Liebe Leserin, lieber Leser,
NIO macht an der Börse mal wieder NIO-Sachen: Mit den Papieren des aufstrebenden, chinesischen Elektroauto-Herstellers ging es auch in der vergangenen Woche weiter abwärts. Bei einem Kurs von 8,51 US-Dollar verabschiedete sich die Aktie in New York ins Wochenende, ein Wochenminus von weiteren zehn Prozent. Auf den Monat betrachtet beläuft sich der Abschlag bei NIO bereits auf 17 Prozent, binnen eines Vierteljahres hat das Start-up sogar ein Drittel an Wert eingebüßt. Das ist für investierte Anleger zweifellos eine bittere Erkenntnis, auf das chinesische Unternehmen selbst könnte allerdings ebenfalls ein Problem zukommen. Es wäre nicht das erste Mal.
Erste Bilder des ersten NIO-Elektro-Kombi
Denn laut Medienberichten sind im Netz erste Bilder des NIO ET5 in einer Kombiversion aufgetaucht. Prinzipiell eine gute Sache, sind großräumige Elektroautos doch noch ziemlich Mangelware am Markt. Die neue Karosserieversion des NIO ET5 sei sogar „speziell für den europäischen Markt entwickelt worden“, meldet das Branchenportal insideevs.de und bezieht sich auf Informationen von CarNewsChina. Die ersten Bilder des E-Autos seien nun vom chinesischen Ministerium für Industrie und Informationstechnologie (MIIT) veröffentlicht worden.
Eigentlich eine gute Nachricht, sollte die angekündigte Kombi-Limousine von NIO wie angekündigt im ersten Halbjahr 2024 in Serie gehen. Hätten Interessierte nun doch endlich die Möglichkeit, neben dem (ebenfalls chinesischen) MG5 Electric sowie dem Porsche Taycan Sport Turismo/Cross Turismo eine Alternative. Demnächst soll laut des Berichts immerhin noch der BMW i5 Touring dazukommen – und genau hier liegt der Hase im Pfeffer, sozusagen.
Nach Audi nun auch Namensstreit mit BMW?
Die Modellbezeichnung des NIO-Kombis gehe aus den Zulassungsunterlagen nicht hervor, heißt es bei insideevs.de. Nach Aussage eines NIO-Mitarbeiters aber soll der Wagen ET5 Touring heißen. „Doch der zweite Namensbestandteil erinnert so stark an BMW-Kombis, dass ein neuer Rechtsstreit zu befürchten ist“, so der Bericht. In einem ähnlich gelagerten Fall mussten der chinesische Hersteller klein bei geben, der Kläger war ebenfalls ein deutscher Premium-Hersteller.
ES6 und ES8 nannten die Chinesen zwei ihrer Elektro-Limousinen und planten ursprünglich, sie unter dieser Bezeichnung auch in Deutschland auf den Markt zu bringen. Bei Audi witterte man Ungemach: Die Namen der Modelle seien „viel zu nah dran“ an den Bezeichnungen der eigenen Fahrzeuge S6 und S8. Es bestehe demnach Verwechslungsgefahr. Es folgte ein Prozess, das Münchner Landgericht sah dies genauso – und hat den Markenstreit Ende Januar zugunsten von Audi entschieden.
- NIO, auf dem Sprung nach Europa, war dem ohnehin bereits zuvorgekommen
- Die Modelle waren bereits im November 2022 hier unter anderem Namen vorgestellt worden
- Das E-SUV, das in China als ES7 verkauft wird, trägt etwa die Bezeichnung EL7
Absatz im Februar wieder gesteigert
Wie viel die in Europa ausgelieferten Elektroautos zur Gesamtzahl im Februar beitrug, hat NIO nicht übermittelt. Dafür allerdings, dass man sich nach dem Einbruch im Januar wieder nach vorne bewegt: Im vergangenen Monat hatte der Hersteller 12.157 E-Autos ausgeliefert, darunter 5.037 SUVs und 7.120 Limousinen. Dies entspreche einem Wachstum um 42,9 Prozent gegenüber dem Vormonat und um 98,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, hieß es.
- Von Januar bis Februar 2024 lieferte NIO somit insgesamt 20.663 Fahrzeuge aus
- Auch dies war ein Anstieg um 30,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr
- Der starke Februar hat den schwachen Januar also mehr als ausgeglichen
Vom Rekordmonat Dezember 2022 mit insgesamt 15.815 abgesetzten NIO-Modellen ist man allerdings noch ein gutes Stück entfernt. Dass die Nio-Aktie sich zuletzt nicht so entwickelte, wie von Anlegern und Unternehmen erhofft, hat möglicherweise damit zu tun. Vor allem aber wehl mit den Zahlen aus dem Gesamtjahr 2022, die jüngst vorgelegt wurden.
NIO mit Milliarden-Verlust in 2022
Der Umsatz von NIO belief sich laut Medienberichten auf rund 7,15 Milliarden US-Dollar, was einer Steigerung um 36 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Unterm Strich allerdings stand demnach ein Nettoverlust von mehr als 2 Milliarden Dollar. NIO begründete dies unter anderem mit der Entscheidung, „die NT1.0-Plattform einzustellen und noch recht junge Modelle vom Markt zu nehmen bzw. durch weiterentwickelte Versionen zu ersetzen, die die NT2.0-Plattform des Unternehmens nutzen“, wie es bei elektrive.net heißt.
Auch Lagerrückstellungen, beschleunigte Abschreibungen auf die Produktionsanlagen der NT1.0 sowie „Verluste aus Kaufverpflichtungen für die bestehende Generation von ES8, ES6 und EC6“ wurden demnach zur Erklärung angeführt. Das blieb nicht ohne Folgen.
Analysten reduzieren Kursziele nur leicht
Die Analysten, etwa von der Bank of America, haben im Nachgang ihre Kursziele für die NIO-Aktie zwar reduziert, in der Mehrheit halten sie an einer Kaufempfehlung dennoch fest. Von derzeit 29 Experten, die das Unternehmen laut marketscreener.com beobachten, empfiehlt lediglich einer, die Bestände zu reduzieren. Kein Wunder: Bei einem durchschnittlichen Kursziel von noch immer 15,51 US-Dollar, sehen die Analysten ein Kurspotenzial von mehr als 80 Prozent.
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