Liebe Leserin, lieber Leser,
der Absturz nach dem Quartalsbericht war heftig – und doch war es nur der Anfang. So lässt sich die Situation bei PayPal zusammenfassen, zumindest was die Aktienperformance anbetrifft. Vor gut einer Woche hatte der US-Onlinebezahldienst seine Quartalszahlen vorgelegt und die Anleger offenbar enttäuscht, trotz Steigerungen bei Umsatz und Gewinn. Die PayPal-Aktie rutschte am Dienstag vergangener Woche von rund 75 auf 66 US-Dollar ab – und verlor danach täglich etwas mehr. Aktuell werden die Papiere 20 Prozent tiefer bei gerade noch 61 Dollar gehandelt, der tiefste Stand seit 2017. Daran änderte auch diese eine gute Nachricht nichts.
PayPal in Deutschland beliebteste Bezahlform
Denn erstmals bevorzugen die meisten Deutschen bei der Abwicklung ihrer Käufe im Internet den Onlinebezahldienst. Gemessen am Umsatz erfolgten im vergangenen Jahr 29,6 Prozent aller Onlinekäufe über PayPal, meldet aktuell das Handelsblatt. Zu diesem Ergebnis komme eine Studie des Forschungs- und Beratungsinstituts des Handels EHI. „Die neuen Zahlen belegen auch, dass Paypal inzwischen beliebter ist als der Kauf auf Rechnung, der jahrelang in Deutschland beim Onlineshopping die favorisierte Bezahlart war“, so der Bericht.
Der Rechnungskauf kam demnach im Jahr zuvor noch auf einen Umsatzanteil von 23,8 Prozent und lag damit minimal vor PayPal. Nun habe er einen Rückgang um 4,5 Prozentpunkte verzeichnet. Für die Wirtschaftszeitung ist daher klar: „Bisher ist es den deutschen Banken nicht gelungen, Paypal etwas entgegenzusetzen – und es sieht nicht danach aus, dass sich daran etwas ändert“, so die Einschätzung.
- Das EHI hatte Anfang dieses Jahres online rund 140 Internethändler befragt
- Diese erzielten 2022 demnach zusammen einen Nettoumsatz von gut 47 Milliarden Euro
PayPal verliert erstmals aktive Kunden
Weltweit gesehen aber hatte PayPal erstmals in der Unternehmensgeschichte aktive Kunden verloren, wie in der Vorwoche bekannt wurde. Während es im 4. Quartal 2022 noch 435 Millionen aktive Nutzer waren, sank diese Zahl im 1. Quartal 2024 auf rund 433 Millionen. Für die Anleger offenbar Grund genug, die Aktie nach unten zu schicken. Denn trotz Kundenschwund konnte der US-Konzern Gewinn und Umsatz in den ersten drei Monaten des Jahres kräftig steigern.
Zwischen Januar und Ende März legte das Nettoergebnis im Jahresvergleich laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung um 56 Prozent auf 795 Millionen Dollar zu. Der konzernweite Umsatz wuchs um immerhin neun Prozent auf rund 7 Milliarden Dollar. Zudem habe PayPal seine Ziele für das Gesamtjahr erhöht, hieß es. PayPal habe von einer trotz hoher Inflation weiterhin robusten Konsumbereitschaft der US-Verbraucher profitiert. Vorstandschef Dan Schulman sprach demnach von einem „sehr guten“ Start ins neue Geschäftsjahr.
Analysten mit noch immer hohen Kurszielen
Mit dieser Meinung stand der PayPal-Chef tatsächlich nicht alleine da. Die Analysten sind in ihrer Gesamtheit weiter von steigenden Kursen bei der Aktie überzeugt. 103 US-Dollar lautete das durchschnittliche Kursziel für PayPal laut marketscreener.com noch Anfang Mai, seitdem ist dieses lediglich leicht auf 99 Dollar gesenkt worden. Mit anderen Worten: Im Schnitt erwarten die 47 Experten, die das US-Unternehmen derzeit beobachten, mittelfristig einen Kursanstieg um 63 Prozent. Entsprechend fallen auch die Empfehlungen aus:
- 23 Analysten geben eine Kaufempfehlung für die PayPal-Aktie
- 10 würden den Bestand immerhin aufstocken
- 14 raten im Moment, die Papiere zu halten
- Kein einziger rät derzeit zum Verkauf der Anteilscheine
PayPal-Aktie 80 Prozent unter Höchststand
Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass die Experten in der Vergangenheit mit ihrer Einschätzung zur Aktie gründlich danebenlagen. Noch im November 2021 lag das durchschnittliche Kursziel für die PayPal-Aktie bei 325 US-Dollar. Und klar, nachdem der Zahlungsdienstleister in der Hochzeit der Corona-Pandemie massiv vom Online-Kaufboom profitiert hatte und phantastische Wachstumsraten meldete, hatte die Aktie im Laufe des Jahres 2021 tatsächlich zwei Mal die Marke von 300 US-Dollar überschritten. Ende Juli war mit einer Bewertung von 310 US-Dollar in jenem Sommer aber der Höhepunkt erreicht.
Dann begann der zunächst rasante, später schleichende Abstieg, der die PayPal-Aktie im November 2021 erstmals wieder unter 200 US-Dollar fallen ließ. Im März 2022 rutschten die Papiere unter die Marke von 100 Dollar, erholten sich zwischendurch aber wieder. Seit August des vergangenen Jahres jedoch notierte PayPal nie wieder im dreistelligen Bereich. Seit den Höchstständen der Aktie beträgt das Minus somit rund 80 Prozent. Allein im zurückliegenden Halbjahr hat das Unternehmen ein weiteres Drittel seines Börsenwerts eingebüßt.
Börsenwert von noch 70 Milliarden Dollar
Dieser liegt allerdings aktuell noch immer bei knapp 70 Milliarden US-Dollar, lag dementsprechend im Sommer 2021 bei 350 Milliarden Dollar. Zur Einordnung: PayPal hatte im Geschäftsjahr 2022 laut boerse.de einen Umsatz von 27,52 Milliarden US Dollar erlöst, dabei einen Jahresüberschuss von 2,42 Milliarden US Dollar ausgewiesen. Ob die Aktionäre mit dieser Bilanz einverstanden sind, wird sich in der kommenden Woche weisen, dann lädt das Unternehmen zur Hauptversammlung.
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