Dass es in den USA nicht rund läuft, ist deutlich an den Aktienindizes zu sehen. So schrumpfte die US-Wirtschaft im ersten Quartal 2024 annualisiert um 1,4 %. Steigende Zinsen und zudem ein schlechtes Jahr für den US-Anleihemarkt rücken in den Fokus. Gleichzeitig steigen die Konsumentenpreise stark. Hier muss man von einer Stagflation sprechen. Wie wird sich das auf Platin auswirken und wo könnte der Platinpreis in 10 Jahren stehen?
Niemand kann mit absoluter Sicherheit voraussagen, wo der Platinpreis in 10 Jahren stehen wird. Es ist jedoch möglich, anhand von Analysen der letzten Jahre und Jahrzehnte Einschätzungen und Prognosen über die kommenden Jahre für Platin zu machen. Mittels dieser Vorhersagen kann man versuchen in die Zukunft zu blicken, obwohl es nicht möglich ist, jetzt bereits den exakten Kurswert in 10 Jahren zu wissen. Um trotzdem eine Einschätzung treffen zu können, vereinfachen wir die Fragestellung etwas: Wird der Platinpreis in 10 Jahren höher oder niedriger sein als heute?
Platin als Wertanlage
Im Gegensatz zu Gold oder Silber ist Platin zwar ein Edelmetall, wird aber zu einem deutlich geringeren Teil als Wertanlage genutzt. Nur ein geringer Teil der Nachfrage kommt vom Kapitalmarkt, vielmehr wird Platin in der Auto- und Schmuckindustrie benötigt. Insbesondere in Zukunftstechnologien wie dem Wasserstoffantrieb werden größere Mengen Platin benötigt, aber auch beim Bau von Komponenten für die Automobilindustrie wie etwa Katalysatoren. Diese starke Verwendung in der Industrie bedeutet aber auch, dass der Platinpreis stärker schwankt als der Goldpreis. Nichtsdestotrotz eignet sich Platin gut als Wertanlage. Es ist seltener als Gold oder Silber und wird auch viel weniger abgebaut, auch ist der Veredelungsprozess von Platin viel aufwendiger als der, der anderen beiden Edelmetalle.
Platin wertbeständiger als Papiergeld?
Da es sich bei Platin auch um ein Edelmetall handelt, das nur in begrenzter Menge auf der Erde vorkommt, wird es immer einen intrinsischen Wert haben. Das heißt, dass der Rohstoff als solcher nie wertlos werden wird. Vergleicht man den Kursverlauf von EUR/USD und Platin, so bewegt sich der Kurs von EUR/USD mehr oder weniger horizontal in einer Seitwärtsbewegung und unterliegt hohen Schwankungen. Auch der Platinpreis zeigt eine hohe Volatilität und verglichen mit Gold und Silber eher geringe Kursgewinne. Damit spielt Platin für Edelmetall-Anleger meist eine untergeordnete Rolle.
Seinen Höchststand erreichte das Edelmetall im März 2008 bei rund 2.270 US-Dollar pro Feinunze. Darauf folgte jedoch ein Preisfall um mehr als 65 % auf 774 US-Dollar im November 2008. Hier sieht man die Parallelen zur Finanzkrise 2008 und die Abhängigkeit von Platin zur Industrie. Kurz darauf folgte wieder ein starker Kursanstieg und ein zweites Hoch bei 1.840 US-Dollar im Jahr 2011. Seitdem bewegt sich der Platinpreis in einem Abwärtstrend und unterliegt starken Schwankungen. Aktuell liegt der Platinpreis bei 939 US-Dollar.
Seit der Corona-Pandemie und aufgrund diverser Lockdowns in Platin-fördernden Ländern ist der Platinpreis unter Druck, wobei seit Beginn dieses Jahres wieder ein leichter Aufwärtstrend zu beobachten ist. Dies kann auch mit dem Palladium-Preis zusammenhängen, da dieser aktuell sehr hoch ist und in manchen Industrieanwendungen, sowohl Palladium als auch Platin verwendet werden kann. Sollte sich der Industriesektor mehr Platin statt Palladium zuwenden, könnte sich das auch positiv auf den Platinpreis auswirken.
Ist Platin auch eine Art „Krisenwährung“?
Als Krisenwährung wird Platin wegen seiner hohen Verwendung in der Industrie eher nicht eingestuft. Hier ist Gold deutlich beliebter und wird stärker als Krisenwährung eingesetzt. Betrachtet man die vergangenen Jahre, so kann man beobachten, dass Platin aktuell jedoch etwas unterbewertet scheint. Bis 2014 folgte der Platin-Kurs dem Gold-Kurs und es war lange mehr wert als Gold, die sogenannte Gold-Platin-Quote war bei über 100 %. In den letzten Jahren war diese Quote bei etwa 60 %. Diese Quote ist in Krisenzeiten tendenziell niedriger, da die meisten Anleger eher Gold als Platin als Absicherung haben. Hinzukommt, dass in Krisenzeiten die Industrie meist schwächer wird und dadurch auch die Nachfrage sinkt.
Für Anleger ist Platin eher eine Ergänzung zu Gold und Silber im Edelmetall-Depot. Da es hohen Schwankungen unterliegt und aktuell in vielen Augen unterbewertet ist, hat Platin hier einen eher spekulativen Charakter und sollte nicht übergewichtet werden. Durch die Verwendung in Zukunftstechnologien und Schmuck kann Platin aber durchaus Potenzial haben.
Alles hat Vor- und Nachteile
Da wir Platin deutlich kritischer betrachtet haben, als Gold oder Silber, ist es uns wichtig, die Vor- und Nachteile hervorzuheben. Ein Vorteil ist eindeutig, dass das Vorkommen natürlich begrenzt ist und neben dem Kapitalmarkt eine große Anwendung in der Industrie und Schmuckanfertigung findet. Dadurch kann Platin in Zukunft möglicherweise an Wert zunehmen. Eine Platinposition im Edelmetall-Depot sollte aber eher spekulativ betrachtet werden. Womit wir auch schon zu einem Nachteil von Platin als Wertanlage kommen. Der Platinkurs unterliegt einer starken Volatilität, die eher für risikofreudigere Anleger geeignet ist.
Diese Punkte sollten Anleger beim Platinkauf beachten
Beim Ankauf von Platin ist zum einen wichtig nicht nur den Platinpreis, sondern auch den US-Dollar im Auge zu haben. Stellen Sie sich vor, der Euro-Dollar-Kurs liegt bei 1,15. Das heißt, 1 Euro entspricht 1,15 US-Dollar. Würde eine Unze Platin 1.100 US-Dollar kosten, so müssten circa. 935 Euro investiert werden. Gleiches gilt auch für den Verkauf. Der Preis wird abermals in US-Dollar ermittelt. Würde ein Euro jetzt nur noch 1,10 US-Dollar Wert sein, würde die Anlage in einer Unze Platin nur noch einem Wert von ca. 1.028 US-Dollar entsprechen. Der Platinpreis selbst bleib in diesem Beispiel jeweils derselbe.
Neben den Details zum Platinpreis an sich, ist es wichtig zu wissen, dass die Veredelung von Platin sehr aufwändig ist. Umso wichtiger ist es, das Edelmetall bei einem vertrauenswürdigen Händler zu kaufen, da es für Laien nicht ersichtlich ist, wie rein Platin ist. Es kann in physischer Form als Münzen oder Barren erworben werden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Platin stärkeren Schwankungen unterliegt als Gold oder Silber (Der Silberpreis in 10 Jahren) und stärker in der Industrie als in der Wertpapieranlage verwendet wird. Als reine „Krisenwährung“ würden wir Platin nicht empfehlen, eher als eine Beimischung zum bestehenden Edelmetall-Portfolio. Nichtsdestotrotz kann es vor Inflation schützen, da es durch seinen intrinsischen Wert nie wertlos sein wird.
Wo steht denn nun der Platinpreis in 10 Jahren?
Wo der Platinpreis in 10 Jahren steht, kann rein preislich nicht vorhergesagt werden. Allgemein sind Prognosen über zukünftige Entwicklungen nur schwer zu treffen und sind stets mit einer gewissen Unsicherheit verbunden. Ob der Platinpreis höher oder niedriger liegen wird als heute, kann im Vergleich zu Gold (Der Goldpreis in 10 Jahren) nur schwer vorausgesagt werden. Dies hängt wesentlich damit zusammen, wie stark Platin in Zukunft in der Industrie verwendet wird. Insbesondere in Brennstoffzellen wird eine große Menge Platin eingesetzt. Trotz starker Schwankungen steht der Platinpreis aktuell doppelt so hoch wie vor 20 Jahren.
Ob dieser schleichende Wertgewinn bei den in den kommenden Jahren und Jahrzehnten anhält, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Die globale Gemeinschaft steht vor vielen Herausforderungen. Politisch als auch wirtschaftlich. Mit Krisen ist dabei (leider) zu rechnen. Und Krisen bedeuten häufig eine Flucht in Edelmetalle und eine Schwäche in der Industrie. Trotzdem kann die große Verwendung in der Automobil- und Schmuckindustrie für einen Anstieg im Platinpreis sorgen.
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