Liebe Leserinnen und Leser,
es war eine Euphorie sondergleichen. Als das Coronavirus Anfang 2020 weltweit ausbrach, schoss die PayPal-Aktie durch die Decke. Der Grund ist klar: Viele Menschen haben während der Pandemie wegen der Beschränkungen im öffentlichen Leben ihre Produkte online eingekauft. Der auf Internetzahlungen spezialisierte US-Konzern war also ein klarer Stay-at-Home-Profiteur.
PayPal-Aktie hart abgestraft
Doch der Höhenflug währte nicht lange, wie der Aktienchart offenbart:
Im Sommer 2021 drehte sich plötzlich das Blatt und die PayPal-Aktie krachte wieder in die Tiefe. Doch nicht nur das: Inzwischen ist der US-Zahlungsdienstleister an der Börse weniger wert als vor Corona. Den Kursrutsch nur auf das Ende der Pandemie zurückzuführen, wäre also etwas zu kurz gedacht.
Schwächelnde Konjunktur und hohe Zinsen machen Angst
Zunächst: PayPal ist nach wie vor in vielen Ländern dieser Welt der bevorzugte Dienstleister, wenn es um Online-Zahlungen geht – auch in Deutschland. Aber warum hat die Börse PayPal trotzdem so massiv nach unten geschickt? Neben der Corona-Flaute gibt es einige mögliche Gründe. Allen voran das schwierige makroökonomische Umfeld. Die schwächelnde Konjunktur und die hohen Zinsen in vielen großen Volkswirtschaften drücken auf die Stimmung der Verbraucher und Unternehmen. Die Börse befürchtet deshalb, dass der Zahlungsverkehr erheblich in Mitleidenschaft gezogen wird.
Bis dato haben sich diese Bedenken allerdings eher nicht erhärtet, zumindest nicht auf globaler Ebene. PayPal hat im zweiten Quartal 2024 sowohl sein Zahlungsvolumen als auch die Zahlungstransaktionen gesteigert – um 11 bzw. 10 Prozent.
Nutzerschwund bei PayPal: Konkurrenz schläft nicht
Doch die Nutzerbasis scheint zu bröckeln. Ende Juni 2024 verfügte der Konzern über 431 Millionen aktive Accounts. Zum Vergleich: Ende März waren es noch 433 Millionen. Für einen Wachstumsakteur wie PayPal, in den an der Börse enorme Erwartungen gesetzt werden, war das schlicht eine Katastrophe. Hier offenbart sich sogleich der nächste Grund für die PayPal-Krise.
PayPal ist zwar in vielen Ländern der Marktführer rund um die Abwicklung von Online-Zahlungen. Die Konkurrenz jedoch schläft nicht. Große Techkonzerne wie Apple und Google sind längst auf den E-Payment-Markt aufgesprungen. Vor allem Apple bringt mit seinen vielen Millionen treuen Anhängern beachtliches Potenzial mit, um PayPal in die Parade zu fahren. Die Börse jedenfalls sieht die rückläufigen Nutzerzahlen von PayPal als Signal, dass der Markt zum einen auf eine Sättigung zuläuft und zum anderen die Wettbewerber Marktanteile des Primus auf sich ziehen können.
Und wie lief es zuletzt finanziell?
Zumindest auf den ersten Blick waren die jüngsten Finanzergebnisse von PayPal gar nicht so schlecht. Die Konzernumsätze verbesserten sich im zweiten Quartal 2024 im Jahresvergleich um 7 Prozent auf 7,3 Milliarden Dollar. Und auch die Gewinne stiegen wieder – sowohl operativ als auch unterm Strich:
Nettogewinn je Quartal von PayPal
Allerdings, und hier liegt die Crux, entwickelte sich die operative Marge nicht so gut wie vom Unternehmen in Aussicht gestellt worden war. Die Gewinnspanne belief sich demnach in den drei Monaten bis Ende Juni auf 21,4 Prozent. Das ist zwar eine Verbesserung gegenüber dem Vorquartal. Dennoch hatte PayPal selbst eine operative Marge von 22 Prozent versprochen.
Dies ist indes ein weiterer Grund für den Pessimismus an der Börse. Der Kapitalmarkt bewertet die aus seiner Sicht zu geringe Profitabilität sehr streng. Das Management von PayPal hatte deshalb schon vor einigen Monaten ein Effizienzprogramm gestartet, um die Kosten zu drücken. Wie andere US-Techkonzern hat auch PayPal in der Folge Tausende Mitarbeiter entlassen.
BNPL-Deal: PayPal beschafft sich frisches Geld
Neben der Straffung der Strukturen hat der Konzern zuletzt auch mit einem Milliardendeal auf sich aufmerksam gemacht. So hat der Zahlungsdienstleister den Verkauf seines 40 Milliarden Euro schweren, europäischen BNPL-Kreditportfolios an den Investor KKR bekannt gegeben.
Über BNPL („Buy Now, Pay Later“) können sich PayPal-Kunden ihre gewünschten Produkte auf Raten kaufen. Das heißt: PayPal tritt hier als Kreditinstitut auf, indem der Konzern die Kaufsumme von im Internet angebotenen Waren vorstreckt und diese den Nutzern als Darlehen in Rechnung stellt. Mit der Lösung wollte PayPal auf die zurückhaltende Verbraucherstimmung reagieren und die Nutzer trotz gestiegener Lebenshaltungskosten zu schuldenbasierten Online-Käufen anregen. Mehr als 200 Millionen Kredite wurden nach Konzernangaben über BNPL an mehr als 30 Millionen Kunden vergeben.
Doch jetzt hat PayPal offenbar die Reißleine gezogen, um an anderer Stelle Wachstum zu generieren. Durch den Verkauf des europäischen BNPL-Kreditportfolios wolle sich PayPal frische Barmittel für andere strategische Initiativen sichern, hatte Finanzchefin Gabrielle Rabinovitch im Juni betont. Um welche konkreten Projekte es sich dabei handeln soll, blieb indes unklar.
Alex Chriss: Sorgt der neue Chef für Aufbruchstimmung?
Gut möglich, dass Alex Chriss hierzu bald Details präsentieren wird. Der Manager soll Ende September als neuer CEO das Ruder bei PayPal übernehmen und den langjährigen Boss Dan Schulman ersetzen, der bereits im Frühjahr seinen Rücktritt bekannt gegeben hatte.
Chriss war fast 20 Jahre lang bei dem kalifornischen Softwareanbieter Intuit tätig. Dort hat er mit klugen Deals und Innovationen beachtliches Wachstum geschaffen. Der Schwerpunkt des Managers lag auf KMUs, also kleinen und mittleren Unternehmen. Für diese Firmen hat Chriss zusammen mit seinem Team inzwischen marktführende Software-Lösungen und -Plattformen entwickelt.
Der designierte CEO kann PayPal also dabei helfen, dessen Geschäfte lukrativ zu diversifizieren. Im Optimalfall kann Alex Chriss an der Börse gar eine neue Aufbruchstimmung erzeugen und die Aktie damit aus dem Keller hieven. Ob das gelingen kann, wird sich in den nächsten Monaten anhand der dann hoffentlich bekannten, konkreten Strategie zeigen.
PayPal-Aktie: mein Fazit für Sie
PayPal ist ein Paradebeispiel, wie schnell die Tech-Blase platzen kann. Das Unternehmen ist zwar nach wie vor ein starker Weltmarktführer. Doch die Erwartungen der Börse sind inzwischen astronomisch hoch. Nur einfach (leicht) zu wachsen und Milliardengewinne zu erzielen, reicht nicht mehr aus.
PayPal muss mehr bieten. Der Zahlungsdienstleister muss eine neue umfangreiche Wachstumsfantasie schüren und diese der Börse erfolgreich verkaufen. Vielleicht kann Alex Chriss diese Herausforderung meistern.
Der Großteil der Analysten jedenfalls ist durchaus optimistisch gestimmt. Laut CNN liegt das durchschnittliche Kursziel der Experten +38 Prozent über dem US-Schlusskurs vom 19. September. 26 von 44 Analysten raten den Anlegern demnach zum Kauf der Aktie. Nur 1 Experte hat CNN zufolge zuletzt eine Verkaufsempfehlung ausgesprochen.
Ich wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren Investments,
Marco Schnepf
Redaktion Finanztrends
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