Es ist fast ein bisschen paradox. Steigende Preise für Energie, und damit auch für Öl, sorgten in den letzten Wochen und Monaten dafür, dass die Inflation ein rekordverdächtiges Niveau erreichte. Jetzt aber sind es ausgerechnet Meldungen aus den USA über eine viel zu hohe Teuerungsrate, welche die Preise des schwarzen Goldes gehörig unter Druck setzen. Bereits am Mittwoch fielen die Preise sowohl für WTI als auch Brent unter die magische Linie bei 100 US-Dollar je Barrel, und das überraschend deutlich.
Diese Entwicklung setzte sich am Donnerstag zunächst fort. Für Brent wurden gegen Mittag nach weiteren Abschlägen in Höhe von 2,49 Prozent noch 97,36 Dollar je Barrel fällig. Im Falle von WTI fielen die Verluste mit 2,85 Prozent noch ein Stückchen höher aus und ein Barrel wechselte am Spotmarkt für 93,66 Dollar den Besitzer. Dieser Preisverfall könnte sich womöglich noch fortsetzen, denn gleich mehrere Faktoren lasten derzeit auf der Stimmung der Marktakteure:
- Hohe Inflation
- Sorgen um Europas Energiesicherheit
- Angst vor Rezession
- Corona-Infektionszahlen in China
Der Ölpreis geht vor der Rezession in Deckung
Wie anfangs bereits erwähnt, spielt in dieser Woche die Inflation eine große Rolle beim Ölpreis. Dass die in den USA im Juni mal wieder deutlich über den Erwartungen lag, schürt die Angst an den Märkten vor einer Rezession. Eine solche käme nahezu sicher mit einem Nachfrageeinbruch beim Rohöl daher und genau vor einem solchen Szenario gehen viele schon jetzt vorsorglich in Deckung. Weiteren Antrieb könnte diese Entwicklung erhalten, wenn Ende des Monats die nächste Zinssitzung bei der Fed ansteht. Werden hier die Zinsen wieder um 0,75 Prozent oder sogar um noch mehr erhöht, würde dies ebenfalls zu neuerlichen Ängsten führen.
Mit etwas anderem ist aber kaum zu rechnen, da die Währungshüter ob der enormen Teuerungsrate unter massivem Druck stehen. Bisherige Zinsschritte scheinen noch keine nennenswerte Wirkung gehabt zu haben, weshalb die Fed es sich kaum leisten kann, jetzt noch besonders viel Vorsicht walten zu lassen. Zudem gab das Institut bereits bekannt, die Inflation mit allen Mitteln und nötigenfalls auch unter Inkaufnahme einer Rezession bekämpfen zu wollen.
Auch in Europa geht es mit dem Ölpreis abwärts
Ganz ähnliche Sorgen gibt es auch auf dem europäischen Kontinent, wenn auch aus anderen Gründen. Hier machen sich die Menschen vor allem Gedanken um einen möglichen russischen Gasstopp, welcher nach dem wartungsbedingten Abschalten von Nord Stream 1 immer wahrscheinlicher werden zu schient. Russland selbst hält sich ob seiner weiteren Pläne zwar noch bedeckt. Kürzlich war aber bereits zu hören, dass eine Wiedereinspeisung von Gas nicht sicher sei, da man nicht wisse, ob eine Turbine aus Kanada wirklich an Siemens ausgeliefert wurde und ihren Weg in die Pipeline finden wird.
Das muss erst einmal nichts heißen, es klingt aber schon fast wie die nächste fadenscheinige Ausrede des Kremls, um politische Motive auf wirtschaftlichem Wege durchsetzen zu wollen. Dass die mafiöse Kriegsverbrecherbande in Moskau derartigen Methoden nicht abgeneigt ist, dafür gibt es bereits mehr als genug Beispiele. Sollten die Gaslieferungen tatsächlich ausbleiben, könnte dies Europa auf direktem Wege in die Rezession führen. Einige besonders kritische Beobachter sprechen sogar davon, dass es dann mit dem hiesigen Wohlstand erst einmal vorbei sein könnte.
Kein Rückzugsort für den Ölpreis
In der westlichen Welt gibt es also allerlei Belastungsfaktoren für den Ölpreis, doch wie sieht es am anderen Ende der Welt aus? Auch nicht viel besser, wie sich vor allem in China zeigt. Hier fürchten Beobachter aufgrund wieder steigender Coronazahlen und der noch immer sehr strikten Zero-Covid-Politik, dass es schon bald zu neuerlichen Lockdowns kommen könnte. Anders als hierzulande haben solche ihren Namen auch verdient, denn bei derartigen Maßnahmen wird auch die Produktion schwer zurückgefahren oder sogar gänzlich gestoppt.
In den letzten zwei Jahren kam das schon des Öfteren vor und stets gingen derartige Entwicklungen einher mit einem deutlichen Knick in der Nachfrage nach Rohöl. All das lastet derart stark auf dem Ölpreis, dass preissteigernde Faktoren immer mehr in den Hintergrund zu geraten scheinen. Das schwarze Gold ist so günstig wie schon lange nicht mehr zu haben.
Datum | Ölpreis Brent (USD) | Ölpreis WTI (USD) |
1.2.2024 | 89,16 | 88,20 |
1.3.2024 | 104,97 | 103,41 |
1.4.2024 | 104,39 | 99,27 |
1.5.2024 | 107,58 | 105,17 |
1.6.2024 | 116,29 | 115,26 |
1.7.2024 | 111,63 | 108,43 |
14.7.2024 | 97,64 | 93,92 |
Weitere Abschläge beim Ölpreis voraus?
In diesen holprigen Zeiten lässt sich nur schwer vorhersagen, was mit dem Ölpreis in den nächsten Tagen und Wochen passieren mag. Das wird letztlich auch von der Nachrichtenlage abhängen, die sich letztlich nie prognostizieren lässt. Zumindest mit Stand vom Donnerstag spricht aber angesichts der enorm vielen belastenden Faktoren alles dafür, dass die Abwertung bei dem Rohstoff sich weiter fortsetzen wird. Es müsse sich mindestens eine der vielen Krisen in Luft auflösen, um wieder für Auftrieb sorgen zu können. Eben fas ist derzeit aber nicht einmal entfernt absehbar.
Während Autofahrer sich wieder über etwas günstigere Preise an der Zapfsäule freuen können, sehen die meisten Ökonomen den Abschwung beim Ölpreis eher sorgenvoll. Denn jener ist eben ein weiteres Indiz dafür, dass uns das Schlimmste bei den aktuellen konjunkturellen Sorgen und Nöten erst noch bevorstehen könnte. Gleichwohl gibt es aber noch keinen Grund, um schon in Panik zu verfallen.
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