Viele Experten sind sich sicher: Die Nachhaltigkeit ist das Leitbild unserer Zeit. Wohl nie zuvor haben sich so viele Menschen Gedanken um die ökologische Zukunft unseres Planeten gemacht wie heute. Da verwundert es kaum, dass das Thema inzwischen auch an der Börse eine Hochkonjunktur erlebt.
So achten Anleger bei ihren Investments immer stärker auf ökologische Kennzahlen, schließlich sind diese angesichts strenger staatlicher Vorgaben essenziell für die Zukunftsfähigkeit der Konzerne. Ohne Maßnahmen zum Umwelt- und Klimaschutz ist ein Unternehmen schlicht und ergreifend auf Dauer nicht mehr wettbewerbsfähig.
Der wohl wichtigste Indikator rund um die Nachhaltigkeit wird alljährlich von der Non-Profit-Organisation CDP („Carbon Disclosure Project“) veröffentlicht. Ziel der Organisation ist es, Konzerne dazu zu bringen, ihre ökologischen Daten preiszugeben. Die Daten und das Ranking sollen vor allem Aktionären dabei helfen, die Unternehmen mit der besten Öko-Bilanz zu identifizieren.
Nach Angaben des CDP sind inzwischen mehr als 500 Großinvestoren wie Fondsgesellschaften und Versicherungen mit dem Projekt verbunden, welche gemeinsam auf ein verwaltetes Vermögen von circa 106 Billionen Dollar kommen. Wenig verwunderlich also, dass mittlerweile rund um den Globus mehr als 9.600 Firmen ihre Daten CDP zur Verfügung stellen.
Das CDP beurteilt die Konzerne indes nicht nur hinsichtlich der aktuellen Öko-Bilanz, auch die selbst gesteckten Ziele der Unternehmen und die Transparenz in Sachen Berichterstattung fließen in die Bewertung mit ein.
Dabei sind es längst nicht mehr nur spezialisierte Öko-Firmen, die in der CDP-Rangliste punkten können. Auch einige große deutsche Traditionskonzerne konnten in den letzten Jahren überraschend deutliche Fortschritte erzielen. Im Folgenden wollen wir Ihnen 3 dieser Aktien vorstellen.
Symrise – der Allrounder
Kein anderes deutsches Unternehmen schnitt beim letztjährigen CDP-Ranking so stark ab wie der Duft- und Aromenhersteller Symrise aus Holzminden. Der Konzern wurde in allen drei Bewertungskategorien auf die A-Liste gesetzt. Symrise ist damit nicht nur in Sachen Klimaschutz weltweit führend, sondern auch beim Schutz der Wasserversorgung und der Wälder. Insgesamt konnten weltweit nur zehn Unternehmen in sämtlichen drei Kategorien die höchste Note ergattern.
Die Öko-Ziele von Symrise sind jedenfalls beachtlich: So will der Konzern in der gesamten Wertschöpfungskette der Abholzung entgegenwirken und sich gleichzeitig für die Aufforstung von Wäldern einsetzen. Zudem nutzt Symrise ausschließlich Ressourcen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern.
In Sachen Klimaschutz sieht sich der Hersteller von Geschmacksstoffen und kosmetischen Wirkstoffen ebenfalls auf Kurs. Ab 2030 will Symrise gar klimapositiv wirtschaften. In den letzten zehn Jahren konnte das Unternehmen seine Treibhausgas-Emissionen bezogen auf die Wertschöpfung bereits um mehr als die Hälfte reduzieren. Gleichzeitig will Symrise in sämtlichen Produktionsstätten sparsamer mit Wasser umgehen und somit die Effizienz rund um diese kritische Ressource drastisch erhöhen.
Hinzu kommt, dass Symrise auch bei den klassischen Bilanzkennzahlen sehr gut dasteht. 2020 konnte das Unternehmen seinen Gewinn trotz Corona deutlich steigern. Entsprechend zahlt der Aromen-Spezialist auch eine höhere Dividende aus. Für die Anleger ist die Aktie somit ein Top-Pick, auch weil der Duftstoffbranche in den kommenden Jahren weiteres Wachstum bevorstehen dürfte.
Thyssenkrupp – Vollgas Wasserstoff
Thyssenkrupp ist sicherlich nicht der erste Konzern, der einem in den Sinn kommt, wenn man ökologische Maßstäbe ansetzt. Schließlich verursacht die Stahlindustrie erhebliche CO2-Emissionen. Doch bei Thyssenkrupp soll sich das ändern. Dies geht auch aus der Bewertung des CDP hervor.
So erhielt der deutsche Stahlriese in Sachen Klimaschutz die Bestnote. Der Grund: Der Konzern will bereits bis 2030 die durch die eigene Produktion verursachten CO2-Emissionen um etwa 30 Prozent verringern. Bis 2050 soll Thyssenkrupp klimaneutral werden. Für einen Stahlkonzern ist das durchaus ein ambitioniertes Ziel.
Erreichen will das Thyssenkrupp durch eine wesentlich intensivere Nutzung des grünen Wasserstoffs. Dieser wird aus Erneuerbaren Energien gewonnen und gilt deshalb als besonders klimaschonend. Als Energieträger kann der saubere Wasserstoff fossile Brennstoffe bei der Stahlproduktion ersetzen.
Nach Angaben des Konzerns habe man die Produktionsanlagen für grünen Wasserstoff zuletzt konsequent ausgebaut. Inzwischen könne man Wasserelektrolyse-Zellen mit einer Gesamtleistung von bis zu einem Gigawatt pro Jahr fertigen. Längerfristig will Thyssenkrupp zu einem der führenden Anbieter im Bereich Wasserstoffproduktion, -Lagerung und -Anwendung werden. Der Konzern verfügt über rund 500 entsprechende Patente.
Klar: Bilanziell sieht es für Thyssenkrupp derzeit eher mau aus. Wegen der Corona-Krise ist das konjunkturanfällige Stahlgeschäft schwer in Mitleidenschaft gezogen worden. Mit Blick auf die Innovationen im Wasserstoff-Bereich ist dennoch Potenzial vorhanden. Anleger müssen sich aber gedulden. Bis sich die Investitionen hier auszahlen, dürften noch einige Jahre vergehen.
BASF – so geht nachhaltige Chemie
Auch beim Chemiekonzern BASF lief es 2020 alles andere als rund. Zum ersten Mal seit Jahrzehnten haben die Ludwigshafener ein Jahr mit roten Zahlen abgeschlossen. Umso erfreulicher, dass man zumindest bei der Nachhaltigkeit punkten konnte. Im CDP-Ranking erhielt BASF bei der Kategorie Wassersicherheit die Bestnote A, beim Klimaschutz immerhin noch eine A-.
BASF führe an allen relevanten Produktionsstätten ein nachhaltiges Wassermanagement ein, heißt es aus Ludwigshafen. Ähnlich wie bei Symrise soll dadurch der Verbrauch des kostbaren Rohstoffs reduziert werden. Vor allem in sogenannten Wasserstressgebieten will der Konzern die Effizienz verbessern. Ein Wasserstressgebiet liegt dann vor, wenn die Wasserentnahme größer ist als der Zufluss.
Beim Klimaschutz hat sich das Unternehmen das Ziel verordnet, bis 2030 CO2-neutral zu werden. BASF optimiere kontinuierlich bestehende Prozesse, setze verstärkt auf erneuerbare Energiequellen und entwickle grundlegend neue emissionsarme Produktionsverfahren“, so der Konzern.
Auch hier wird das Thema Wasserstoff eine herausragende Rolle spielen. Dieser kann schließlich als Einsatzstoff für viele chemische Herstellprozesse genutzt werden. Zusammen mit Siemens Energy prüft BASF derzeit zum Beispiel den Bau eines großen Wasserelektrolyseurs.
Zudem will der Chemieriese in Kooperation mit dem Gasekonzern Linde und dem saudischen Unternehmen SABIC elektrisch beheizte Steamcracker produzieren und dadurch enorme Mengen an CO2 einsparen. In den gigantischen Anlagen wird Kohlenwasserstoff aufgespaltet, um wichtige chemische Zwischenprodukte zu erhalten. Das erfordert eine enorme Hitze. Bislang werden die nötigen Temperaturen in der Regel durch die Verbrennung von fossilen Brennstoffen erreicht.
In ökologischer Hinsicht geht der Konzern also in die richtige Richtung. Und auch bilanziell soll es im laufenden Jahr wieder deutlich besser werden. BASF rechnet nicht nur mit einer signifikanten Umsatzsteigerung, sondern will auch wieder Geld verdienen. Vor allem die wieder besser laufenden Geschäfte mit der Autobranche dürften sich hier als Treiber erweisen.