Nikola-Aktie: Es bleibt eine Blackbox!

Die Aktie von Nikola machte am Montag den nächsten Kurssprung. Dahinter stand wohl die Meldung über einen neuen Auftrag – für genau 13 emissionsfreie Lkw.

Auf einen Blick:
  • Die Nikola-Aktie hat sich seit Anfang Juni im Wert mehr als versechsfacht
  • Am Montag ging es an der Nasdaq um weitere 17 Prozent nach oben auf 2,67 US-Dollar
  • Auslöser war offenbar eine Auftragsmeldung durch den US-Logistikriesen J.B. Hunt
  • Die Anleger tappen bezüglich der Finanzsituation des Truck-Entwicklers aber weiter im Dunkeln

Liebe Leserin, lieber Leser,

das war mal ein Wocheneinstand für die Aktie von Nikola Motor. An der Nasdaq ging es mit den Papieren des hoch verschuldeten US-Truck-Entwicklers um gleich 17 Prozent nach oben auf jetzt 2,67 US-Dollar. Es ist nicht nur der Höchste Kursstand seit Februar, seit ihrem Zwischentief Anfang Juni, als für die Nikola-Aktie nur noch 0,52 Dollar zu Buche standen, hat sie sich im Wert mehr als versechsfacht. Kurz vor der Hauptversammlung und den Quartalszahlen hat ein neuer Auftrag wohl für weitere Zuversicht gesorgt. Es geht um, nun ja, genau 13 bestellte Laster.

Es geht um lediglich 13 Nikola-Trucks

Somit bleibt die Nikola-Aktie aktuell ein reines Zockerpapier. Zwar ist die Kapitalerhöhung, die am Donnerstag beschlossen werden soll, durch eine Gesetzesänderung zum heutigen Tag wohl durch. Doch die Quartalszahlen, auf die es letztlich ankommt, werden laut Management erst am Freitag veröffentlicht werden. Die Aktie der Nikola Corporation ist in diesem Sinne nicht mehr als eine Blackbox. Daran ändert ein einziger Auftrag über zehn batterieelektrische sowie drei Brennstoffzellen-Trucks herzlich wenig.

Doch genau das hatte Nikola am Montag gemeldet: Man habe mit dem US-Logistikriese J.B. Hunt Transport Services eine Vereinbarung unterzeichnet, nach der die Tochtergesellschaft J.B. Hunt Transport Inc. insgesamt 13 emissionsfreie Nikola-Lkw der Klasse 8 kaufen werde, „da sich das Transportunternehmen auf seine Nachhaltigkeitsbemühungen und die Reduzierung seiner CO2-Emissionen konzentriert“, wie es heißt. Die Auslieferung der ersten Fahrzeuge wird für August 2024 erwartet.

  • Die Trucks werden demnach strategisch an Standorten platziert, die die wichtigsten Strecken von J.B. Hunt bedienen
  • Dazu gehören laut Mitteilung der Großraum Los Angeles sowie Gebiete rund um Phoenix
  • Nikolas Wasserstoffarm HYLA werde die Wasserstoff- und Betankungsinfrastruktur bereitstellen

J.B. Hunt in der Logistik eine große Nummer

„Wir freuen uns, dass sich der Branchenführer für Lieferkettenlösungen für den Einsatz unserer batterieelektrischen und wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen-Lkw der Nikola-Klasse 8 entschieden hat“, sagt Michael Lohscheller, CEO von Nikola. Der Kauf und Einsatz dieser emissionsfreien Lkw sei „ein Beweis für die harte Arbeit unserer Ingenieurs-, Entwicklungs- und Fertigungsteams“. Diese haben laut des Nikola-Chefs eine robuste, hochmoderne Lkw-Reihe sowie die darauf ausgelegte HYLA-Wasserstoffinfrastrukturlösungen geschaffen. „Davon profitieren Unternehmen wie J.B. Hunt“, so Lohscheller.

„Für uns ist es wichtig, an der Spitze neuer Technologien und innovativer Lösungen zu stehen, die das Potenzial haben, die Art und Weise, wie wir Fracht transportieren, zu verändern“, lässt sich Nick Hobbs, Chief Operating Officer und Präsident für Vertragsdienstleistungen bei J.B. Hunt, in der Mitteilung zitieren. „Diese emissionsfreien Lkw von Nikola bringen uns auf dem Weg zu unserem ehrgeizigen Ziel, die CO2-Emissionen durch praktikable Lösungen zu reduzieren, weiter voran.“

Über mögliche Folgeaufträge ist nichts bekannt

Im November 2022 gab J.B. Hunt demnach die Vorgabe aus, die CO2-Emissionen bis 2034 im Vergleich zu 2019 um 32 Prozent zu reduzieren. Die Integration von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben in die Flotte sei einer der drei Hauptschwerpunkte bei der Erreichung dieses Ziels. Im vierten Quartal 2022 erhielt das Unternehmen sein erstes firmeneigenes Elektrofahrzeug der Klasse 8, allerdings kein Modell von Nikola Motor. Handelt es sich bei den 13 Trucks doch um eine Erstbestellung, wie es in der Mitteilung heißt.

  • Ob durch den neuen Partner mit weiteren Aufträgen gerechnet werden darf, ist offen
  • Zu einer möglichen Verabredung, schweigt sich Nikola in der aktuellen Mitteilung aus

Nikola meldet Quartalszahlen erst nach der HV

Das gilt ebenso für die wirtschaftliche Situation. Zwar lässt die angestrebte Kapitalerhöhung, die eine Verdopplung der Aktien zum Ziel hat, auf die angespannte wirtschaftliche Lage des umstrittenen Start-up schließen. Wirklich in die Karten gucken lässt sich Nikola erst am Tag nach der Hauptversammlung. Denn wie das Management am 5. Juli mitgeteilt hat, wird man erst am Freitag, 4. August 2024, „die vollständigen Finanzergebnisse“ bekanntgeben.

Mit anderen Worten: Die Aktionäre werden über die zusätzliche Kapitalspritze entscheiden, bevor sie die jüngste Geschäftsentwicklung kennen. Dass diese nach zwei vergeblichen Anläufen im Juni und Juli, als Nikola die jeweils geplanten Versammlungen kurzfristig abblies, nun erneut die Zustimmung verweigern, ist allerdings unwahrscheinlich.

  • Bislang hatte Nikola eine Mehrheit der Repräsentanten aller ausgegeben Aktien für die Maßnahme benötigt
  • Bei der auf Versammlung am Donnerstag reicht nun die Mehrheit der abgegebenen Stimmen für die Kapitalerhöhung
  • Möglich macht dies eine Gesetzesänderung zum 1. August, die der Gouverneur von Delaware laut Yahoo Finance mittlerweile unterzeichnet hat

Kapitalerhöhung: „Wahl zwischen Pest und Cholera“

Die Absegnung der Verdopplung der Aktien von 800 Millionen auf 1,6 Milliarden gilt somit als gesichert. Für Bestandsaktionäre allerdings ist eine Kapitalerhöhung normalerweise keine gute Nachricht, werden die einzelnen Anteile dadurch doch entwertet („Verwässerung“). Warum die Nikola-Aktie seit knapp zwei Monaten dennoch so massiv in die Höhe ging, ist unklar.

Möglicherweise liefert ein Anleger in einem Börsenforum die Antwort: Man habe bei der Nikola-Aktie „die Wahl zwischen Pest und Cholera“, schrieb er bereits im April. Entweder man stimme der Entwertung der eigenen Aktien zu, oder riskiere die Insolvenz und damit den Totalverlust. Dann wohl doch lieber Option 1.

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