Mit der Heftigkeit der Reaktion hat der Nordex-Vorstand sicher nicht gerechnet. Als CEO José Luis Blanco Ende Juni überraschend eine erneute Kapitalerhöhung ankündigte, rauschte das MDax-Papier innerhalb von einer Woche über 10 Prozent abwärts. Dabei war der Windenergie-Titel dank der Erholung der Logistik- und Rohstoffmärkte eigentlich wieder auf dem besten Weg, das 52-Wochen-Hoch aus dem April anzugreifen.
Am Donnerstag hat Nordex nun wieder seine Bücher geöffnet und die Erwartungen deutlich übertroffen. Zünden die überraschend guten Zahlen jetzt den Kursturbo oder sind die mittelfristigen Ziele des Konzerns durch Corona-Spätfolgen weiterhin in Gefahr? Ein Kurz-Briefing für Sie.
Kapitalstruktur gestärkt
Die Nordex SE mit Sitz in Hamburg ist einer der weltweit führenden Anbieter von Windkraftanlagen. Der Konzern fertigt jedoch nicht nur die Windturbinen und Rotorblätter, sondern kümmert sich ebenfalls um Errichtung, Projektentwicklung, Betrieb und Instandhaltung mittels hauseigener Steuerungs- und Visualisierungs-Software.
Im vergangenen Jahr stand für Nordex aufgrund pandemiebedingter Verzögerungen unter dem Strich ein Verlust von 130 Millionen Euro – ein fast doppelt so großes Minus wie in den Vorjahren. Vorstandschef Blanco reagierte in der Krise prompt mit Maßnahmen zur Stärkung der Kapitalstruktur: Der Windanlagenbauer verkaufte etwa sein Projektentwicklungsgeschäft an RWE und veranlasste im Dezember eine Kapitalerhöhung, die mit der Ausgabe von 10,7 Millionen neuer Aktien rund 200 Millionen Euro erlöste.
Seit Anfang des Jahres zeigte sich der Kurs der Nordex-Aktie volatil und verlor letztlich rund 20 Prozent an Wert. Besonders mit der Ende Juni vollkommen überraschend angekündigten erneuten Kapitalerhöhung schickten die Hamburger ihren Titel auf Talfahrt.
Die Ausgabe rund 42,7 Millionen neuer Aktien – mehr als ein Drittel des bisherigen Grundkapitals – ist nun erfolgreich abgeschlossen. Der MDax-Konzern nahm knapp 600 Millionen Euro ein und stärkte seine Eigenkapitalquote um 11 Prozentpunkte auf 27 Prozent. Parallel dazu vereinbarten die Hamburger mit ihren Gläubigerbanken eine signifikante Erweiterung der Garantiekreditlinie.
Wieder voll auf Kurs
Am Donnerstag legte Nordex seinen Halbjahresbericht vor, der die Erwartungen vieler Experten deutlich übertraf. Die Installationen stiegen im Vorjahresvergleich um 44 Prozent auf 3 Gigawatt. Dank des höheren Aktivitätsniveaus legten auch Umsatz und Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) kräftig zu: 2,7 Milliarden Euro nahm der Windkraftanlagenbauer im ersten Halbjahr ein – fast ein Drittel mehr als im Vorjahr. Auf Stufe Ebitda erwirtschaftete das Unternehmen 68,4 Millionen Euro (H1 2020: -70,8 Mio. Euro), was einer Ebitda-Marge von 2,5 Prozent entspricht (-3,5 Prozent). Unter dem Strich begrenzte Nordex den Nettoverlust in den ersten sechs Monaten des Jahres auf 9 Millionen Euro.
Der H1-Bericht offenbart, dass die Geschäftsentwicklung des Windenergie-Konzerns im zweiten Quartal deutlich an Fahrt aufgenommen hat. Insbesondere die Profitabilität hat sich deutlich verbessert. Mit den tollen Zahlen bestätigt die Nordex SE auch die Prognose für das laufende Geschäftsjahr, einen Konzernumsatz von 4,7 bis 5,2 Mrd. Euro und eine Ebitda-Marge von 4,0 bis 5,5 Prozent zu erzielen.
Für 2024 strebt das Unternehmen weiterhin einen Umsatz von 5 Milliarden Euro an (2020: 4,7) sowie ein Ebitda-Marge von 8 Prozent (2020: 2). Die deutliche Ergebnissteigerung will der Konzern erzielen, indem er Lieferketten weiterentwickelt und Produktionskapazitäten in Indien ausbaut.
Mit der jüngsten Kapitalerhöhung ging der Nordex-Vorstand zweifellos ein gewisses Risiko ein. Das Vertrauen der Investoren und Gläubiger wurde auf die Probe gestellt. Doch die damit verbesserte Bilanzstruktur bereitet nun den Weg für ein stärkeres und risikoärmeres Wachstum – eine Voraussetzung dafür, dass sich die Nordex Group gezielt weiterentwickelt und als Top-3-Unternehmen im Onshore-Windpark-Sektor verankert.
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