NIO-Aktie: Eine Ansage!

Die Aktie von NIO musste zuletzt Federn lassen. Dabei haben die Chinesen wohl einen echten Tesla-Killer in der Pipeline. Die Frage ist, ob der jemals nach Europa kommt.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie des chinesischen Autobauers Nio erlebte der Vorwoche einen heftigen Einbruch
  • Zu den geplanten Strafzöllen in der EU hat der Firmengründer eine eindeutige Meinung
  • Mit einem günstigeren Sublabel hatte NIO eigentlich den Massenmarkt im Visier - auch in Europa
  • Der Onvo L60 wäre die günstigere Alternative zum Tesla Model Y – mit enormer Reichweite

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach ihrem bösen Absturz an der Nasdaq am Donnerstag, als es von zuvor 5,24 auf bis zu 4,71 US-Dollar nach unten ging, hat sich die Aktie von NIO wieder leicht erholt. Auf 4,83 Dollar ging es mit den Papieren des chinesischen Elektroauto-Start-ups am Freitag aufwärts. Am Montag konnte die Erholung nicht fortgesetzt werden, wegen des „Memorial Day“ fand in New York kein Handel statt. Und so klafft auf ihr Zwischenhoch vom 15. Mai bei genau 6 Dollar noch immer eine große Lücke. Wie sich die Nio-Aktie mittelfristig entwickeln wird, ist ohnehin hoch spekulativ. Vor allem der europäische Markt ist eine Art Black Box – und der NIO-Gründer machte zuletzt eine klare Ansage. Das gilt im Übrigen auch für die Reichweite eines geplanten Tesla-Konkurrenten.

NIO-Gründer kritisiert geplante Strafzölle

Denn NIO-Chef William Li hat sich just am Tag des Rücksetzers in Amsterdam zu Wort gemeldet – und die geplanten Strafzölle der EU auf chinesische Autos harsch kritisiert. Keine große Überraschung: Während der große Konkurrent BYD in Ungarn ein eigenes Werk hochzieht, um damit den Zahlungen entgehen würde, wäre NIO unmittelbar betroffen, da es seine Modelle für den europäischen Markt aus dem eigenen Werk im chinesischen Hefei importiert. „Die Untersuchungen der EU-Kommission ergeben keinen Sinn“, wird Li laut ecomento.de von der Automobilwoche aus seiner Ansprache bei der Eröffnung des NIO-Markenhauses in Amsterdam zitiert.

„Wer zuletzt in Peking auf der Auto Show war, hat gesehen, wie sehr sich chinesische Automobilhersteller bemühen, die modernsten Technologien im Markt zu nutzen, um ihren Beitrag zur Dekarbonisierung und zum Umweltschutz zu leisten“, sagte demnach der Firmengründer. Li verwies demnach auf Äußerungen von Managern europäischer Autohersteller, die ebenfalls gegen Zölle seien. Der E-Auto-Markt sei „ein sehr kompetetiver Markt“, so der NIO-Chef. Er betonte, dass NIO als globales Unternehmen seine E-Autos weltweit verkaufen möchte, man werde die nächsten Schritte aber von der europäischen Entscheidung bezüglich der Zölle abhängig machen. Allerdings: Die Hersteller seien „darauf angewiesen, ihre Produkte auch außerhalb von China anzubieten, um überlebensfähig zu sein“.

  • Möglicherweise war es diese Aussage, die an den Märkten für Panik sorgte
  • Dabei gab sich William Li in Amsterdam offenbar auch durchaus kämpferisch

Geht der Onvo L60 gegen Tesla an den Start?

Sollten neue Zölle kommen, würden sie das Geschäftsmodell für NIO als Premiummarke nicht verändern, erklärte William Li laut ecomento.de gegenüber der Automobilwoche. „Für den geplanten Markteintritt der neuen Submarken Onvo (ab Ende 2024) und Firefly (ab Anfang 2025) auf dem europäischen Kontinent könnte die EU-Entscheidung jedoch Konsequenzen haben, so der Bericht. „Am Ende müssen sich unsere Investitionen für uns auszahlen“, wird der NIO-Chef zitiert.

Das hat Relevanz: Denn bislang ist NIO mit seinen hochpreisigen Premium-Autos in Europa kaum vertreten. Das sollte sich ändern, das Start-up zielt mit einem deutlich günstigeren Sublabel auf den Massenmarkt. So soll demnächst der Onvo L60, ein kompaktes Elektro-SUV, an den Start gehen – und  dürfte „ein ernst zu nehmender Gegner für das weltweit meistverkaufte Elektroauto werden: das Tesla Model Y“, wie es in der Vorwoche auf Auto, Motor & Sport hieß. Ein Tesla Model Y kostet demnach mindestens 45.000 Euro, der Konkurrent von NIO sei in China für weniger als 30.000 Euro zu haben. Selbst mit einem weit vierstelligen Aufschlag für  Europa bliebe der Onvo L60 damit wohl deutlich günstiger als der Konkurrent.

NIO verspricht 1000 Kilometer Reichweite

Noch ist über die technischen Details des ersten Onvo-Modells, das Ende 2024 zunächst in China auf den Markt kommen soll,  wenig bekannt. Interessant aber sei die 900V-Architektur sowie der Rekord-Luftwiderstandsbeiwert von nur 0,229, der einen Stromverbrauch von nur 12,1 kWh/100km ermöglichen soll, heißt es auf isideevs.de. „So kommt der L60 mit Ultra-Long-Range-Batterie auf eine theoretische Reichweite von über 1.000 Kilometern.“ Und auch das wäre wahrlich eine Ansage.

Und so hatte diese, die neben Tesla zweifellos auch an BYD oder VW gerichtet ist, die NIO-Aktie zuletzt wieder deutlich anziehen lassen. Trotz des heftigen Rücksetzers der Vorwoche notieren die Papiere aktuell noch immer leicht im Monatsplus. Auf mittlere und lange Sicht allerdings sieht es anders aus. Seit Jahresbeginn hat NIO noch immer mehr als 40 Prozent an Börsenwert verloren. Seit ihrem Höchststand im August 2023, als gut 16 US-Dollar auf dem Kurszettel standen, beträgt der Abschlag sogar rund 70 Prozent.

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Hohe Kursziele für NIO-Aktie

Das muss nicht so bleiben, glaubt die Mehrheit der Analysten. Diese hatte ihre Prognose für die Aktie von NIO laut marketscreener.com zwar zuletzt reduziert, im Schnitt allerdings sehen die Experten die Papiere bei 53,55 CNY. Bei einem Kursziel von umgerechnet 7,53 US-Dollar erkennen die derzeit 30 Beobachter somit ein Kurspotenzial von mehr als 50 Prozent. Entsprechend lauten die Empfehlungen:

  • 18 Analysten raten zum Kauf oder zum Aufstocken der NIO-Aktie
  • elf geben im Moment eine Halte-Empfehlung für den Titel
  • lediglich ein Analyst hat die Papiere auf seiner Verkaufsliste

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