Liebe Leserin, lieber Leser,
Ende März noch hatte es den Anschein, als ob sich die Aktie von NIO aus ihrer monatelangen Abwärtsbewegung würde befreien könnte. Kurzzeitig waren die Papiere des chinesischen Elektroautoherstellers an der Nasdaq deutlich über der Marke von 10 US-Dollar gehandelt worden, ein zwischenzeitliches Plus von rund 30 Prozent seit ihrem Tief von Anfang März bei 8,03 Dollar, und das in weniger als vier Wochen. Doch die Euphorie war eine kurze, mittlerweile notiert die Nio-Aktie wieder deutlich tiefer bei einem Kurs von 9,10 Dollar. Die Unsicherheit der Märkte ist durchaus zu verstehen: Wenngleich die Analysten weiter hoffen, die Lage für das Start-up ist kompliziert.
Da wäre, wohl allem voran, der Preiskampf auf dem Elektroautomarkt, der von Tesla zum Jahresbeginn angezettelt worden war, da dem US-Pionier vor allem in China die Absätze wegbrachen. Die chinesischen Konkurrenten reagierten ihrerseits mit Rabatten, neben Platzhirsch BYD offenbar auch NIO. Das Startup habe mit der Preissenkung begonnen und startet mit den Modellen ES6, ES8 und ES7, meldeten etwa die IT Times im Februar. Die Preissenkungen könnten, je nach Modell, bis zu 100.000 Yuan (rund 14.900 US-Dollar) betragen, hieß es.
NIO verbuchte 2022 einen Milliardenverlust
Für ein sich im Aufbau befindliches Unternehmen, das ohnehin defizitär arbeitet, ist das freilich eine extreme Herausforderung. Während der etablierte Konkurrent BYD, der im Jahr 2022 satte Gewinne einfuhr, mit einer Verringerung der Marge rechnen muss, geht es bei NIO ums Ganze. Zwar hatte der Hersteller von Premium-E-Autos im Vorjahr den Umsatz laut Ecomento um 36 Prozent auf rund 49,3 Milliarden Yuan (etwa 7,41 Mrd. US-Dollar) gesteigert
- Unterm Strich aber stand demnach ein Nettoverlust von 2,17 Milliarden US-Dollar
- Das Defizit hatte sich im Jahresvergleich sprunghaft um fast 260 Prozent erhöht
Und klar, NIO litt im vergangenen Jahr unter den Corona-Ausbrüchen und –Einschränkungen in China, musste die Produktion in den Werken in Hefei zeitweilig ganz aussetzen. Das Unternehmen korrigierte die angepeilten Produktionszahlen fürs Gesamtjahr letztlich deutlich nach unten. Und auch das Jahr 2024 begann alles andere als optimal – auch wenn die Presseabteilung bemüht ist, stets nur Steigerungszahlen zu vermelden.
NIO mit Absatzschwäche und einem Lichtblick
NIO habe im März 2024 insgesamt 10.378 Fahrzeuge ausgeliefert, darunter 3.203 SUVs und 8.275 Limousinen, was einem Wachstum von 3,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspreche, meldete das Unternehmen Anfang des Monats. „Im ersten Quartal 2024 lieferte NIO insgesamt 31.041 Fahrzeuge aus, was einem Anstieg von 20,5 % im Vergleich zum Vorjahr entspricht“, hieß es. Was unerwähnt blieb:
- NIO hatte im Februar 2024 noch 12.157 Stromer auf die Straße gebracht
- Der Rückgang im Monatsvergleich belief sich somit auf rund 15 Prozent
Einen kleinen Lichtblick allerdings gab es: In Deutschland hatte NIO laut Kraftfahrtbundesamt 122 Neufahrzeuge zugelassen. Das war in der Tat eine erhebliche Steigerung im Vergleich zu den Vormonaten. Im Februar noch hatten lediglich 13 NIO-Modelle hierzulande einen Abnehmer gefunden, der Absatz hat sich demzufolge auf niedrigem Niveau mehr als verneunfacht. Noch krasser ist der Vergleich zum Januar, als gerade mal ein Elektroauto von NIO in den Zulassungszahlen aufgetaucht war.
NIO setzt auf Absatz in Europa
Und das aufstrebende Unternehmen setzt durchaus auf Europa: In Rotterdam etwa ging im März das erste NIO House der Niederlande an den Start. Anfang April folgte, mit etwas Verspätung, bereits das zweite derartige Autohaus in Deutschland, nach Berlin Ende 2022 nun in Frankfurt am Main. „Zentral gelegen im pulsierenden Herzen der Kultur- und Finanzmetropole direkt am Eschenheimer Turm fand die feierliche Einweihung statt“, hieß es in einer Mitteilung.
Zu den rund 200 geladenen Gästen gehörten demnach unter anderem NIO User, wie das Start-up seine Kunden konsequent nennt, Mitglieder des NIO User Advisory Boards „sowie renommierte Talente der Frankfurter Club- und Kunstszene, darunter der international angesehene Künstler Hendrik Zimmer“, wie es hieß. Mit dem zweiten NIO House in Deutschland folge NIO „stringent seinem klar User-zentrierten Community-Ansatz und schafft einen Ort der Begegnung“, formulierte man gewohnt blumig. Eine neue Szene-„Off-Location“ für Kunst, Kultur, Musik und mehr will man sein.
Analysten senken Kursziele und hoffen weiter
Ob sich der ganze Aufwand lohnt, und das Investment sich für NIO irgendwann rechnet, muss sich erst noch weisen. Die Analysten jedenfalls sind in ihrer Gesamtheit deutlich vorsichtiger geworden – und doch noch immer voller Zuversicht.
- Auf gut 56 US-Dollar belief sich das durchschnittliche Kursziel im Oktober 2021
- Ein Jahr später war die Erwartung bereits auf 31 Dollar zusammengeschrumpft
- Aktuell gehen 28 Analysten nur noch von einem NIO-Kurs 14,41 US-Dollar aus
Die Tendenz ist also eindeutig: Innerhalb von eineinhalb Jahren hat sich das Kursziel glatt geviertelt. Andererseits sehen die Experten noch immer ein Kurspotenzial von derzeit gut 60 Prozent. Getäuscht haben sie sich allerdings oft genug. Der Kursverlauf nämlich treibt Bestandsaktionären eher Tränen in die Augen: Aufs Jahr betrachtet hat NIO mehr als die Hälfte an Börsenwert eingebüßt.
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