Liebe Leserin, lieber Leser,
bis Mitte vergangener Woche sah es für die Aktie von Nikola Motor wieder etwas besser aus. Die Papiere des US-amerikanischen Truck-Entwicklers hatten sich wieder deutlich über die Marke von einem US-Dollar vorgearbeitet, notierten zwischenzeitlich wieder bei 1,16 Dollar. Doch von zurückgekehrten, vorsichtigen Zuversicht der Anleger ist wenig übrig geblieben. Und zwar im Wortsinne: Aktuell werden nur noch 0,94 Dollar für die Nikola-Aktie aufgerufen, denn die Zweifel am Unternehmen werden wieder größer. Das gilt längst auch für das Management, und es geht immer schneller.
Auch CFO Anastasia Pasterick schmeißt bei Nikola hin
Denn nach zwei Abgängen aus der Führungsspitze bei der Nikola Corporation in den vergangenen Monaten, nahmen doch CEO Michael Lohscheller und der President of Energy, Carey Mendes, bereits ihren Hut, schmeißt nun auch die Finanzchefin hin. Noch wird Anastasia Pasterick auf der Nikola-Homepage als CFO geführt, doch laut übereinstimmender Medienberichte ist seit knapp einer Woche bekannt, dass sie am 13. November das Unternehmen darüber informiert habe, dass sie von ihrer Position zurücktritt. Über die Gründe wurde offiziell nichts mitgeteilt.
- Pasterick verlasse das finanziell schwer angeschlagene Unternehmen, um „andere Möglichkeiten wahrzunehmen, heißt es beim Branchendienst IT Times
- Lediglich sechs Monate besetzte die Managerin das Amt eines Chief Financial Officer, war jedoch seit Mai 2019 als Vice President, Corporate Controller, für Nikola tätig
Quartalszahlen waren ein Desaster
„Pasterick wird weiterhin als CFO tätig sein und den Übergang bis zum 1. Dezember 2024 begleiten“, heißt es in dem Bericht. Das Unternehmen gehe davon aus, dass die Suche nach einem Nachfolger in Kürze abgeschlossen sein werde. In der Zwischenzeit sollen die wichtigsten Führungskräfte im Finanzbereich demnach direkt an Stephen J. Girsky, Präsident und Chief Executive Officer bei Nikola, berichten, hieß es. Girsky hatte im August Michael Lohscheller beerbt, der damals „aus persönlichen Gründen“, wie es hieß, sein Amt zur Verfügung stellte. Auch der Deutsche war kein Jahr im Amt.
Und klar, Nikola Motor steckt in einer ernsthaften Krise. Daran ließen die Quartalszahlen, die man Anfang November veröffentlichte, keinen Zweifel: Der Umsatz des einst so hoffnungsvollen Start-up, das als Tesla des Schwerlastverkehrs die Welt mit Brennstoffzellen-Lkw revolutionieren wollte, war im 3. Quartal 2024 auf 1,73 Millionen US-Dollar eingebrochen. Im Vergleich zum Vorjahr, als noch 24,2 Millionen US-Dollar erlöst worden waren, bedeutete dies einen Rückgang um mehr als 90 Prozent. Die Erklärung:
- Nach mehreren Bränden am Batteriepack im Sommer hatte Nikola den Verkauf seiner vollelektrischen Trucks ausgesetzt, die bereits ausgelieferten zurückgerufen
- Am 28. September hatte man dann den alternativen Brennstoffzellen-Lkw mit großem Brimborium zwar offiziell auf den Markt gebracht
- Die für das 4. Quartal anvisierte Auslieferung der ersten Modelle lässt allerdings nach wie vor auf sich warten
Nettoverlust bei Nikola Motors fast verdoppelt
Und so war zugleich der Fehlbetrag bei der Nikola Corporation zwischen Juli und September angestiegen. Laut Wallstreet Online verdoppelte sich der Nettoverlust im Jahresvergleich annähernd von damals 236,20 Millionen US-Dollar auf jetzt 425,80 Millionen US-Dollar. Ein Grund hierfür sind laut Firmenangaben die Kosten, die Nikola für einen Rückruf und die anstehenden Reparaturen an den vollelektrischen Trucks aufwenden muss. Voraussichtlich werden diese etwa 61,8 Millionen US-Dollar betragen, ließ man im Rahmen des Quartalsberichts wissen. Dennoch war die Nikola-Aktie am Tag der Präsentation zunächst zweistellig bis auf 1,28 Dollar angesprungen.
Es war wohl ein Irrtum: Inzwischen haben die Papiere wieder fast 30 Prozent abgegeben. Seit einem irrationalen Zwischenhoch im August, als plötzlich 3,71 Dollar auf dem Kurszettel der Nikola-Aktie standen, beläuft sich der Abschlag gar auf satte 75 Prozent. Von der langfristigen Performance ganz zu schweigen, das Minus aus den letzten drei Jahren liegt weit über 90 Prozent.
Nikola-Kursziele sind teils Monate alt
Überraschend kommt das alles nicht: Immer wieder wurde über eine mögliche Insolvenz des umstrittenen Unternehmens, das durch den früheren CEO und Gründer Trevor Milton in einen Betrugsskandal verwickelt war, spekuliert. Diese scheint – zumindest vorerst – abgewendet: Durch eine Kapitalmaßnahme in Höhe von 250 Millionen US-Dollar stiegen die Cash-Reserven per Ende September auf 362,90 Millionen US-Dollar, wie Nikola mitteilte.
- Wie weit dieses Polster reicht, während das Unternehmen keinerlei Umsätze macht, ist allerdings die Frage
- Dass in dieser heiklen Lage die Finanzchefin abtritt, kann jedenfalls nicht gerade als vertrauensbildende Maßnahme gewertet werden
Die auf marketscreener.com aufgeführten Kursziele für die Aktie scheinen eine andere Sprache zu sprechen. In den vergangenen drei Jahren im Schnitt von einst 30 US-Dollar zwar auf mittlerweile 2,20 Dollar eingedampft, suggerieren sie damit aber noch immer ein Kurspotenzial von aktuell rund 130 Prozent. Einschränkend sei allerdings gesagt, dass sich von den angeführten sieben Analysten die meisten seit Monaten nicht zur Aktie geäußert haben.
Nikola-Aktie: Kaufen oder verkaufen?! Neue Nikola-Analyse vom 16. November liefert die Antwort:
Die neusten Nikola-Zahlen sprechen eine klare Sprache: Dringender Handlungsbedarf für Nikola-Aktionäre. Lohnt sich ein Einstieg oder sollten Sie lieber verkaufen? In der aktuellen Gratis-Analyse vom 16. November erfahren Sie was jetzt zu tun ist.