Die Lebensmittelgruppe Orior hat im Geschäftsjahr 2024 einen erheblichen Verlust verzeichnet. Das Unternehmen wurde durch Sondereffekte und Bereinigungen nach Buchhaltungs- und Bewertungsproblemen stark belastet, was zu einer umfassenden Neuaufstellung der Führungsebene führt.
Der auf Convenience-Food, Fleischveredelung und Bio-Säfte spezialisierte Konzern erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 642,1 Millionen Franken, was einem leichten Rückgang von 0,2 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Organisch konnte jedoch ein Wachstum von 0,5 Prozent erzielt werden. Laut Orior haben preisgetriebene Ausschreibungsverluste im Einzelhandelsbereich den Umsatz belastet.
Besonders dramatisch entwickelte sich die Profitabilität: Der operative Gewinn (EBITDA) brach um 58 Prozent auf 22,5 Millionen Franken ein. Die entsprechende Marge verringerte sich um 4,8 Prozentpunkte auf nur noch 3,5 Prozent. Unter dem Strich resultierte ein Verlust von 35,2 Millionen Franken, nachdem im Vorjahr noch ein Gewinn von 19,9 Millionen Franken erzielt worden war.
Die Nettoverschuldung stieg zum Jahresende auf 181,4 Millionen Franken, verglichen mit 116,9 Millionen im Vorjahr. Die Eigenkapitalquote sank nach der Goodwill-Verrechnung von 22,5 Prozent auf 8,8 Prozent. Angesichts dieser Finanzlage verzichtet das Unternehmen, zu dem Marken wie Rapelli, Biotta und Albert Spiess gehören, auf die Ausschüttung einer Dividende.
Umfangreiche Wertberichtigungen belasten Ergebnis
Mit den nun vorgelegten, teilweise bereinigten Zahlen bestätigt Orior die provisorischen Eckwerte, die Anfang des Monats kommuniziert wurden. Die Veröffentlichung des Geschäftsberichts hatte das Unternehmen Ende Februar aufgrund von Bewertungsproblemen verschieben und die Unternehmensziele zurückziehen müssen.
Bereits im Dezember hatte die Lebensmittelgruppe Restrukturierungsmaßnahmen angekündigt und Wertberichtigungen vorgenommen, die überwiegend nicht-operative Bereiche betrafen. Im Zuge dieser Restrukturierung entdeckte Orior im Februar 2025 zudem Differenzen in der Lagerbewertung der Tochtergesellschaft Albert Spiess.
Die Wertminderung bei Spiess betrug den Angaben zufolge 10 bis 12 Millionen Franken und betraf die Geschäftsjahre 2023 und 2024. Laut Aussagen des Orior-Finanzchefs vom März waren manuelle Änderungen in der Buchhaltung der Hintergrund. Er sprach damals von „grobfahrlässigen Fehlern“, wobei die genauen Verantwortlichkeiten noch geprüft werden.
Führungswechsel und strategische Neuausrichtung
Als Konsequenz stellt das Unternehmen sowohl die Geschäftsführung als auch den Verwaltungsrat neu auf. Monika Friedli-Walser übernimmt in einer Doppelfunktion als Delegierte des Verwaltungsrats die operative Führung der Gruppe vom Interims-CEO Filip De Spiegeleire. Dieser soll in den Verwaltungsrat wechseln.
Gleichzeitig ist vorgesehen, dass Friedli-Walser auch den Posten der Verwaltungsratspräsidentin übernimmt. Der amtierende Präsident Remo Brunschwiler stellt sich „aus persönlichen Gründen“ nicht zur Wiederwahl. Als Neuzugang für den Verwaltungsrat ist der Jurist Sandro Fehlmann vorgesehen.
Herausforderndes Übergangsjahr 2025 erwartet
Für das laufende Jahr 2025 kündigt Orior ein „Übergangsjahr“ an. Das Unternehmen rechnet mit einem organischen Rückgang von 4,0 bis 6,0 Prozent. Als Gründe werden der Verlust eines Volumenauftrags in Belgien, weitere Ausschreibungsverluste sowie der Verkauf der Gastrodepots von Albert Spiess genannt. Die Rentabilität wird voraussichtlich im ersten Halbjahr weiterhin unter Druck stehen.
Der strategische Fokus liegt nun auf der Verbesserung der Ergebnisse und des freien Cashflows sowie auf der Stärkung der dezentralen Unternehmensstruktur. Im Juni plant Orior, neue strategische Weichenstellungen unter dem Titel „Orior way forward“ zu kommunizieren.
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