Liebe Leserin, lieber Leser,
Ende vergangener Woche hatte es kurz den Anschein, als ob sich die Aktie von NIO wieder berappeln könnte. Aber nur ganz kurz. Auf bis zu 8,54 US-Dollar waren die Papiere des chinesischen Elektroautobauers in New York gestiegen, aber bald wieder zurückgefallen. Letztlich verabschiedete sich die Nio-Aktie bei einem Kurs von 8,27 Dollar ins Wochenende, noch einmal deutlich tiefer als die Woche zuvor. Was macht der Hersteller nur falsch? Kurz zusammengefasst: Er betreibt im Aufbau seines internationalen Vertriebsnetzes einen ungeheuren Aufwand, bei minimalem Ertrag. Zumindest hierzulande.
NIO verkauft hierzulande kaum Autos
Seit Ende 2022 ist NIO auch in Deutschland am Start – doch der Verkaufserfolg ist, nun ja, bescheiden. Bemüht man die Statistik, ließe sich der Februar als ungeheurer Erfolg verkaufen, steigerte der chinesische Hersteller seine Absatzzahlen doch um 1300 Prozent gegenüber dem Vormonat. Das Dumme ist nur:
- Laut der offiziellen Zulassungszahlen des Kraftfahrbundesamts brachte NIO im Februar gerade einmal 13 Premium-Stromer auf die bundesdeutschen Straßen
- Die unfassbare prozentuale Steigerung erklärt sich aus dem zweiten Umstand: Im Januar war es genau: einer!
Auch BYD und Great Wall Motor mit mauen Zahlen
Zugegeben: Die Neuzulassungszahlen aller derzeit „gehypten“ chinesischen E-Auto-Neulinge Nio, Great Wall Motor und BYD seien in Deutschland bis dato „mehr als überschaubar“, meldet das Manager Magazin. So hatte Great Wall Motor im Januar lediglich zwei Fahrzeuge ausgeliefert, BYD immerhin 50. Allerdings fiel dieser Wert bei BYD im Februar auf sieben, Great Wall Motor verkaufte mit zehn Exemplaren dann drei weniger als NIO.
Ganz anders die zur chinesischen SAIC-Gruppe gehörenden Marken MG und Roewe: Diese verzeichneten seit Jahresbeginn laut Kraftfahrbundesamt 1813 Neuzulassungen, sind allerdings auch schon länger am Markt.
NIO: Hohe Preise, beeindruckte Tester
Dass es bei NIO nicht so läuft, könnte an den durchaus ambitionierten Preisen liegen, die der Hersteller für seine Kunden, pardon: User, aufruft. Mindestens 69.900 Euro werden etwa für die Elektro-Limousine NIO ET7 beim Kauf fällig. Wer sich für das Subscriptions-Modell, eine Art Full-Service-Leasing, entscheidet, muss sich monatlich eine vierstellige Summe vom Konto abbuchen lassen. Aktuell beginnt es bei 1.149 Euro für das ET7-Modell mit 480 kW (650 PS) und 75kWh Batterie.
Die Experten von InsideEVs waren bei ihrer ersten Testfahrt, allerdings mit dem größeren Modell, durchaus angetan. „Der Nio ET7 hat uns so gut gefallen wie erwartet. Das chinesische Flaggschiff ist wie gemacht für die deutsche Autobahn“, hieß es im Fazit. Einen gravierenden Nachteil stellte für die Tester der kleine Kofferraum und die kleine Kofferraumklappe dar. Ein Alleinstellungsmerkmal sei hingegen der Akku-Tausch, der für den etwas langsamen Ladevorgang in 40 Minuten entschädige.
NIO investiert viel in Deutschland
Gute Noten, dennoch hatte NIO im Januar mehr Batterie-Wechselstationen auf dem Gebiet der Bundesrepublik als neu zugelassene Elektrofahrzeuge. Mit der Power Swap Station (PSS) in Zusmarshausen (bei Augsburg) und der PSS in Hilden (bei Düsseldorf) standen damals zwei Wechseloptionen zur Verfügung. Weitere Standorte seien bereits in Planung und sollen noch 2024 umgesetzt werden. Die Bauvorbereitung von sieben weiteren PPS in Q1/2024 seien bestätigt, hieß es Mitte Januar, die in Berlin sei bereits im Testbetrieb und stehe vor der Eröffnung.
Es ist bei weitem nicht die einzige Maßnahme des aufstrebenden Unternehmens hierzulande. Nach der offiziellen Eröffnung des ersten NIO House Deutschlands in Berlin im Dezember sind weitere solcher Häuser unter anderem in Düsseldorf und Hamburg geplant. Bereits Ende März 2024 soll das NIO House in Frankfurt am Eschenheimer Turm eröffnen, „in Premium-Lage“, wie man betonte.
Das E-Auto als Teil des Lifestyles der „NIO-User“
Jedes der bereits gut 90 NIO Houses weltweit repräsentiere demnach die Vision von NIO, wie Autobesitz sein sollte und schaffe Erlebnisse, die über das Auto hinausgehen, wie es hieß. „NIO User können mit Kolleginnen und Kollegen an Projekten arbeiten, hierzu Meetingräume buchen, in der integrierten Bibliothek ein Buch lesen, ausgestellte Kunstwerke bestaunen und sogar ein privates Konzert organisieren“, so das Versprechen.
Im NIO House sollen den Usern, wie NIO seine Kunden konsequent nennt, besondere Veranstaltungen und Aktivitäten geboten werden, etwa Yoga-Kurse, Vorträge mit exklusiven Gästen oder Design-Kurse. Vielleicht ist die Auto-Nation Deutschland noch nicht so weit, das Fahrzeug selbst nur als ein Teil seines eigenen Lifestyles zu verstehen. Anderswo klappt das offenbar besser.
Höhere Absatzzahlen, niedrigere Kursziele für NIO
Weltweit hatte NIO im Februar 12.157 E-Autos ausgeliefert, und damit den Einbruch aus dem Januar auf nur noch 8.506 Verkäufe wieder ausgebügelt. Die Analysten sind zuletzt zwar etwas vorsichtiger geworden, das durchschnittliche Kursziel aus aktuell 29 Analysen liegt laut marketscreener.com bei 15,33 US-Dollar, was 85 Prozent Aufstieg verspräche. Anfang März lag dieses Ziel aber noch bei 16,10 Dollar. Dennoch empfehlen
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Auf die Kursperformance hat sich dieser Optimismus bislang nicht ausgewirkt. Allein in den vergangenen drei Monaten hat die Aktie von NIO rund 30 Prozent an Wert eingebüßt. Aus dem letzetn Halbjahr liegen die Verluste sogar doppelt so hoch.
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