Wahrlich keine guten Nachrichten, für Renault und für Plug Power. Im frühen europäischen Handel verlor die Plug-Aktie dann auch prompt wieder rund drei Prozent.
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