Die Novavax-Aktie hat seit Mitte Juni eine erstaunliche Rallye hingelegt: Der Titel kletterte um über +56% auf 57,15 US$. Allein am vergangenen Freitag legte das Nasdaq-Papier um über +11% zu, nachdem bekannt geworden war, dass der Wirkstoffentwickler an einem Omikron-spezifischen Impfstoff arbeitet.
Novavax-Impfstoff gegen Omikron soll in Q4 auf den Markt kommen
Laut Unternehmensmeldung erwartet Novavax, im vierten Quartal ein speziell auf die derzeit vorherrschende Virus-Mutation zugeschnittenes Vakzin anbieten zu können. Mit entsprechenden präklinischen Daten rechnet der Impfstoffentwickler demnach „im Spätsommer oder Herbst“.
Dabei konzentriere sich der US-Konzern den Angaben nach auf die zunehmend dominierenden BA.4- und BA.5-Subvarianten, so wie es vergangene Woche auch von der US-Arzneimittelbehörde FDA empfohlen wurde.
FDA-Gremium empfiehlt US-Zulassung für Novaxovid
Am Dienstag hatte ein Gremium der US-Zulassungsstelle wichtige Weichenstellungen für die Strategie der nächsten Impfkampagne beschlossen. Dabei hat die Behörde den Wirkstoffentwicklern außerdem empfohlen, Booster, aber nicht die Primärimpfstoffe zu modifizieren.
Derweil kämpft Novavax noch um die Zulassung für den US-Markt, weil sich die FDA bislang querstellt. In Studien mit über 40.000 Personen haben sechs Fällen von Herzmuskelentzündungen die US-Behörde alarmiert. Außerdem sah die Stelle bei dem indischen Auftragshersteller des Unternehmens noch keine konstante Produktionskapazität gewährleistet.
Seit gut drei Wochen scheinen diese Probleme jedoch behoben. Medienberichten zufolge hatte sich das Beratergremium der FDA einstimmig für die Zulassung von Novaxovid ausgesprochen.
Die Meldung brachte auch bei der Novavax-Aktie den Knoten zum Platzen und in den Folgewochen kletterte der Titel weiter, nachdem eine Zulassungsempfehlung für Jugendliche durch die Europäischen Arzneimittelagentur folgte sowie eine Notfallzulassung in Taiwan.
Keine Garantie für kommerziellen Erfolg
Eine US-Zulassung für das Corona-Vakzin von Novavax scheint nun unmittelbar bevorzustehen, nachdem das Beratergremium der FDA eine befürwortende Haltung eingenommen hat.
Die Empfehlungen, die die US-Behörde vergangene Woche ausgesprochen hat, stehen einem Markteintritt ebenfalls nicht im Weg, da für eine Primärimpfstoff-Lizenz keine Omikron-Anpassungen erforderlich sein werden.
Dennoch besteht weiterhin keine Garantie dafür, dass das Proteinserum des US-Herstellers nicht zum kommerziellen Flop wird – wie in Deutschland, wo die Hoffnungen der Gesundheitsministerien, mit dem Mittel Impfskeptiker überzeugen zu können, bitter enttäuscht wurden.
Dennoch wäre eine Marktlizenz der FDA ein wichtiges Signal dafür, dass auf den indischen Auftragsfertiger von Novavax Verlass ist und das Unternehmen seinen vertraglichen Lieferverpflichtungen nachkommen kann.
mRNA-Konzerne haben wieder die Nase vorn
Wenn das auf die vorherrschenden Omikron-Subvarianten angepasste Serum des US-Herstellers in diesem Jahr positive Studiendaten liefert, wäre im Folgejahr auch eine Zulassung als Auffrischungsspritze drin, was das Marktpotenzial von Novaxovid deutlich erhöhen würde.
Die angepassten und multivalenten Impfstoffe von BioNTech/Pfizer und Moderna werden hingegen voraussichtlich bereits zur bevorstehenden Impf-Kampagne im Herbst und Winter zu Verfügung stehen. Die großen mRNA-Spezialisten bleiben damit mit ihren Vakzinen der neuen Generation im Impfstoffrennen einen Schritt voraus.
Für Novavax wird es daher nicht einfach, ihr jüngsten Durchbrüche auf Zulassungsebene in bedeutende Umsatzsteigerungen umzumünzen. Der Titel des Corona-Nachzüglers bleibt damit trotz der starken Erholungsrallye auf meiner Beobachtungsliste.
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