Plug Power-Aktie: Erwartungen und Wirklichkeit!

Die Aktie von Plug Power bleibt auf schlingerndem Abwärtskurs, trotz guter Bedingungen für grünen Wasserstoff und Analystenlob. Warum?

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Plug Power hat seit Anfang März weitere 40 Prozent an Wert eingebüßt
  • Der US-Unternehmen bleibt damit deutlich hinter den Analystenerwartungen zurück
  • Dabei sind die Bedingungen für grünen Wasserstoff in den USA und der EU gut wie nie
  • Doch die Anleger trauen den Versprechungen von Plug-CEO Andy Marsh offenbar nicht mehr

Liebe Leserin, lieber Leser,

Knapp 50 US-Dollar, so lautete das durchschnittliche Kursziel für Plug Power vor etwas über einem Jahr. Bei gut 20 Dollar waren die Papiere des US-Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Unternehmens zu diesem Zeitpunkt gehandelt worden. Wer der Mehrheit der Analysten damals gefolgt sein sollte, und in diesen offenbar aussichtsreichen Börsenkandidaten eingestiegen ist, hat seitdem weit über die Hälfte seines Einsatzes verloren. Bei gut 9 Dollar wurde die Plug-Aktie am Freitag nach einem weiteren Kursrückgang in New York noch gehandelt. Wie ist dieses Kursdesaster zu erklären?

Grüner Wasserstoff wird massiv gefördert

An der allgemeinen Stimmung rund um das Thema Wasserstoff jedenfalls kann es nicht liegen. Noch nie waren die Voraussetzungen für diesen Energieträger so gut wie jetzt. Im Kampf gegen den Klimawandel wird vor allem die Industrie, von der Stahlproduktion bis zur Chemie, mit Wasserstoff aus regenerativer Quelle CO2-schädliches Gas ersetzen müssen. Seit Putins Überfall auf die Ukraine ist dieses in den westlichen Ländern ohnehin nicht mehr billig aus Russland zu beziehen. Auch im Schwerlastverkehr wird die mit Wasserstoff gespeiste Brennstoffzelle wohl zunehmend eine Rolle spielen, auch in Zügen und Flugzeugen.

Es ist kein Zufall, dass die Europäische Union die grüne Wasserstoffproduktion massiv ausbauen will. Ab Herbst 2024 soll eine neue EU-Wasserstoffbank die ersten 800 Millionen Euro Fördermittel für dessen Herstellung in den Mitgliedsstaaten verteilen. In den USA war im August 2022 der „Inflation Reduction Act“ (IRA) in Kraft getreten. Dieser sieht klimarelevante Steuervergünstigungen von rund 369 Milliarden US-Dollar vor, die Unternehmen mit Produktion in Nordamerika beanspruchen können. Plug Power hat seinen Sitz in Latham, New York, ist zudem längst auch in Europa aktiv – und wird dennoch von den Anlegern seit mehr als zwei Jahren abgestraft.

Weiter hohe Kursziele für Plug-Aktie

Denn, man mag es kaum glauben: Am 4. Februar 2021 hatte die Plug-Aktie das phantastisch anmutende, durchschnittliche  Kursziel aus dem Vorjahr sogar überschritten, wurden die Papiere in New York kurzzeitig bei rund 70 US-Dollar gehandelt. Doch danach begann der Absturz, der wellenförmig verlaufend bis heute anhält. Mittlerweile haben die Analysten ihre Erwartungen mehrheitlich der bitteren Realität angepasst, im Mittel setzen sie den fairen Wert laut marketscreener.com auf vergleichsweise bescheidene 24,75 US-Dollar.

  • Selbst dafür müsste sich die Plug-Aktie um noch immer 166 Prozent im Wert steigern
  • 16 von 30 Experten empfehlen die Papiere daher zum Kauf, weitere sechs würden Aufstocken
  • Sieben raten zum Halten der Aktie, nur einer würde den Bestand reduzieren

Plug Power enttäuschte mit Quartalszahlen

Doch bei kaum einer anderen Aktie klaffen Analystenerwartungen und Kursrealität so weit auseinander, wie bei Plug Power. Die Anleger, so scheint es, schenken den regelmäßigen, großspurigen Ankündigungen von Plug-CEO Andrew J. Marsh keinen Glauben mehr. Zu oft musste er ausgegebene Ziele nach unten korrigieren, präsentierte enttäuschende Zahlen. Zuletzt Anfang März aus dem vierten Quartal 2022.

  • Zwar hatte Plug den Umsatz deutlich auf 281,2 Millionen US-Dollar gesteigert (Q4 2021: 161,9 Millionen)
  • Allerdings wurde für das Gesamtjahr 2022 ein Verlust je Aktie von 1,25 US-Dollar ausgewiesen, nach 0,82 US-Dollar im Jahr zuvor

Die Aktie war am 2. März von noch 15,03 US-Dollar am Vortag auf bis zu 12,38 Dollar abgesackt, bevor sie sich zunächst wieder etwas fing. Heute allerdings wären die Anleger froh über dieses Kursniveau. Denn, und das ist die traurige Bilanz, seit Anfang März hat Plug Power mittlerweile  tatsächlich 40 Prozent an Börsenwert eingebüßt. In gerade einmal gut sechs Wochen. Und bis zur Vorlage der Zahlen aus dem ersten Quartal 2024, die eventuell eine positive Überraschung bereithalten könnten, wird es noch bis zum 10. Mai dauern.

Plug Power mit Produktionsrekord für PEM-Elektrolyseure

Gibt es tatsächlich gar nichts Mut machendes zu berichten? Anfang April hatte es Plug Power versucht, indem man einen neuen Rekord vermeldete. Konkret produzierte das US-Unternehmen im ersten Quartal des Jahres 122 Megawatt (MW) seiner 1-MW-Elektrolyseur-Stack-Plattform, „ein Allzeithoch für das Unternehmen und die Branche für PEM-Elektrolyseure“, wie man stolz verkündete. Darüber hinaus habe Plug fast 1.000 Stacks für Spezialanwendungen ausgeliefert, die von einigen hundert Watt bis 150 kW reichten.

„Plug ist auf dem besten Weg, seine 2,5-GW-Gigafactory in Rochester, NY, Mitte des zweiten Quartals 2024 auf 100 MW pro Monat hochzufahren“, hieß es in der Mitteilung. Dazu gebe es Pläne, die Leistung im dritten Quartal 2024 weiter zu steigern. „Plug verfolgt energisch jeden Aspekt der grünen Wasserstoffwirtschaft, einschließlich der Erweiterung des Wasserstoffökosystems und der Einrichtung erstklassiger Fertigungs- und Lieferkettenkapazitäten“, kündigte Andy Marsh, CEO von Plug, mal wieder Großes an. Plugs umfangreiche Produktionskapazitäten in hochmodernen Anlagen in Rochester und Albany seien „konkurrenzlos“, beschwor Marsh.

Anleger schickten Plug-Aktie weiter nach unten

Und wie reagierten die Anleger? Eigentlich wie immer: Die Plug-Aktie fiel am Tag der Mitteilung, es war der 4. April, von zuvor 11,12 Dollar auf 10,58 Dollar zurück. Kleiner, aktueller Hoffnungsschimmer: Nach ihrem Kursverlust vom Freitag legte die Aktie am Montag im frühen Handel in Frankfurt wieder um 2,6 Prozent auf 8,36 Euro zu.

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