Liebe Leserin, lieber Leser,
die Börse ist zuweilen ein eigentümlicher Ort. Anfang August hatte der chinesische Elektroauto-Hersteller NIO einen neuen Rekord bei den Auslieferungen gemeldet – und damit begann der Abstieg der Aktie. Von 15,30 US-Dollar am letzten Handelstag im Juli fielen die Papiere zurück auf noch 10,27 Dollar Ende August. In den September hingegen startete die Nio-Aktie furios, sprang um gleich sieben Prozent auf 11 Dollar. Verkehrte Welt: Das aufstrebende Unternehmen hatte nach schwachen Quartalszahlen am Freitag zudem einen Rückgang bei den Absatzzahlen vermeldet.
NIO mit weniger Auslieferungen im August
Denn in der Tat gab NIO vor dem Wochenende die Auslieferung von weltweit 19.329 Fahrzeugen im August bekannt, was insgesamt zwar einem Anstieg um 81 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht. Im Juli allerdings brachte NIO noch 20.462 Neuwagen auf die Straße, es war die höchste Zahl an Auslieferungen innerhalb eines Monats überhaupt. Nun also ein Rückgang um gut fünf Prozent – und die Anleger reagieren dennoch ungemein positiv.
- Eine mögliche Erklärung: Sie hatten mit einem noch stärkeren Rückgang beim Absatz gerechnet
- Denn völlig überraschend kam die Entwicklung beim chinesischen Start-up keineswegs
E-Auto-Produktion fünf Tage ausgesetzt
„Wackelt der nächste Rekord?“, war ein Artikel vom 25. August an dieser Stelle überschrieben – und es sollte genau so kommen. Denn zwar hatte die CNEVPost kurz zuvor berichtet, dass NIO seine Produktionskapazität erheblich gesteigert habe, dem Bericht zufolge rollen nun täglich mindestens 300 Exemplare allein des Modells NIO ES6 vom Band. „Grund hierfür ist sicherlich auch die Umstellung vom Einschicht- auf Doppelschicht-Betrieb, um die Produktion zu beschleunigen“, hieß es. Um dies erreichen zu können, war allerdings zuvor eine Umstellung in der Produktion notwendig.
Mit Folgen: In Nios F1-Werk sei zwischen dem 29. Juli und dem 2. August das Band für fünf Tage stillgelegt worden, meldete das Branchenportal Elektroauto-News in Bezug auf die chinesische Quelle. „Dies könnte der Grund dafür sein, dass die Versicherungsanmeldungen für NIO-Fahrzeuge in China in den letzten Wochen zurückgegangen sind“, so der Bericht.
- Demnach waren die NIO-Neuanmeldungen in der ersten Augustwoche um 20 Prozent auf 4.300 Einheiten gesunken
- In der zweiten Augustwoche ging diese Zahl laut CNEVPost noch weiter zurück auf nur noch 3.300 Anmeldungen in China
NIO schaffte im Juni die Wende
Das dürfte einen einmalige Geschichte bleiben. Was Anlegern in diesem Zusammenhang wohl ebenfalls Mut machen kann: Nach einem starken Monat Februar waren zwischen März und Mai 2024 jeden Monat weniger E-Autos von NIO ausgeliefert worden. Lediglich 6155 Fahrzeuge hatten im Mai 2024 noch einen Abnehmer gefunden, das waren sogar deutlich weniger als die 7024 Exemplare im Vorjahresmonat.
Doch die Wende schaffte der Hersteller dann im Juni: Am 1. Juli gab NIO die Auslieferung von 10.707 Fahrzeugen bekannt, was einem Wachstum von 74 Prozent gegenüber dem Vormonat entsprach. Im Vergleich zum Juni 2022, als 12.961 Elektroautos ausgeliefert worden waren, entsprach dies allerdings noch immer einem deutlichen Minus von rund 17 Prozent. Doch Produktionszahlen auf diesem niedrigen Niveau gehören wohl der Vergangenheit an.
NIO mit schwachen Quartalszahlen
Und so war die Aktie von NIO am vergangenen Dienstag nur kurzzeitig eingeknickt, als das Start-up seine Ergebnisse für das zweite Quartal 2024 vorgelegt hatte. Der Umsatz in Höhe von 1,21 Milliarden US-Dollar bedeutete laut IT Times einen Rückgang um 14,8 Prozent zum Vorjahr und um 17,8 Prozent zum Vorquartal. Der operative Verlust des Elektroauto-Startups betrug demnach knapp 840 Millionen US-Dollar. Im Vorjahresquartal lag der Fehlbetrag bei lediglich rund 390 Millionen Dollar.
Die Anleger reagierten zunächst verschnupft, schickten die Papiere von 11,09 US-Dollar noch am Montagabend um glatt einen Dollar nach unten. Doch bereits am Abend hatte sich die NIO-Aktie wieder auf 10,88 Dollar erholt. Nach einer erneuten Korrektur bis Donnerstagabend, als 10,31 Dollar auf dem Kurszettel standen, erfolgte dann der erwähnte Sprung um gut sieben Prozent auf 11,10 Dollar vor dem Wochenende. Insgesamt hat NIO seinen Börsenwert seit Jahresbeginn somit um 15 Prozent gesteigert.
Kursziele: Im Schnitt noch 25 Prozent Potenzial
Doch wie wird es mit der NIO-Aktie weitergehen? An den europäischen Handelsplätzen zeigten die Kurspfeile zum Wochenstart weiter leicht nach oben, und auch die Analysten sind vorsichtig zuversichtlich. Das durchschnittliche Kursziel war laut marketscreener.com seit Ende August insgesamt leicht gestiegen, liegt mittlerweile wieder bei umgerechnet 14,06 US-Dollar. Die Beobachter sehen somit ein Aufwärtspotenzial von immerhin gut einem Viertel. Gänzlich einig aber sind sie sich nicht.
- 17 von 27 Analysten empfehlen den Kauf der Aktie
- Neun plädieren derzeit auf Halten der Anteilscheine
- Lediglich einer würden seinen Bestand reduzieren
Jefferies gehört nicht zu den Fans von NIO, das Analysehaus reduzierte das Kursziel für die Aktie am 31. August von zuvor 10 auf jetzt 6,70 US-Dollar, vergab dennoch eine „Neutral“-Bewertung. BofA Securities hingegen behält die Kaufempfehlung bei, genauso wie Mizuho Securities: Die japanische Investmentbank senkte ihr Kursziel etwas, allerdings nur von 20 auf 18 US-Dollar. Mizuho erkennt somit ein Kurspotenzial mehr als 60 Prozent.
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