NIO-Aktie: Die Revolution kommt später!

Die Aktie von NIO hat nach gutem Jahresstart an der Börse wieder deutlich nachgegeben. Die Nachrichtenlage hatte sich zuletzt wieder eingetrübt.

Auf einen Blick:
  • Die Nio-Aktie hat nach ihrem Zwischenhoch wieder deutlich verloren
  • Der Absatzeinbruch im Januar 2023 blieb an den Märkten wohl nicht folgenlos
  • Die längst angekündigte Super-Batterie lässt zudem auf sich warten
  • Dabei hat der chinesische Elektroautobauer viele, große Pläne. Wirklich.

Liebe Leserin, lieber Leser,

noch Ende Januar sah es richtig gut aus für die Aktie von NIO: Auf bis zu 13,22 US-Dollar waren die Papiere des chinesischen Elektroautoherstellers am Handelsplatz New York geklettert. 9,76 Dollar waren es noch am letzten Handelstag 2022, das Plus betrug zu diesem Zeitpunkt stolze 35 Prozent. Doch seitdem ging es mit der Nio-Aktie deutlich zurück, knapp 11 Dollar stehen aktuell zu Buche, ein Minus von rund 17 Prozent zum jüngsten Höchststand. Und klar, die Nachrichtenlage hat sich zuletzt eingetrübt. Eine vollmundig für 2022 angekündigte Revolution kommt zudem später. Wenn sie denn kommt.

NIO-Präsident kündigt Feststoffbatterie an – mal wieder

Noch im Sommer vergangenen Jahres nämlich hatte NIO seine früheren Zeitpläne bestätigt, wonach 2022 erste E-Fahrzeuge mit der 150 kWh großen Feststoffbatterie ausgeliefert werden sollen. Diese werde Fahrten bis zu 1000 Kilometer mit einer einzigen Stromladung möglich machen, hieß es. Reichweitenangst, die immer noch viele vom Kauf eines Elektroautos abhält, wäre dann wohl endgültig kein Thema mehr. Doch die ambitionierten Pläne, die manche Beobachter schon damals für unrealistisch hielten, wurden heimlich, still und leise beerdigt. Nun soll es im ersten Halbjahr 2024 soweit sein. Wirklich jetzt.

Das zumindest berichtet aktuell das Branchenportal Elektroauto News und beruft sich auf Aussagen von Qin Lihong, Mitbegründer und Präsident des Unternehmens, auf einer Veranstaltung. Mehr noch: „Er sagte, dass ein oder zwei der noch nicht vorgestellten neuen Modelle des Unternehmens möglicherweise früher ausgeliefert werden als der EC7 und der neue ES8“, so der Bericht. „Dies würde bedeuten, dass bis Ende Mai 2024 zwei weitere, bisher uns nicht bekannte NIO-Modelle vorgestellt werden könnten.“

Absatzzahlen zum Jahresstart eingebrochen

Ob NIO dieses Versprechen von höchster Stelle dieses Mal einhalten wird, bleibt abzuwarten. Firmen-Gründer William Li jedenfalls stellte laut Medienberichten die Fans von NIO auf dem NIO Day am 24. Dezember „auf ein schwieriges erstes Halbjahr 2024“ ein. Die Kürzung der staatlichen Subventionen in China sowie die allgemeine Konjunkturabschwächung beeinträchtigten die lokale Nachfrage, sagte er. Und es sollte genau so kommen:

  • Denn NIO lieferte laut eigener Auskunft im Januar lediglich 8.506 Neufahrzeuge aus
  • Das entsprach einem Rückgang um 46,7 Prozent zum Vormonat
  • Im Dezember 2022 waren noch 15.815 Fahrzeuge ausgeliefert worden
  • dies entsprach einem Plus von 50,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat

NIO hatte in der entsprechenden Mitteilung damals stolz auf diesen Anstieg verwiesen. Das war nun anders.

BYD steigerte Absatz im Jahresvergleich, NIO nicht

Sicherlich, auch der etablierte, chinesische Wettbewerber BYD hatte im Januar deutlich weniger Fahrzeuge zu den Händlern gebracht als noch im Vormonat (-35,65 Prozent), das chinesische Neujahrfest sorgte traditionell für Kaufzurückhaltung in den Autohäusern. Daher ist der Vergleich zum Januar 2022 erhellender. Und diesbezüglich hatte BYD seine Absatzzahlen um satte 62 Prozent gesteigert, bei NIO hingegen war hier ebenfalls ein Rückgang um knapp 12 Prozent zu verzeichnen. Im Januar 2022 hatte der E-Auto-Hersteller noch 9.652 Fahrzeuge abgesetzt.

Kein Wort dazu ließ das Unternehmen fallen, während Steigerungen in der Vergangenheit stets kommuniziert wurden. Ob diese Verschwiegenheit zur Vertrauensbildung gegenüber einer Marke beiträgt, die in Europa die etablierten Hersteller herausfordern will, ist fraglich. Wie hoch der Anteil der hierzulande abgesetzten Neuwagen ist, auch dazu war in der Mitteilung nichts zu lesen. Nur so viel: „Die Modelle NIO ET7, EL7 und ET5, die auf der Plattform der zweiten Generation basieren, ergaben 85,6 Prozent aller Auslieferungen. Bis heute hat NIO insgesamt 298.062 Fahrzeuge ausgeliefert“, hieß es knapp.

NIO hat für Deutschland große Pläne

Die Pläne von NIO allerdings sind nach wie vor ambitioniert, gerade in Deutschland. Nach der offiziellen Eröffnung des ersten NIO House in Berlin im vergangenen Dezember plant das Start-up weitere Häuser – unter anderem in Düsseldorf und Hamburg. „Noch in diesem Quartal, Ende März 2024, wird mit dem NIO House in Frankfurt am Eschenheimer Turm dann bereits das zweite seiner Art hierzulande in Premium-Lage eröffnet“, ließ das Unternehmen unlängst wissen. „Im NIO House werden den Usern besondere Veranstaltungen und Aktivitäten geboten, wie beispielsweise Yoga-Kurse, Vorträge mit exklusiven Gästen oder Design-Kurse.“ Ums Auto geht es eher weniger.

Dabei baue NIO 2024 seine Infrastruktur in Deutschland kontinuierlich aus, lautet ein weiteres Versprechen. Sieben weitere Power Swap Stations (PSS), die den vollautomatischen Austausch der Antriebsbatterie in rund fünf Minuten ermöglichen soll, seien jetzt bestätigt.

  • Dazu gehören demnach unter anderem Standorte in Leipzig und Regensburg sowie an den Autobahnen A61 (Waldlaubersheim) und A7 (Großburgwedel)
  • Zwei Wechselstationen, eine in Zusmarshausen bei Augsburg und in Hilden bei Düsseldorf, stehen an Autobahn-Knotenpunkten schon bereit

Kursziele für NIO-Aktie bleiben hoch

„Die PSS in Berlin ist bereits im Testbetrieb und steht vor der Eröffnung“, hieß es am 17. Januar von Seiten des Unternehmens. Seitdem war diesbezüglich allerdings nichts Offizielles von NIO mehr zu vernehmen.

Immerhin auf die Analysten kann sich der Autobauer weiter verlassen: Das durchschnittliche Kursziel liegt laut marketscreener.com aktuell bei umgerechnet 18,37  US-Dollar. Dafür müsste sich die Aktie um zwei Drittel im Wert steigern.

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