Liebe Leserin, lieber Leser,
die Aktie von Nikola Motor feierte zuletzt so etwas wie ein Comeback. Am 11. September noch bis auf 0,81 US-Dollar abgestürzt, haben die Papiere des US-Truck-Herstellers sich in der zweiten Monatshälfte wieder deutlich erholt. Die Premiere des ersten Brennstoffzellen-Lkw des Start-ups, der „eine neue Ära im Transportwesen“ einläuten soll, gab der Nikola-Aktie am Donnerstag noch einmal einen Schub, ließ sie wieder bis auf zeitweilig 1,68 Dollar steigen, wovon bis zum Wochenende noch 1,57 übrig blieben. Somit hat der Kurs sich binnen weniger Wochen fast verdoppelt. Und doch ist das nur die halbe Wahrheit – und zwar im Wortsinne.
Nikola-Aktie nur kurzfristig im Plus
Denn so sehr so mancher Beobachter über die kurzfristige Hausse jubeln mag, ein wirklicher Erfolg ist das kaum. Zur Erinnerung: Am 3. August notierte die Nikola-Aktie kurzzeitig bei 3,71 US-Dollar. Trotz des aktuellen Aufschwungs haben die Papiere des hoch verschuldeten Unternehmens seitdem also noch immer weit mehr als die Hälfte an Wert eingebüßt – und das in weniger als zwei Monaten. Ob die aktuelle Erholung nachhaltig sein wird, muss sich zudem erst noch zeigen.
Das umstrittene Start-up hat die Anleger einfach zu oft schon enttäuscht. So sorgte im August die Ankündigung der Ausgabe von Wandelanleihen mit einem Volumen von bis zu 325 Millionen US-Dollar für Frust unter den Investierten, die Aktie kam unter Druck. Auch technisch gab es Probleme:
- Von den ausgelieferten batterieelektrischen Modellen (BEV) wurden nach mehreren Bränden im Batteriepack 209 Exemplare zurückgerufen
- Der Verkauf der BEV-Variante wurde in der Folge zumindest vorübergehend eingestellt; der Aktienkurs sackte weiter ab
Premiere des ersten Brennstoffzellen-Lkw
Mit dem Brennstoffzellen-Lkw aber soll nun alles gut werden, jedenfalls gab es jetzt einen großes Fest: Die Nikola Corporation habe mit seiner Marke HYLA einen wichtigen Meilenstein erreicht und die kommerzielle Einführung des Nikola-Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw in seiner Produktionsstätte in Coolidge, Arizona, begangen, meldete das Start-up am späten Donnerstagabend. An der Zeremonie nahmen demnach auch Flottenkunden, Händler aus dem Vertriebs- und Servicenetzwerk von Nikola, hohe Regierungsbeamte sowie Prominente aus Politik und Wirtschaft aus Phoenix teil.
„Heute feiern wir die offizielle kommerzielle Markteinführung unserer hochentwickelten Wasserstoff-Brennstoffzellen-Elektro-Lkw auf dem nordamerikanischen Markt“ sagte Steve Girsky, erst seit kurzem Präsident und CEO von Nikola. Es sei ein Beweis für die unermüdliche „Can do do“-Einstellung des Teams und „ein Schritt näher an der Verwirklichung unserer Vision eines nachhaltigen und effizienten Transports“, so Girsky. „Zu Beginn des vierten Quartals konzentrieren wir uns darauf, unsere Lkw in großem Maßstab auszuliefern und unsere Position als Pioniere im Ökosystem der Wasserstoffbetankung zu sichern, um unsere Kunden zu unterstützen.“
223 Bestellungen sollen Nikola Motor vorliegen
Nikolas Brennstoffzellen-Lkw verfügt nach Unternehmensangaben über eine Reichweite von bis zu 500 Meilen (rund 805 Kilometer) und eine geschätzte Betankungszeit von 20 Minuten. Man gehe davon aus, dass der Truck eine der längsten Reichweiten aller kommerziell erhältlichen emissionsfreien Lkw der Klasse 8 habe, so die Mitteilung.
- 223 unverbindliche Bestellungen von 23 Kunden weist Nikola für sein Brennstoffzellen-Modell aktuell aus
- Namhafte Flottenbetreiber wie J.B. Hunt, AJR Trucking, Biagi Bros. und TTSI gehören demnach zu den potenziellen Kunden
Der Abschluss der Phase-2-Montageerweiterung in der Produktionsanlage in Coolidge bereite „den Grundstein für eine neue Ära im Transportwesen“, wie man selbstbewusst formulierte. Mit einer vielseitigen Produktionslinie mit gemischten Modellen, die sowohl Brennstoffzellen- als auch batterieelektrische Lkw herstellen kann, sei die Anlage bereit, eine jährliche Produktionskapazität von etwa 2.400 Lkw in drei Schichten zu erreichen. Angesichts der dreistelligen Zahl an Vorbestellungen, ist daran allerdings wohl noch lange nicht zu denken.
Nikola Corporation besetzt Vorstandposten neu
Immerhin aber konnte Nikola Motor zuletzt zwei vakante Positionen im Vorstand wiederbesetzen. Vor zwei Wochen wurde bekannt, dass Mary Chan als Chief Operating Officer (COO) mit Wirkung zum 9. Oktober 2024 beim Start-up einsteigen wird. Chan war bislang Präsidentin der Global Connected Consumer Group bei General Motors (GM). Seit der vergangenen Woche fungiert zudem Joseph S. Cappello als Leiter der seit dem Rücktritt von Carey Mendes im August verwaisten Energy-Sparte von Nikola. Cappello kommt von der Iwatani Corporation of America (ICA), einer US-Tochter der japanischen Iwatani Corporation.
Und dennoch sind die Analysten mittlerweile bei weitem nicht mehr so euphorisch, wie sie es einst waren: 2,70 US-Dollar lautet das durchschnittliche Kursziel für die Nikola-Aktie laut marketscreener.com aktuell. Wenngleich dies einem Aufwärtspotenzial von gut 60 Prozent entspricht, dokumentiert auch die Entwicklung der Prognosen den ungeheuren Verfall:
Nikola-Kursziele sinken mit der Aktie
Vor einem Jahr noch lag das durchschnittliche Kursziel für die Nikola-Aktie bei 9,22 Dollar, im Oktober 2021 sahen die Analysten die Anteilscheine gar mit gut 13 Dollar als fair bewertet an. Und klar: Zu diesem Zeitpunkt waren die Anteilscheine des Start-up tatsächlich bei gut 11 Dollar gehandelt worden. Die bittere Realität hat Anleger und Analysten seitdem gleichermaßen eingeholt.
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