Novo Nordisk-Aktie: Es ist kaum zu verstehen!

Die Aktie von Novo Nordisk war am Mittwoch kurzzeitig unter die 100-Euro-Marke gefallen. Die Gründe für den Kursknick waren eher nicht nachzuvollziehen.

Auf einen Blick:
  • Die Novo-Nordisk-Aktie notierte am Mittwoch so tief wie seit Monaten nicht mehr
  • Schwache Zahlen des US-Konkurrenten Eli Lilly beunruhigte die Anleger offenbar
  • Eine unverständliche Einstufung eines Analysten vom Montag sorgte zudem für Skepsis
  • Die Kursziele für Novo Nordisk allerdings bleiben hoch – zumindest die allermeisten

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von Novo Nordisk geriet zuletzt immer stärker unter Druck. Im Sommer hatten die Papiere des dänischen Pharmariesen bei rund 140 Euro noch ein Allzeithoch ausgebildet, es wirkt wie aus einer anderen Welt. Aktuell kämpft die Aktie gar um den Halt der 100-Euro-Marke, hat am Mittwoch im Xetra-Handel nach enttäuschenden Zahlen eines Wettbewerbers kurzzeitig auf 97,45 Euro nachgegeben, bevor sie sich wieder fing. Möglicherweise war eine verhaltene Analysteneinschätzung vom Montag mit ursächlich, dass Novo Nordisk bereits seit Wochenbeginn weiter an Börsenwert einbüßte. Zu verstehen aber wäre das kaum. Und zwar im doppelten Sinn.

UBS sieht gut 40 Prozent Kurspotenzial

Denn die schweizer Großbank UBS hatte die Einstufung für die Aktie von Novo Nordisk mit einem Kursziel von 1100 dänischen Kronen (DKK) am Montag auf „Neutral“ belassen. Das Abnehmmittel Wegovy zeige in den USA weiterhin von Woche zu Woche leichte Verschreibungssteigerungen, schrieb Analyst Jo Walton laut finanzen.net in seinem Kommentar. So weit, so positiv. Die Einstufung allerdings wirft Fragen auf. Denn 1100 DKK entsprechen umgerechnet aktuell nicht weniger als 147,45 Euro, das läge sogar über dem bisherigen Höchststand vom 26. Juni.

  • Damit erkennt die UBS ein Kurspotenzial bei Novo Nordisk von mehr als 40 Prozent
  • Wie um alles in der Welt passt das mit der Einstufung „Neutral“ zusammen?

Kurze Antwort: Überhaupt nicht. Dies wird deutlich, wenn man sich die Einlassungen anderer Häuser aus den vergangenen Tagen vor Augen führt.

JP Morgan empfiehlt Novo Nordisk zum Kauf

JPMorgan etwa hat erst am gestrigen Mittwoch die Einstufung für Novo Nordisk mit einem Kursziel von 1050 dänischen Kronen belassen, sogar etwas unter der Prognose der UBS also. Analyst Richard Vosser zog laut Medienberichten einen Vergleich seiner Schätzungen mit dem Konsens für den Quartalsbericht Anfang November. Beim Umsatz sei er 3 Prozent zurückhaltender und bei den Ergebniskennziffern 2 Prozent, so Vosser. Mit umgerechnet 140,75 Euro erwartet die US-Bank damit allerdings einen mittelfristigen Kursanstieg von aktuell 36 Prozent – und beließ die Einstufung folgerichtig auf „Overweight“.

Zum Wochenstart hatte sich auch Carnegie bezüglich Novo Nordisk zu Wort gemeldet, senkte das Kursziel für die Aktie leicht von zuvor 1.036 auf jetzt 1.027 DKK. Auch die schwedische Investmentbank, obwohl noch etwas konservativer unterwegs, bekräftigte angesichts erwarteter knapp 135 Euro Aktienwert logischerweise ihre Kaufempfehlung für die Papiere des Pharmakonzerns.

Eli Lilly riss Novo Nordisk mit nach unten

Blieben als weitere Erklärung für den Kursknick bei Novo Nordisk am Mittwoch die schwachen Zahlen des US-Konkurrenten Eli Lilly. Dieser wetteifert mit den Dänen laut Manager Magazin um den Milliardenmarkt für Medikamente gegen Fettleibigkeit „und schockierte Anleger mit einer Gewinnwarnung“. Die Aktie von Eli Lilly brach demnach in der Folge um 11 Prozent ein „und zog dabei auch die Aktien von Novo nach unten“, so die Vermutung. Im Anschluss allerdings erholte sich die Aktie von Novo Nordisk wieder deutlich, schloss an der Heimatbörse in Kopenhagen sogar leicht im Plus.

Hintergrund der Erholungsbewegung seien positive Signale aus den USA, meldete das Anlegermagazin Der Aktionär. Denn laut der Nachrichtenagentur Reuters sei die niedrigste Dosis des Medikaments zur Gewichtsreduktion, Wegovy von Novo Nordisk, auf der Website der US-Gesundheitsbehörde als verfügbar aufgeführt. Eine gute Nachricht. Hintergrund: Novo Nordisk kämpfe seit geraumer Zeit mit Lieferproblemen, scheine diese aber „peu à peu in den Griff zu bekommen“.

Durchschnittliches Kursziel bei gut 133 Euro

Also alles gut beim Pharmariesen? Zumal sich der Aktienkurs im vergangenen Halbjahr zwar um etwa 13 Prozent nach unten bewegt hat, aufs Jahr gesehen allerdings noch immer zweistellig im Plus steht. Innerhalb der vergangenen drei Jahre hat Novo Nordisk seinen Börsenwert sogar mehr als verdoppelt auf aktuell rund 455 Milliarden Euro.

1T
1W
3M
6M.
1J
5J
Max

Betrachtet man das durchschnittliche Kursziel von derzeit 995 DKK, umgerechnet 133,37 Euro, scheint tatsächlich noch ordentlich Kurspotenzial vorhanden. Von 33 Analysten, die den Titel beobachten, empfehlen laut aktien-guide 21 Novo Nordisk zum Kauf, acht zum Halten und lediglich vier zum Verkauf. Doch unter diesen wenigen, darunter die Analysehäuser Bernstein Research und Jeffries, herrscht zum Teil große Skepsis bezüglich des mittelfristigen Kursverlaufs, wie folgende Auflistung zeigt:

  • Bernstein Research: 560,00 DKK
  • Deutsche Bank: 1100,00 DKK
  • Goldman Sachs: 1070,00 DKK
  • Jefferies: 575,00 DKK

Zwei Analysten warnen vor der Aktie

Analyst Florent Cespedes vom US-Analysehaus Bernstein Research hatte die Einstufung für Novo Nordisk nach wenig zuversichtlichen Studiendaten zum Abnehmmedikament Rybelsus am 21. Oktober auf „Underperform“ belassen. Studiendaten des Pharmakonzerns für Monlunabant hätten für eine Gewichtssenkung „wohl nur das untere Ende der Erwartungen erreicht“, schrieb wiederum Jefferies-Analyst Peter Welford im September zur Begründung seines niedrigen Kursziels. Zudem gebe es Fragen bezüglich der Sicherheit. Daher bleibe er vorsichtig. Ob letztlich Team Vorsicht oder Team Zuversicht Recht behält, wird die Zukunft zeigen.

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