NIO-Aktie: Die Ereignisse überschlagen sich!

NIO hat eine wahrlich ereignisreiche Woche hinter sich. Es geht um Tencent, Rekordabsatzzahlen und Corona-Maßnahmen in China. Und um ein Kursplus von 30 Prozent.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Nio setzte ab Mittwoch zum Kurssprung an
  • Eine neue Kooperation mit Techgigant Tencent hatte die Papiere angetrieben
  • Kurz darauf vermeldete der chinesische E-Autobauer einen Rekordabsatz
  • Die US-Bank Jefferies hatte das am Montag alles nicht vorhergesehen

Liebe Leserin, lieber Leser,

was passiert, wenn eine bedeutende Bank das Votum für eine Aktie von „Kaufen“ auf „Halten“ heruntersetzt und zugleich das Kursziel drastisch auf ein Viertel der ursprünglichen Erwartung kürzt? So geschehen zum Wochenbeginn mit NIO durch die US-amerikanische Investmentbank Jefferies. Von 42,30 auf 11,26 US-Dollar strich Analyst Johnson Wan den fairen Wert für den chinesischen Elektroautobauer zusammen. Bei 10,00 Dollar war die Nio-Aktie an jenem Tag zeitweilig gehandelt worden. Doch dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse, operativ und an der Börse, die Aktie haussiert. Das mickrige Kursziel von Jefferies ist damit jetzt schon übertroffen.

NIO-Aktie mit 30 Prozent im Wochenplus

Denn nach einer leichten Verbesserung bereits am Dienstag auf 10,50 Dollar, ging es mit der Aktie von NIO ab Mittwoch dann so richtig ab. So schossen die Papiere an der Nasdaq auf zwischenzeitlich 13,27 Dollar – ein satter Sprung um 25 Prozent binnen weniger als eines Tages.

  • Nach einer Korrektur am Donnerstag bis auf rund 12 Dollar, verbesserten sich die Anteilscheine am Freitag noch einmal um gut acht Prozent
  • Letztlich verabschiedete sich die Aktie bei einem Kurs von 13,12 Dollar ins Wochenende, gut 30 Prozent höher als zum Wochenbeginn

NIO und Techgigant Tencent kooperieren

Was war passiert? Gleich drei gute Nachrichten hatten die Papiere von NIO angetrieben: Wie am Mittwoch bekannt wurde, hat das Start-up eine Zusammenarbeit mit dem chinesischen Techgiganten Tencent vereinbart, um im Bereich intelligentes Fahren neue Lösungen zu entwickeln. Dafür sei eine strategische Kooperationsvereinbarung unterzeichnet worden, meldete etwa der Branchendienst IT Times. Es geht demnach darum, „in den Bereichen Cloud-Technologie für autonomes Fahren, intelligente Fahrkarten und digitale Ökologie voranzukommen“.

„Aufgebaut werden soll so eine integrierte Hybrid-Cloud-Infrastruktur, die eine Datenspeicherung für automatisiertes Fahren unterstützt und die Forschungs- und Entwicklungs-Effizienz auf beiden Seiten erhöht“, hieß es. Tencent werde Unterstützung bei der Datenspeicherung, der Datenverarbeitung und der Modellschulung leisten, die erforderlich seine, um die Technologie von NIO für autonomes Fahren auf die Straßen zu bringen. Völlig unerwartet kommt die Zusammenarbeit allerdings nicht. Dem Bericht zufolge ist die Tencent Holdings größter institutioneller Anteilseigner beim Elektroautohersteller, hält demnach 9,8 Prozent der Aktien.

NIO meldet Rekordabsatz aus November

Der nächste Kurstreiber waren dann die am Donnerstag veröffentlichten Absatzzahlen aus dem November: Denn NIO gab bekannt, dass die Zahl der Fahrzeugauslieferungenim November mit 14.178 Einheiten auf einen neuen Rekordwert gestiegen seien. Dies entspricht

  • einem Anstieg um 30,3 Prozent gegenüber dem November 2021
  • im Vergleich zum Vormonat ging es um sogar 40,9 Prozent nach oben

Die Auslieferungen der Modelle ET7, EL7 und ET5, die alle auf der NT2-Plattform der zweiten Generation von NIO basieren, haben laut Mitteilung 11.072 Einheiten erreicht. Von Januar bis November 2024 hat das aufstrebende Unternehmen insgesamt 106.671 Fahrzeuge ausgeliefert, was einem Anstieg um 31,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. „Das jährliche Auslieferungsvolumen überstieg somit 100.000 Einheiten“, vermeldete man stolz.

China lockert Corona-Maßnahmen

Der dritte Grund, der quasi allen chinesischen Aktien zugutekam, von Alibaba über BYD bis Xiaomi, waren sich mehrende Anzeichen dafür, dass die Quarantäneregeln in China gelockert werden. In der staatlichen Zeitung People‘s Daily vom Freitag sprachen sich laut Berliner Tagesspiegel gleich mehrere Gesundheitsexperten dafür aus, Infizierten eine Isolation zu Hause zu ermöglichen, anstatt, wie bisher, ausschließlich in staatlichen Einrichtungen.

Mit Folgen: So kündigte demnach ein Pekinger Bezirk an, dass positiv Getestete dort nicht mehr in staatliche Einrichtungen müssen. Auch die Testpflicht wird offenbar in vielen Städten gelockert. In Peking riefen Gesundheitsbehörden die Krankenhäuser auf, Menschen auch ohne negativen PCR-Test zu behandeln. Die Testpflicht entfällt zudem in einigen U-Bahnen, „viele chinesische Städte erlaubten trotz steigender Infektionszahlen zudem die Öffnung von Restaurants, Einkaufszentren und Schulen“.

NIO-Aktie langfristig weit im Minus

Für die Anleger Grund genug, die NIO-Aktie ein weiteres Mal abheben zu lassen, wenngleich auf niedrigem Niveau, wie die mittel- und langfristige  Kursentwicklung zeigt. Zwar hat das Unternehmen seinen Börsenwert innerhalb eine Monats um rund ein Drittel gesteigert, das Minus aus den vergangenen drei Monaten beläuft sich allerdings noch immer auf rund 30 Prozent.

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Analysten korrigierten ihre Kursziele

Wird sich der kurzfristige Aufwärtstrend nun verfestigen? Die Analysten, lange Zeit bei NIO voller Euphorie, waren zuletzt vorsichtiger geworden. Nach Produktionsproblemen und zeitweiligem Fertigungsstopp hatten sie ihre Kursziele zunächst leicht nach unten korrigiert. Jiong Shao, Analyst von Barclays, hatte das Kursziel für die Aktie Mitte November von 19 auf 18 US-Dollar reduziert, die Papiere aber weiterhin mit „overweight“ eingestuft. Deutsche-Bank-Analyst Edison Yu hingegen bestätigte am Montag der Vorwoche seine Kaufempfehlung für NIO und erhöhte das Kursziel von 20 auf 21 Dollar sogar leicht.

18,73 Dollar lautet aktuell das durchschnittliche Kursziel für die NIO-Aktie, im Sommer lag dieser Wert noch bei 33,18 US-Dollar. Jefferies-Analyst Johnson Wan allerdings sticht mit seinen kümmerlichen 11,26 US-Dollar heraus. Dies beweist vor allem eines: Auch Experten können von unerwarteten Ereignissen überrollt werden.

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