Liebe Leserinnen und Leser,
sensationell, was Palantir in den vergangenen beiden Sitzungen an den Börsen erlebt hat. Das KI-Softwarehouse schaffte am Dienstag einen Gewinn von rund 30 % und konnte sich am Mittwoch um über 8 % nach oben schieben. Damit holte sich das Unternehmen einen neuen Allzeit-Rekord. Ein erfreuliches Ergebnis für Investoren, die schon seit einiger Zeit dabei sind. Niemand kann rechnerisch aktuell im roten Bereich liegen. Bis auf die letzten Käufer kann demnach kein Aktionär keinen (!) Gewinn haben. Dies wiederum hebt die Stimmung rund um den Software-Konzern an den Börsen sicherlich noch einmal massiv an.
Die Aktie ist in Bestform. Wer an zwei Tagen hintereinander einen Aufschlag in dieser Größenordnung schafft, muss etwas ganz Besonderes geleistet haben. Oder?
Palantir: Das waren die Zahlen
Bei den Software-Konzernen geht es aktuell häufig um KI. Bei Palantir ist die Vermutung im Kern richtig. Es geht aber auch um einen Hype, wie sich unschwer bemessen lässt. Denn das Unternehmen verkündete bei seinen Quartalszahlen einen Umsatz von 608 Millionen Dollar. Ein schönes Ergebnis, es lag sogar höher als der Schätzwert von Analysten.
Die waren von Umsätzen in Höhe von 602 Millionen Dollar ausgegangen. Der Unterschied beläuft sich also tatsächlich nur auf 1 %.
Demgegenüber steht ein relativ kleiner Gewinn. Der hat sich mit 0,08 Dollar je Aktie gegenüber dem Vorjahresquartal auf der einen Seite verdoppelt. Auf der anderen Seite haben die Analysten genau dies so erwartet. Zudem errechnet sich damit für das gesamte Geschäftsjahr ein KGV von immerhin strammen ca. knapp 200. Die Aktie ist nach konventionellen Maßstäben viel zu teuer.
Das Chartbild zeigt, dass die Börsen solche Überlegungen aktuell allerdings nicht teilen.
Palantir Aktie Chart
Die Performance ist zuletzt auch wieder gewaltig nach oben ausgebrochen. Das wiederum bestätigt: Das Allzeithoch-Papier erlebt einen gigantischen Trend nach oben.
Die Kursperformance der Palantir-Aktie
Damit erhebt sich die Frage, wie weit es für das Unternehmen tatsächlich noch gehen kann. Denn die Schätzungen von Analysten gehen in die andere Richtung. Die sind nach den vorliegenden Daten der Meinung, die Aktie sei überbewertet. Der Konsens bei Marketscreener schätzt derzeit einen Zielkurs in Höhe von 18,44 Dollar.
Die Aktie kostet im Dollar-Raum ca. 21,87 Dollar. Das bedeutet, die Aktie würde nicht einmal steigen, sie würde vielmehr fallen. Der Rückgang könnte demnach – so der Konsens – -15,7 % ausmachen. Bezogen auf den Euro-Kurs wären danach also Notierungen von in etwa 16,50 Euro bis vielleicht knapp 18 Euro zu erwarten.
Dazu allerdings merken die Beobachter auch an, dass die Kursziele nicht pessimistisch sind. Die Kursziele sind in den vergangenen mehr als 8 Monaten gestiegen. Die Analysten waren noch vor einem Dreivierteljahr davon ausgegangen, der Kurs würde auf weniger als 10 nach unten rutschen bzw. stehen bleiben. Dies wiederum ist wohl vor allem wegen des KI-Booms nicht aufgegangen.
Weniger schnell als die Kurse selbst korrigierten die Analysten die Kursziele. Die haben sich seither annähernd verdoppelt, wenngleich der Kurs noch etwas weiter nach oben gezogen ist. Das ist auch die Botschaft der vergangenen Monate gewesen:
Palantir ist relativ stark im KI-Boom und kann wie zuletzt gelegentlich neue Kooperationen oder Aufträge vermelden. Die tatsächlichen Kursziele und Visionen können jedoch nur deutlich langsamer klettern, denn die Zahlen, die das Bilanzbild prägen, wachsen nicht so schnell wie die Kurse selbst.
Palantir ist mit einem KGV von aktuell annähernd 200 wie oben beschrieben schlicht wesentlich teurer als das, was typischerweise für eine solche Aktie gezahlt wird. Dieser Preis wird ggf. sinken, wenn die Gewinne 2024 etwas stärker steigen. Schon jetzt gehen die Schätzungen von einem KGV bei ca. 130 aus. Allerdings hilft es nicht: Auch ein KGV oder wie jüngst in einem Bericht angenommen knapp 90 (!) wäre nach den historischen Erfahrungen mit spezifisch dieser Aktie im Normalfall nicht haltbar.
Das heißt nur: Der Boom funktioniert. Die Zahlen sind teils tatsächlich noch besser als gedacht. Der Markt aber hat ein Tempo aufgenommen, dass dem Unternehmen voraus läuft. Entweder das Unternehmen selbst kann sich jetzt noch sputen – etwa mit den nächsten Zahlen im Mai -, oder der Markt wird früher oder später korrigieren. Wann dieser Druck aufkommt, weiß niemand. Er hängt aber wie ein Damoklesschwert in der Luft – wie die Analysten-Schätzungen, die fast 20 % Minus annehmen. Umgekehrt wissen auch wir: Der Markt hat immer Recht. Aktuell hat er sich das Recht genommen, der Aktie ein Potenzial zum Allzeithoch zuzuordnen. Die kommenden Tage können daher spannend werden, so die Beobachter. Es wäre zumindest nicht überraschend, wenn es zu Gewinnmitnahme kommen würde, meinen sie.
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