NIO-Aktie: Einbruch und Angriff!

Die Aktie von E-Autohersteller NIO hat nach einem Mehrjahrestief wieder dazugewonnen. Die jüngsten Absatzzahlen waren schwach, perspektivisch aber soll sich das ändern.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Nio notiert wieder über dem Mehrjahrestief von voriger Woche
  • Die Absatzahlen des Elektroautoherstellers waren im April eingebrochen
  • Doch der Chef des chinesische Start-ups gibt sich kämpferisch
  • Bald sollen neben Tesla und Mercedes auch BYD, VW und Toyota zittern

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie von NIO steht vor einer spannenden Handelswoche. Wird es dem chinesischen Elektroautohersteller gelingen, die vorsichtige Aufwärtsbewegung vom Ende der vergangenen Woche fortzusetzen? Bis auf 8,15 US-Dollar haben sich die Papiere wieder verbessert. Der Start in den Mai war für die Nio-Aktie zunächst wenig erfreulich, bei 7,33 US-Dollar markierte sie am Mittwoch gar ein neues Mehrjahrestief. Angesichts der veröffentlichten Absatzzahlen aus dem April war das auch keine große Überraschung, wenngleich das Start-up einen deutlichen Einbruch mal wieder als Erfolg verkaufen wollte. Der Firmengründer bläst derweil zum Angriff auf den Massenmarkt.

NIO mit deutlichem Absatzknick im April

Zunächst zur Gegenwart: In der hatte NIO zuletzt im April weltweit 6.658 Fahrzeuge ausgeliefert. „Dies entspricht einem Anstieg von 31,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat“, hieß es in der entsprechenden Pressemitteilung. Eine gute Nachricht also? Eher nicht. Denn was man wissentlich verschwieg, das war der Absatzrückgang um 35 Prozent gegenüber dem Vormonat März, als NIO weltweit 10.378 Elektroautos ausgeliefert hatte. Im Februar 2024 hatten sogar 12.157 Fahrzeuge einen Abnehmer gefunden, der Absatzknick betrug im Vergleich also satte 45 Prozent.

Dies deckt sich mit den Auslieferungszahlen in Deutschland, wo NIO seit Ende 2022 am Markt vertreten ist. Nach extrem mauen Beginn mit lediglich einer Zulassung im Januar 2024 sowie 13 Verkäufen im Februar, hatten die Chinesen laut Kraftfahrtbundesamt einen ordentlichen Sprung hingelegt und im März 122 Neufahrzeuge auf die bundesdeutschen Straße gebracht. Nach neuesten Erhebungen der Behörde gab es jetzt allerdings einen massiven Rücksetzer: Nur noch 25 NIO-Fahrzeuge fanden im April hierzulande einen Abnehmer, das waren 80 Prozent (!) weniger als im Monat davor.

NIO ET7 überzeugt, ist aber „sehr teuer“

Kein Wort dazu aus der Presseabteilung. Viel lieber verwies man darauf, dass NIO am 18. April auf der Auto Shanghai Show einen elektrischen Allround-SUV präsentierte, der den „Most Popular Model Award“ gewann. Der Wagen soll noch im Mai in China auf den Markt kommen. Wann das E-Auto, das  im Heimatmarkt unter NIO ES6 vertrieben wird, nach Deutschland kommt, ist unklar. Auf der deutschen Seite ist derzeit lediglich der größere Bruder im Angebot, der im Zuge eines Rechtstreits mit Audi wegen möglicher Verwechslungsgefahr mit deren Modellen unter EL7 vermarktet wird.

Nio, 2014 gegründet, sei noch mehr ein Start-up als ein großer Hersteller, hieß es über das Premium-SUV nach einer ersten Testfahrt durch die Auto Bild. Dafür aber zeige der EL7 – wie die bereits länger erhältliche E-Limousine ET7 – „erstaunliche Reife und Qualität, optisch und technisch. Ist aber auch sehr teuer“, wie es einschränkend hieß. Und in der Tat:

  • Die Preise für das 652 PS starke Gefährt mit bis zu 580 Kilometer Reichweite starten bei 73.900 Euro
  • Hinzu kommt die monatliche Batteriemiete von 169 Euro (75 kWh) oder 289 Euro (100-kWh)

Das wäre zu empfehlen: Ein Kauf für 12.000 Euro bzw. 21.000 Euro zusätzlich schließt die minutenschnelle Tauschmöglichkeit des Akkus an einer Power Swap Station von NIO aus, von denen es in Deutschland aber lediglich zwei gibt. Bis Jahresende soll es europaweit laut Medienberichten jedoch bereits 70 Wechselstationen geben.

NIO will ab 2024 auch Volkswagen angreifen

Es ist das Alleinstellungsmerkmal des chinesischen Herstellers – und soll perspektivisch nicht nur den Premiumkunden vorbehalten sein. Denn laut des Nachrichtenmagazins Der Spiegel hat NIO-Gründer William Li „weit größere Ambitionen“, wie es heißt. Sprich: Das aufstrebende Unternehmen will mit zwei weiteren Untermarken auf dem Massenmarkt angreifen. Neben Mercedes, Audi, BMW oder Tesla, sollen künftig auch Hersteller wie Peugeot, Toyota oder Kia zittern. Einen Konkurrenten nannte der NIO-CEO namentlich: „Wir greifen damit stärker als bisher auch Volkswagen an“, sagte er.

Gelingen soll dies, indem das Start-up explizit in Europa ein Modell einführt, das weniger als 30.000 Euro kosten soll. Das so genannte Firefly-Projekt befindet sich laut elektroauto-news.net in der Planungsphase. „Diese Marke soll ihrerseits hauptsächlich Fahrzeuge für den Export nach Europa produzieren, wobei die Produktion für das dritte Quartal 2024 geplant sei“, so der Bericht.

  • So mancher Autoboss sei geradezu geschockt von der Geschwindigkeit, mit der die Chinesen den Markt aufrollen, heißt es beim Spiegel
  • Man habe „die Stärke der chinesischen Wettbewerber unterschätzt“, wird Audi-Chef Markus Duesmann zitiert

Kursziele reduziert – und immer noch ambitioniert

Ob NIO in Europa also tatsächlich alsbald aus der Nische treten wird?  William Li ist sich sicher, dass die Verkaufszahlen steigen werden: „In einem gesättigten Markt wie Deutschland braucht man Geduld, die haben wir.“  Am Preiskampf mit Tesla und dem chinesischen Marktführer BYD will sich NIO jedenfalls nicht beteiligen. Angesichts eines Milliardenverlusts 2022 ist auch das keine Überraschung.

Die institutionellen Analysten sind zuletzt zwar deutlich vorsichtiger geworden, haben ihre Kursziele immer weiter reduziert: Von durchschnittlich 56 US-Dollar im Herbst 2021 über 31 US-Dollar im vergangenen Jahr auf aktuell rund 14,40 US-Dollar. Damit erwarten die derzeit 28 Experten allerdings noch immer einen Kurszuwachs von etwa 75 Prozent. Entsprechend

  • empfehlen 20 Analysten, die NIO-Aktie zu kaufen
  • sieben Experten plädieren fürs Halten der Papiere
  • lediglich einer rät, die Aktie zu reduzieren
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