Liebe Leserin, lieber Leser,
vor knapp zwei Wochen sah es noch richtig gut aus für die Aktie von PayPal. Die Papiere des US-Bezahldienstes waren auf 68,29 US-Dollar geklettert, es war die höchste Bewertung seit Ende April, als kurzzeitig sogar die 70-Dollar-Marke geknackt worden war. Seitdem allerdings ist bei der PayPal-Aktie irgendwie die Luft raus. Aktuell ist sie erstmals seit März sogar deutlich weniger als 60 Dollar wert. Dabei hatte eine renommierte US-Bank den Titel erst jüngst zum Kauf empfohlen, mit einem Kursziel, das es wahrlich in sich hat. Und dabei ist es nicht einmal das höchste. Doch PayPal droht andererseits Konkurrenz in Europa.
Citigroup empfahl PayPal-Aktie zum Kauf
Es war die Citigroup, die PayPal laut Medienberichten Anfangs voriger Woche von „Halten“ auf „Kaufen“ hochgestuft hatte. Dieser bedeutende Schritt „spiegelt das wachsende Vertrauen in die PayPal-Aktie wider und setzte ein neues Kursziel von 81 USD gegenüber 79 USD“, wurden die Analysten von investing.com zitiert. Diese Anpassung unterstreiche „nicht nur den Optimismus des Finanzinstituts hinsichtlich der zukünftigen Leistung von PayPal, sondern signalisiert auch potenzielle Wachstumschancen für das Unternehmen“. Das kann man so sagen, sieht die Citigroup doch für die Aktie ein aktuelles Kurspotenzial von rund 35 Prozent.
PayPal sei Vorreiter der Fintech-Branche und konkurriere mit anderen Giganten in diesem Bereich um Innovationen und die golable Ausweitung seiner Dienste, hieß es. Darüber hinaus wurde die jüngste Rede des CEO von PayPal auf der BofA-Konferenz hervorgehoben, in der dieser das Engagement des US-Unternehmens für Innovation und Expansion, insbesondere im Bereich der digitalen Werbung, betonte, die vom Markt „gut aufgenommen worden“ sei, so die Einschätzung. Die Hochstufung erfolge zu einem Zeitpunkt, „an dem PayPal eine positive Veränderung der Marktstimmung erlebt“, hieß es.
PayPal-Aktie verlor in der Folge sogar
Ein Trugschluss: Denn tatsächlich erschien die Studie genau zu der Zeit, als die positive Stimmung um den Bezahldienst in die andere Richtung kippte. Daran änderten auch die salbungsvollen Worte nichts. Die PayPal-Aktie verlor und verlor, steht aktuell knapp zweistellig im Monatsminus. Seit ihrer Höchstbewertung im August 2023 bei 76,53 US-Dollar hat sie sogar mehr als 20 Prozent an Wert eingebüßt.
Den Abschwung hatten die wenigsten Analysten auf dem Schirm. Laut marketscreener.com liegt das durchschnittliche Kursziel für die Papiere bei immerhin 77,75 US-Dollar. Um dieses zu erreichen müsste sich die Aktie von PayPal, ausgehend vom aktuellen Kurs von 59,10 Dollar, mittelfristig um mehr als 30 Prozent verbessern. Denn die Citigroup war in ihrem Optimismus keinesfalls allein.
- So hatte PayPal im Mai ein Kaufen-Rating von HSBC erhalten
- New Street bekräftigte die Kaufempfehlung demnach ebenfalls
Mizuho erhöhte PayPal-Kursziel auf 90 Dollar
Die japanische Bank Mizuho hatte sich zum Monatswechsel ebenfalls nach längerer Zeit wieder optimistisch über die PayPal-Aktie geäußert, wie Der Aktionär berichtete. Analyst Dan Dolev zeigte sich in seiner jüngsten Studie demnach „begeistert von PayPals Fastlane-Angebot, das darauf abzielt, den Gast-Checkout-Prozess zu beschleunigen“. Der Experte rate daher nicht nur zum Kauf, sondern habe auch sein Kursziel deutlich nach oben geschraubt, sogar deutlich über die Prognose der Citigroup hinaus.
Dan Dolev erhöhte den fairen Wert für PayPal massiv von zuvor 68 auf jetzt 90 Dollar, erkennt damit sogar ein Aufwärtspotenzial von gut 50 Prozent. „Er begründete das deutlich höhere Kursziel damit, dass für die PayPal-Aktie ein höheres KGV gerechtfertigt sei und hält ein KGV von 19 nun für eine faire Bewertung“, heißt es in dem Bericht. Zuvor hatte Dolev ein Kursgewinnverhältnis von 15 für angemessen angesehen.
- Was aber drückt dann ob all dieser Einschätzungen auf die Stimmung bei PayPal?
- Es könnte die Ankündigung einer mächtigen europäischen Konkurrenz sein
PayPal-Alternative Wero startet demnächst
Denn die PayPal-Alternative Wero soll laut Medienberichten spätestens am 2. Juli tatsächlich an den Start gehen. Der Termin sei zwar von der hinter dem Projekt stehenden European Payments Initiative (EPI) noch nicht bestätigt sworden, der Deutsche Sparkassen- und Giroverband komme einer offiziellen Ankündigung allerdings zuvor „und lässt bereits wissen, dass der neue Bezahldienst von diesem Datum an in der Sparkassen-App integriert ist und darüber auch verwendet werden kann“, heißt es etwa bei iphone-ticker.de. In Deutschland sind neben Sparkassen unter anderem auch Volks- und Raiffeisenbanken sowie die Deutsche Bank Teil des Netzwerks.
Insgesamt kooperieren 16 Banken- und Finanzdienstleister demnach für das neue Bezahlsystem – damit setzt die EPI „ein deutliches Zeichen in Richtung Vereinheitlichung des europäischen Zahlungsverkehrs“, wie es heißt – und damit zugleich PayPal unter Druck. Nach Informationen der dpa können Kunden ausgewählter Banken sogar bereits ab Ende Juni unkompliziert und ohne Umwege von Handy zu Handy bezahlen, bestätigt wurde dies allerdings noch nicht. Sicher allerdings ist, dass sich PayPal in Europa auf härtete Zeiten einstellen muss.
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