Nippon Steel und U.S. Steel: Eine Fusion unter Beschuss

Die geplante Übernahme von U.S. Steel durch Nippon Steel trifft auf breiten Widerstand in den USA.

Auf einen Blick:
  • Aktionäre von U.S. Steel stimmen auf außerordentlicher Hauptversammlung der Fusion zu
  • Nippon Steel will den Aktionären 55 USD pro Anteilsschein zahlen
  • Die Übernahme wird von den US-Behörden geprüft
  • Es gibt erheblichen Gegenwind von verschiedenen Seiten

Am 12. April 2024 stimmten die Aktionäre von U. S. Steel in einer außerordentlichen Hauptversammlung überwiegend für die Fusion mit Nippon Steel Corporation (NSC), wobei mehr als 98% der abgegebenen Stimmen die Transaktion befürworteten. Diese Zustimmung markiert einen entscheidenden Schritt zur Vollendung der Übernahme (Pressemitteilung).

Hintergrund

Im Dezember 2023 kündigte die Nippon Steel Corporation (NSC), Japans größter Stahlhersteller, an, die United States Steel Corporation (U. S. Steel) für 55,00 US-Dollar pro Aktie in einer Bartransaktion zu übernehmen (Pressemitteilung). Dieser Preis repräsentiert eine 40%-Prämie auf den Schlusskurs von U. S. Steel am 15. Dezember 2023 und bewertet das Unternehmen mit etwa 14,9 Milliarden US-Dollar einschließlich Schuldenübernahme.

Diese Akquisition soll NSCs Fähigkeiten in der Stahlherstellung weltweit erweitern und seine Präsenz in den Vereinigten Staaten stärken, was zu einer Gesamtproduktionskapazität von jährlich 86 Millionen Tonnen Rohstahl führt. NSC verpflichtet sich, alle bestehenden Vereinbarungen mit den Gewerkschaften zu respektieren und die Dekarbonisierung in der Stahlindustrie voranzutreiben.

U. S. Steel betont, dass die Fusion den Zusammenschluss von führenden Technologien und Fähigkeiten in der Stahlherstellung ermöglichen wird, wodurch das Unternehmen global wettbewerbsfähiger wird und gleichzeitig seine Verpflichtungen in den USA, einschließlich der Einhaltung von Umweltstandards und der Unterstützung der lokalen Gemeinschaften und Mitarbeiter, stärkt.

Erheblicher Widerstand gegen Übernahme

Der Deal muss aber noch von den Behörden abgesegnet werden. Und genau das könnte sich zu einem Problem entwickeln. Denn die geplante Übernahme der U.S. Steel durch die japanische Nippon Steel Corporation stößt in den USA auf erheblichen Widerstand, der sich aus verschiedenen Richtungen speist, wie etwa das Wall Street Journal berichtet.

Skepsis der Gewerkschaften

Die United Steelworkers Union, die rund 10.000 Stundenarbeiter bei U.S. Steel vertritt, bezweifelt die Zusagen von Nippon Steel bezüglich der Einhaltung bestehender Arbeitsverträge und der Vermeidung von Entlassungen sowie Werksschließungen. Sie sieht diese Versprechen als oberflächliche Gesten und wirft den Führungskräften und Aktionären von U.S. Steel vor, eigene finanzielle Interessen über die der Mitarbeiter und Rentner zu stellen.

Nippon Steel hat angeboten, 1,4 Milliarden Dollar zu investieren, um die veralteten Anlagen von U.S. Steel zu verbessern. Trotzdem gibt es Bedenken, dass die Geschäftsinteressen von Nippon Steel in Japan deren Engagement für die US-Operationen untergraben könnten. Die Gewerkschaft kritisiert Nippon Steel auch dafür, dass es bei der Internationalen Handelskommission beantragt hat, langjährige US-Zölle auf Zinnplatten aus Japan aufzuheben, was als weiterer Beweis dafür gesehen wird, dass das japanische Unternehmen seine eigenen Interessen über die der US-Arbeiter stellen würde.

Nationale Sicherheitsbedenken

Sowohl demokratische als auch republikanische Gesetzgeber fordern, dass die Übernahme blockiert wird, da die Kontrolle eines ausländischen Unternehmens über U.S. Steel die nationale Sicherheit der USA gefährden könnte, besonders in Verteidigungsnotfällen. Senator J.D. Vance betonte, dass die USA im Falle eines nationalen Sicherheitsnotstands weniger Einfluss auf ein japanisches Unternehmen hätten als auf ein amerikanisches.

Das Wahljahr und die damit verbundenen politischen Dynamiken, insbesondere der Wahlkampf um die Stimmen der Stahlarbeiter in wichtigen Bundesstaaten, verstärken das Interesse und die Kontroversen um die Transaktion. Präsident Biden hat sich gegen die Übernahme ausgesprochen, wobei er die Unterstützung der amerikanischen Stahlarbeiter betonte, kurz nachdem die Gewerkschaft ihn für die Wiederwahl unterstützt hatte.

Laufende Überprüfungen

Die Übernahme wird auch vom Department of Justice (DOJ) wegen Bedenken hinsichtlich der Marktkonzentration überprüft, und die Transaktion unterliegt zusätzlich einer nationalen Sicherheitsüberprüfung durch das Committee on Foreign Investment in the U.S. Diese Überprüfungen könnten Monate in Anspruch nehmen und führen möglicherweise zu Empfehlungen, wie potenzielle nationale Sicherheitsrisiken adressiert werden können.

Das DOJ ist in den Vereinigten Staaten verantwortlich für die Durchsetzung der Gesetze, die Sicherung der öffentlichen Ordnung und die Wahrung der Interessen der Vereinigten Staaten im rechtlichen Sinne. Im Rahmen von Unternehmensfusionen und -übernahmen prüft das DOJ insbesondere, ob diese Transaktionen den Wettbewerb einschränken könnten, was unter das Kartellrecht fällt. Diese Überprüfungen zielen darauf ab, die Wettbewerbsfähigkeit des Marktes zu erhalten und zu verhindern, dass durch Fusionen monopolistische oder marktbeherrschende Stellungen entstehen.

United States Steel Aktie Chart

Der Kurs der U.S. Steel-Aktie gab am Freitag an der New York Stock Exchange über 2 Prozent nach. Der Schlusskurs notierte bei 41,33 USD.

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