Liebe Leserin, Lieber Leser,
die Videospielbranche scheint derzeit auf eine mittelschwere Krise zuzusteuern. Steigende Entwicklungskosten machen den Unternehmen sichtlich zu schaffen, was sich in absehbarer Zeit eher nicht durch steigende Umsätze kompensieren lässt. Experten schätzen sogar, dass die Verkäufe im laufenden Jahr um zwei bis zehn Prozent zurückgehen könnten. Erste Anzeichen dafür gab es schon bei den Quartalszahlen von PlayStation-Hersteller Sony zu sehen, welche unter den Erwartungen lagen. Die Prognose für das laufende Jahr musste leicht nach unten korrigiert werden.
Noch sehr viel offensichtlicher werden die Herausforderungen beim Blick auf Stellenstreichungen. Im noch jungen Jahr 2024 wurden Tausende Stellen bei diversen Entwicklern wegrationalisiert und auch 2023 gab es bereits Entlassungen im großen Stil zu sehen. Ein Ende dieser Entwicklung scheint nicht in Sicht zu sein. All das klingt auch für Nintendo nach schlechten Neuigkeiten. Der japanische Spielekonzern nimmt aber in vielfacher Hinsicht eine Sonderstellung ein.
Nintendo und die Personalfrage
Stellenabbau im großen Stil scheint bei Nintendo aktuell kein Thema zu sein. Zwar machte Ende März eine Meldung die Runde, wonach in den USA bis zu 100 Stellen bei der Qualitätssicherung wegfallen könnten. Nintendo selbst sprach aber lediglich davon, einige Verträge mit Partnern zu beenden und im Zuge dessen sogar neue Vollzeitstellen zu schaffen. Das klingt fast nach einer normalen Entscheidung aus dem Tagesgeschäft und eher nicht nach strukturellen Problemen, mit denen derzeit Embracer Group, Ubisoft und Konsorten zu kämpfen haben.
Historisch versucht Nintendo Stellenabbauten ohnehin zu vermeiden. Selbst während der katastrophalen Epoche der gefloppten Konsole WiiU hielt der Konzern sich an seinen Talenten fest. Dank einer prallgefüllten Kriegskasse kann der Konzern sich wahrscheinlich auch jetzt ein wenig Overhead erlauben. Medienberichten zufolge verfügt Nintendo seit Kurzem über die größten Cash-Reserven unter japanischen Unternehmen. Ganz genau lässt sich aktuell aber dennoch nicht klären, ob und in welchem Umfang mit Stellenstreichungen in der Firmenzentrale in Kyoto kalkuliert wird.
Nintendo: Weniger ist mehr
Abseits davon nimmt Nintendo schon allein aufgrund der verwendeten Hardware eine Sonderstellung ein. Die aktuelle Konsole in Form der Nintendo Switch hat schon einige Jahre auf dem Buckel und in Sachen Leistungsfähigkeit wird sie von modernen Smartphones aus der Mittelklasse geradezu deklassiert. Der Vergleich mit anderen Konsolen erübrigt sich da. Eine PlayStation 5 übertrumpft die Switch bei der reinen Hardware-Leistung in etwa um das Zehnfache.
Was von Spielern gerne mal als Nachteil verstanden wird, könnte sich aktuell aber als der größte Trumpf von Nintendo erweisen. Denn viele große Publisher kämpfen mit explodierenden Kosten, denen kaum noch wachsende Umsätze gegenüberstehen. Zudem sind Preiserhöhungen in der Branche nur schwierig umzusetzen, ohne dabei die Zielgruppe zu verlieren. In der Folge steuern viele Publisher zielstrebig auf sinkende Margen zu. Nintendo kann seine Spiele derweil mit einem eher überschaubaren Aufwand entwickeln.
Rein technisch würde freilich auch Sony nichts davon abhalten, auf der PlayStation 5 einfachere Spiele mit weniger Entwicklungsaufwand zu veröffentlichen. Doch erwarten die Nutzer auf jener Plattform schlicht mehr als bei der tragbaren Konsole von Nintendo. Das führt zu der fast schon absurden Lage, dass Blockbuster-Spiele selbst mit mehreren Millionen verkauften Exemplare als Flop angesehen werden können. Entwicklungskosten wieder einzuspielen, ist längst keine Selbstverständlichkeit mehr.
Nintendo hat noch Pfeile im Köcher
Dass Nintendos Ansatz funktioniert, liegt auch am außergewöhnlichen Talent, welches sich in dem Konzern findet. Die Spiele des Unternehmens erhalten regelmäßig Bestnoten und diverse Auszeichnungen der Fachpresse. Aufgrund der Qualität sehen die Spieler einfachere Grafiken nach, solange die spielerischen Grundlagen überzeugen können.
Der weitere Ausblick auf 2024 fällt derzeit zwar etwas mau aus und richtig große Ankündigungen gab es bisher (noch?) keine zu sehen. Dass solche aber noch kommen werden, ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Sein Pulver verschossen hat Nintendo noch lange nicht. Schließlich steht auch noch der Nachfolger für die Spielekonsole Switch an, mit dessen Ankündigung Experten fest für das laufende Jahr rechnen. Eine Veröffentlichung könnte dann 2025 anstehen.
Die Nintendo-Aktie schlägt sich wacker
Ganz vorbeigegangen sind die Verwerfungen in der Branche an Nintendo dennoch nicht. Schon seit Februar musste der Aktienkurs Korrekturen hinnehmen, kam allerdings gerade von frischen Kursrekorden. Am Donnerstag gab es Kurse von 47,90 Euro zu sehen, nachdem es um weitere 1,7 Prozent abwärtsging. Hier lassen sich auf Jahressicht aber noch immer Kursgewinne von 30,4 Prozent verzeichnen. Kaum ein anderer Spielekonzern kann in diesem Zeitraum auf eine derart gute Performance zurückblicken.
Schon vor knapp 20 Jahren hat Nintendo sich mit der Wii mehr oder minder auf das Wesentliche konzentriert und ist aus dem ewigen Hardware-Rennen schlicht ausgestiegen. Dafür wurde das Unternehmen einst belächelt und auch der Autor dieser Zeilen gesteht offen ein, zum damaligen Zeitpunkt keine Chancen im Wettbewerb mit Sony und Microsoft erkannt zu haben. Die Geschichte belehrte mich und andere Zweifler eines Besseren. Heute sitzt Nintendo fester denn je im Sattel und ist drauf und dran, die Nintendo Switch zur meistverkauften Konsole aller Zeiten mutieren zu lassen.
Das Einhorn der Spielebranche
All das ist noch kein Garant dafür, dass Nintendo bei einer Ausweitung der Krise im Segment unbeschadet bliebe. Doch nüchtern betrachtet ist man ein gutes Stück besser aufgestellt als die meisten Konkurrenten und der Hype um die noch nicht angekündigte nächste Konsole ist noch nicht einmal angelaufen. Die Aktie ist daher nach den doch recht deutlichen Korrekturen der letzten Wochen nicht uninteressant und könnte attraktive Einstiegsgelegenheiten bieten. Wer sich in diesen Tagen noch für Aktien aus der Spielebranche erwärmen kann, der kommt an Nintendo kaum vorbei.
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