Vor einem Monat waren bei Ocugen alle Beteiligten noch hochoptimistisch: die Zulassungsbehörde FDA, die Anleger und vor allem das Unternehmen selbst. Öffentlich versicherte die amerikanische Biotech-Firma, sie sei auf Kurs, bis Ende Juni einen Notzulassungsantrag für den Corona-Impfstoff namens Covaxin einzureichen.
Doch dann der Super-GAU: Urplötzlich ruderte Ocugen zurück. Auf Empfehlung der Behörde hin werde man auf den Notzulassungsantrag verzichten und sich nun bei der FDA um eine reguläre Lizenz bemühen. Damit nicht genug: Das Arzneimittel-Stelle erwartet nun eine weitere Phase-3-Studie in den USA, um die Wirksamkeit des Vakzins nachzuweisen.
Die Ocugen-Aktie war daraufhin im freien Fall und crashte an einem einzigen Handelstag um 30 Prozent in den Keller. Die Anleger hat die schlechte Nachricht jedoch nicht allzu lange beschäftigt. Der Kurs, der auf 12-Monats-Sicht immer noch über 2.000 Prozent im Plus ist, klettert wieder, seit das Unternehmen verkündet hat, in den Index Russel 3.000 aufgenommen zu werden.
Der Impfstoff ist gewiss vielversprechend: Bislang zeigte Covaxin in klinischen Studien eine Wirksamkeit von bis zu 81 Prozent – ohne einen einzigen schweren Krankheitsverlauf in der Gruppe der geimpften Probanden. Was zusätzlich Mut macht: Alle Untersuchungen fanden bislang in Indien statt, wo die hochansteckende Delta-Variante des Virus wütet. Bislang ist das Vakzin in 13 Ländern zugelassen.
Es stellt sich die Frage: Bietet der heftige Rücksetzer eine Einstiegsmöglichkeit bei Ocugen? Eine Analyse.
Große Probleme für Ocugen
Das Impfstoff-Projekt von Ocugen hat derzeit ein paar massive Mängel. Zum einen wird das Unternehmen an Profiten, die Covaxin außerhalb von Nordamerika macht, keinen Cent verdienen. Der Grund: Ocugen stellt den Wirkstoff nicht selbst her, sondern hat sich lediglich vom indischen Hersteller Bharat Biotech die Vertriebsrechte des Vakzins für die USA und Kanada gesichert.
Das zweite große Problem: In den USA ist der Coronavirus durch die massiven Impfungskampagnen stark rückläufig. Dementsprechend wird es für Ocugen äußerst schwer werden, genug Probanden für die durchzuführende Studie zu finden. Ganz zu schweigen von den ethischen Konflikten, Studien-Teilnehmer Placebos zu injizieren, während wirksame Impfstoffe frei verfügbar sind.
Zudem geht die Rechnung für Ocugen derzeit überhaupt nicht auf: Das Unternehmen plant, lediglich 100 Millionen Dosen in den USA zu vertreiben. Basierend auf dem geschätzten Marktpreis des Vakzins und dem Deal mit Bharat Biotech, 45 Prozent der Profite zu erhalten, könnte Ocugen einen geschätzten Gewinn von 130 Millionen Dollar herausschlagen. Die für die FDA-Zulassung notwendige Phase-3-Studie könnte hingegen bis zu 1 Milliarde Dollar kosten. Hilfen von der Regierung oder anderen Konzernen für die Finanzierung der Studie sind derzeit nicht in Sicht.
Ungewisse Marktbedingungen
Angenommen, Ocugen gelingt es, die Studie zu finanzieren: Wie lange könnte es dauern, bis das Unternehmen die FDA-Zulassung in der Tasche hat? Zur Einordnung: Bei Moderna hat sich der Prozess über 10 Monate hingezogen. Der Konzern konnte jedoch auf Regierungshilfen zurückgreifen und führte seine Untersuchung zu einer Zeit aus, als Impfstoffe andere Hersteller noch nicht allgemein zugänglich waren.
Aus meiner Sicht wäre es realistisch, dass Ocugen in einem Jahr noch Mittel für die Studie sammelt. Mit der Zulassung ist daher nicht vor Mitte 2024 zu rechnen. Währenddessen haben die USA und Kanada kürzlich über 1.2 Milliarden Dosen von anderen Herstellern bestellt – genug, um die gesamte Bevölkerung mehrfach durchzuimpfen. Es ist daher vollkommen ungewiss, ob Ocugen mit Covaxin kommerziellen Erfolg haben wird, weil in zwei Jahren die Nachfrage nach Covid-19-Vakzinen vollkommen verschwunden sein könnte.
Die Lektion daraus: Börsennotierte Firmen sind bezüglich ihres zukünftigen Erfolgs immer optimistisch, auch wenn der Überschwang kaum gerechtfertigt ist.
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