Liebe Leserin, lieber Leser,
die kurze Erholungsphase bei der Aktie von PayPal scheint bereits wieder vorüber: Nachdem die Papiere des US- Onlinebezahldienstes seit der Veröffentlichung der Quartalszahlen am 9. Februar deutlich abgegeben hatten, war bei einem Kurs von 72,60 US-Dollar am vergangenen Donnerstag eine Talsohle erreicht. Auf bis zu 77,76 Dollar hatte sich die PayPal-Aktie am Montag wieder vorgearbeitet, doch den Dienstag beendete sie am Handelsplatz New York bei nur noch 74,91 Dollar. Es scheint, als warteten die Märkte auf eine erlösende Nachricht aus San José.
PayPal sucht einen neuen Chef
Denn noch immer ist unklar, wer das Unternehmen in die Zukunft führen wird. Dan Schulman (65), der seit PayPals Abspaltung von der Online-Handelsplattform Ebay 2015 an der Spitze stand, wird es nicht sein. Der ehemalige American-Express-Manager gibt zum Jahresende seinen Posten ab, wie der Konzern zusammen mit neuen Geschäftsergebnissen mitgeteilt hatte. Schulman wird in den Verwaltungsrat wechseln. Unter seiner Ägide war der Bezahldienst deutlich gewachsen, auch zuletzt, trotz Inflations- und Rezessionssorgen.
Im vierten Quartal 2022 waren die PayPal-Erlöse im Jahresvergleich um sieben Prozent auf 7,4 Milliarden Dollar gestiegen, der Nettogewinn legte laut Manager Magazin um 15 Prozent auf 921 Millionen Dollar zu. „Damit übertraf das Ergebnis die Erwartungen der Wall-Street-Experten“, hieß es. Auch die Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr habe positiv überrascht. Die Analysten reagierten entsprechend, sie behielten ihre ohnehin ambitionierten Kursziele bei – oder erhöhten sie sogar.
Analysten hoben Kursziele für PayPal-Aktie an
Tien-Tsin Huang, Experte bei der US-Bank JP Morgan, hatte nach den Quartalszahlen seine Schätzung für das Gewinnwachstum im Geschäftsjahr 2024 von 16 auf 20 Prozent angehoben, da er laut internationaler Medienberichte optimistisch sei, dass die Produktinitiativen bei PayPal Früchte tragen würden und sich der E-Commerce erhole, „um ein zweistelliges Umsatzwachstum im Geschäftsjahr 2024 zu erreichen”. Das Kursziel hatte er zugleich von 95 und 103 US-Dollar angehoben.
Tien-Tsin Huang war in seinem Optimismus nicht alleine: Jeff Cantwell von Wells Fargo Advisors stufte die PayPal-Aktie nach Zahlen ebenfalls mit „overweight“ ein und erhöhte den fairen Wert für die Anteilscheine von 95 auf 97 US-Dollar. Den Vogel ab schoss allerdings James Faucette, Analyst bei Morgan Stanley: Er bestätigte sein Kursziel von sogar 133 US-Dollar – rund 75 Prozent über dem aktuellen Kursniveau.
Insgesamt sind sich die Experten einig, dass die PayPal-Aktie derzeit unterbewertet ist. Das durchschnittliche Kursziel aus insgesamt 49 Analysen liegt laut marketscreener.com derzeit bei gut 103 US-Dollar. Das Kurspotenzial liegt somit bei rund einem Drittel. Entsprechend sehen auch die Empfehlungen aus.
- 23 Analysten empfehlen, die Aktie zu kaufen
- 13 würden immerhin den Bestand aufstocken
- 12 Experten vergeben ein „Halten“-Rating
- Nur einer rät im Moment, die Papiere abzustoßen
CEO kaufte für 2 Millionen Dollar PayPal-Aktien
Diesem positivem Votum schloss sich der scheidende PayPal-Chef ebenfalls an – und hat laut übereinstimmender Berichte zuletzt Aktien des eigenen Unternehmens im Wert von 2 Millionen Dollar gekauft. Dan Schulman habe am 17. Februar 26.065 PayPal-Aktienzu einem Durchschnittspreis von je 76,17 Dollar pro Aktie geordert, hieß es auf der Anlegerseite Der Aktionär. Laut einer Eintragung bei der US-Börsenaufsicht SEC besitzt der CEO aktuell 395.351 PayPal-Aktien. Sein Bestand ist demnach knapp 30 Millionen Dollar wert.
Ob sich das Paket im Wert wieder steigern wird? Das hängt zweifellos davon ab, ob es PayPal gelingt, für Schulman eine gute Nachfolge zu sichern. Wer immer ihm nachfolgt, er oder sie werde „kein leichtes Erbe antreten“, wie man bei der Börsenzeitung vermutet. Denn Schulman habe den Zahlungsdienstleister erfolgreich durch turbulente Zeiten gesteuert, heißt es. Seit seinem Jobantritt arbeitete er daran, „das im kalifornischen San José ansässige Unternehmen zu einem diversifizierten Finanz- und Tech-Anbieter zu formen“.
Dan Schulman gibt Posten mit Stolz ab
So schloss Schulman Deals mit Banken und Betreibern von Kreditkartennetzen, um eine größere Verbreitung von Paypal zu erreichen, und gab Milliarden für Zukäufe aus, so der Bericht. 2018 übernahm Paypal für 2,2 Milliarden Dollar demnach das auf kleine Unternehmenskunden spezialisierte schwedische Fintech iZettle, den Gutschein-Browser Honey ließ man sich im Jahr darauf vier Milliarden kosten. Zugleich positionierte Schulman PayPal politisch. „So wickelt das Unternehmen keine Zahlungen für Personen und Unternehmen mehr ab, die diskriminierende Inhalte verbreiten“, heißt es bei der Börsenzeitung.
„Ich bin stolz auf das, was wir bei PayPal erreicht haben und auf die unglaublich talentierten und engagierten Menschen, mit denen ich jeden Tag zusammenarbeite“, wurde Schulman von CNBC zitiert. Gemeinsam haben man Finanzdienstleistungen und E-Commerce „neu konzipiert und daran gearbeitet, die finanzielle Gesundheit unserer Kunden zu verbessern“. PayPal stehe gut da und sei „in der Lage, ein starkes Jahr zu liefern“.
Aktie 40 Prozent unter Höchststand
Nur an den Märkten ist dieser Optimismus offenbar bislang nicht wirklich angekommen. Zwar konnte sich die PayPal-Aktie seit ihrem Tief im Oktober bei einem Kurs von 66,39 Dollar wieder um rund 12 Prozent verbessern. Seit ihrem Höchststand im April 2022, ausgebildet bei 122,88 Dollar, haben die Papiere des einstigen Pandemie-Gewinners noch immer knapp 40 Prozent an Wert eingebüßt.
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