Schon jetzt ächzen viele unter immer weiter steigenden Beiträgen für die eigene Gesundheitsvorsorge. Doch in nicht allzu ferner Zukunft könnte es noch einmal deutlich teurer werden. Im Gespräch mit der „Osnabrücker Zeitung“ stimmte Gesundheitsminister Karl Lauterbach kürzlich die Menschen darauf ein, dass die Beiträge für die gesetzliche Krankenversicherung deutlich erhöht werden könnten.
Als Begründung dafür wird eine klaffende Lücke in der Finanzierung für das Jahr 2024 genannt. Bereits 2021 erwies sich als mittelschwere Katastrophe für die gesetzlichen Versicherer, welche ein Defizit von 5,8 Milliarden Euro hinnehmen mussten. Nun wird erwartet, dass diese Lücke sich noch einmal ungefähr verdreifachen und bis auf 17 Milliarden Euro anwachsen könnte. Zwar ließ Lauterbach offen, wie hoch genau die Beiträge dadurch ausfallen könnten und es sollen wohl noch andere politische Instrumente für eine Entlastung sorgen. Dennoch ist absehbar, dass die Krankenversicherungen in Zukunft kaum billiger werden.
Gefahr für die private Krankenversicherung?
Mitglieder der privaten Krankenversicherung können sich bei all dem nicht in Sicherheit wiegen. Zwar können hier keine Gesetze für steigende Beiträge sorgen und die Anbieter sind, zumindest ein Stück weit, Konkurrenzdruck ausgesetzt. Dennoch werden steigende Kosten im Gesundheitswesen sich auch auf die PKV Beiträge auswirken und momentan scheinen die ziemlich aus dem Ruder zu laufen. Der größte Kostenfaktor sind dabei Krankenhausbehandlungen, für welche alleine die gesetzlichen Versicherungen über 80 Milliarden Euro im Jahr zahlen.
In der privaten Krankenversicherung sind Beitragsanpassungen generell sehr genau geregelt. Grundsätzlich sind solche erst dann zulässig, wenn entweder die tatsächlichen Ausgaben um zehn Prozent angestiegen sind oder die Lebenserwartung der Mitglieder sich um einen bestimmten Schwellenwert erhöht hat. Es ist wohl nicht allzu weit hergeholt, schon für das kommende Jahr damit zu rechnen, dass wenigstens eine dieser beiden Voraussetzungen erfüllt sein wird.
PKV Beiträge können sprunghaft ansteigen
Ebenso wenig wie bei der GKV ist momentan absehbar, wie sehr die PKV Beiträge im kommenden Jahr anziehen könnten. Tatsächlich lässt sich das sogar nochmal ein gutes Stück schlechter einschätzen, da die genauen Beiträge stets im Einzelfall festgelegt werden und nicht vom Einkommen abhängen. Die Vergangenheit zeigt auch, dass es in den einzelnen Tarifen teils massive Unterschiede geben kann.
In diesem Jahr berichteten beispielsweise einige Betroffen von Beitragserhöhungen, durch welche die monatlichen Kosten für die PKV um über 20 Prozent gestiegen sind. Einige Aufmerksamkeit erhielt auch ein Tarif für Ärzte der Axa PKV, so die Prämien um satte 45 Prozent in die Höhe gehoben wurden. Sicher sind das Extrembeispiele. Je weiter die Kosten im Gesundheitswesen explodieren, desto wahrscheinliche ist allerdings, dass so etwas in nicht allzu ferner Zukunft zur Normalität werden könnte. Das gilt nicht zuletzt mit Blick auf die Corona-Pandemie, erst heute wurde in Deutschland mal wieder ein neuer Rekord bei den täglichen Infektionszahlen erreicht.
Einen kühlen Kopf bewahren
All das klingt wenig erbaulich und lässt manch einen vielleicht schon befürchten, dass die PKV Beiträge in Zukunft vollkommen unkontrollierbar ausfallen könnten. Noch gibt es aber keinen Grund zur Panik. Was auch immer kommen mag, die Anbieter müssen ihre Mitglieder in jedem Fall frühzeitig über steigende Beiträge in Kenntnis setzen, was immer auch eine Möglichkeit für eine passende Reaktion eröffnet.
Mitglieder der privaten Kassen haben in einem solchen Fall stets die Möglichkeit, die Kosten durch einen geschickten Tarifwechsel zu reduzieren. Mit dem Verzicht auf bestimmte Leistungen lassen die Prämien sich wieder deutlich senken, teilweise reicht aber auch schon ein anderer Tarif bei vergleichbaren Leistungen, um wieder günstiger leben zu können. Diese Option wird auch bei weiter steigenden Kosten im Gesundheitswesen erhalten bleiben. Billiger wird die PKV zwar in Zukunft wohl kaum werden. Wer geschickt die vorhandenen Möglichkeiten nutzt und regelmäßig mit einem PKV Wechsel auf steigende Kosten reagiert, kann die Auswirkungen von immer neuen Beitragserhöhungen aber im Zaum halten und wird nicht über Gebühr belastet.