Liebe Leserin, lieber Leser,
wie schafft man es, an der Börse ein kleines Vermögen zu machen? – Indem man ein großes verzockt. Dieses Bonmot ist nicht neu, doch immer wieder gibt es Fälle, auf die es durchaus zutrifft. Nikola Corporation, nach eigener Einschätzung noch immer „ein weltweit führendes Unternehmen für emissionsfreie Transport-, Energieversorgungs- und Infrastrukturlösungen“, war einst angetreten, um den Schwerlastverkehr emissionsfrei zu machen. Doch vor allem leerte das im Jahr 2014 gegründete US-Unternehmen die Konten seiner Anleger. Ein Minus von knapp 90 Prozent binnen eines Jahres wie die Nikola-Aktie, das muss man erst einmal hinkriegen.
Zugegeben, am Montag im Handel in New York hatten die Papiere tatsächlich ein kleines Comeback geschafft. Um gleich zehn Prozent ging es mit der Aktie von Nikola hinauf auf wieder 0,90 US-Dollar. Und doch muss die Sache relativiert werden: Am Montag der Vorwoche waren noch rund 1,20 Dollar für die Anteilscheine aufgerufen worden, das Wochenminus beläuft sich damit noch immer auf etwa 25 Prozent.
- Ende März war die Nikola-Aktie gar 1,52 Dollar wert
- Seitdem verlor sie somit rund 40 Prozent
- Das erneute Kursdesaster hat freilich Gründe
Nikola: Kapitalerhöhung und Abgänge im Board of Directors
Dass Nikola binnen kürzester Zeit gleich zweimal nach unten durchgereicht worden war, lag zum einen an einer zum Monatswechsel angekündigten Kapitalerhöhung, mittels derer das US-Unternehmen nicht weniger als 100 Millionen Dollar einsammeln will. Vor dem vergangenen Wochenende machte Nikola dann zudem bekannt, dass zur diesjährigen Hauptversammlung am 7. Juni gleich drei namhafte Mitglieder des Board of Directors ausscheiden werden: namentlich Gerrit Marx, Lynn Forester de Rothschild sowie Mark Russell. Die Märkte reagierten auf beide Nachrichten mit massiven Verkäufen.
„Nikola konzentriert sich auf die Erzielung von Ergebnissen in unseren Kerngeschäftsbereichen emissionsfreie Lkw- und Energieinfrastrukturlösungen“, versuchte sich Chairman Steve Girsky in einer Erklärung. „Mit der Weiterentwicklung des Unternehmens werden sich auch die Größe und Zusammensetzung des Vorstands ändern.“
Verlassen sie das sinkende Schiff?
Doch die demnächst ausscheidenden Mitglieder des Board of Directors sind nicht irgendwer. Gerrit Marx als CEO der Iveco Group brachte ebenso Expertise mit wie Lynn Forester de Rothschild, CEO der E.L. Rothschild Investment Company. Mark Russell schließlich war bis 2022 selbst Nikola-CEO.
„Nikolas Mission nimmt einen besonderen Platz in meinem Herzen ein“, ließ sich Russell in der Unternehmensmitteilung zitieren. Er wolle eine emissionsfreie Zukunft für seine Kinder und Enkel sehen und werde alles dafür tun, dass dies geschieht. „In Zukunft wird die einzige Änderung darin bestehen, dass ich Nikola von der Seitenlinie aus anfeuere und nicht mehr aus dem Sitzungssaal“, so der frühere Nikola-Chef. Aber ob das ausreichen wird? Verlassen die drei vielmehr ein sinkendes Schiff? Die Märke jedenfalls waren aufgeschreckt, Skandale hatte Nikola in der Vergangenheit oft genug produziert.
Nikola Corporation legt am 9. Mai Quartalszahlen vor
Wie schlimm es um die Nikola Corporation wirklich steht, wird sich in drei Wochen zeigen, denn am 9. Mai wird der Truck-Entwickler seine Zahlen zum ersten Quartal 2024 vorlegen. Und man ist um Transparenz bemüht: „Um das Engagement von Nikola gegenüber seinen Aktionären zu verstärken, wird Nikola eine Q&A-Plattform nutzen, um verifizierten Privatanlegern und institutionellen Investoren die Möglichkeit zu geben, Fragen einzureichen und abzustimmen“, teilte das Unternehmen in der Vorwoche mit.
Und Fragen wird es zweifellos geben, wenn das erste Quartal des laufende Geschäftsjahres ebenso schlecht gelaufen sein sollte, wie das Abschlussquartal 2022. Zwischen Oktober und Dezember erwirtschaftete Nikola laut der IT Times einen Umsatz von lediglich 6,56 Millionen US-Dollar, nachdem im Vorquartal 23,85 Millionen umgesetzt worden waren. Noch bedenklicher allerdings war der aufgelaufene Verlust: Das operative Ergebnis lag im vierten Quartal 2022 bei minus 195,42 Millionen US-Dollar, übertraf den Umsatz damit bei weitem.
Nikola verlor 2022 rund 784 Millionen US-Dollar
Im vergangenen Geschäftsjahr verzeichnete Nikola laut Der Aktionär einen Verlust von insgesamt 784 Millionen US-Dollar bei einem Cash-Bestand von 233 Millionen Dollar. Ob es in 2024 wirklich besser wird, muss sich erst noch zeigen. Nikola plant dem Bericht zufolge
- im Gesamtjahr mit einer Auslieferung von 250 bis 350 batterieelektrischen Trucks vom Typ Tre
- im vierten Quartal sollen dann zudem 125 bis 150 Modelle mit Wasserstoffantrieb ausgeliefert werden
Doch die Konkurrenz ist groß: Längst sind auch etablierte Lkw-Hersteller, von Daimler bis Scania, auf den, nun ja, Elektrozug aufgesprungen.
Weiter hohe Kursziele für Nikola-Aktie
Ob und, wenn ja, wann Nikola schwarzen Zahlen schreiben wird, ist demnach fraglich. Die von der US-Nachrichtenagentur Bloomberg befragten Analysten rechnen weder 2024 noch 2024 damit. Und sie sind laut marketscreener.com insgesamt deutlich zurückgerudert, wenngleich das durchschnittliche Kursziel aus acht Analysen weit mehr als eine Verdopplung des Kurswerts voraussagt.
- Mittleres Kursziel: 3,17$, +248%
- Höchstes Kursziel: 5,00$, +450%
- Niedrigstes Kursziel: 1,00$, +10%
Allerdings: Noch Anfang Januar sahen die Experten die Papiere im Mittel mit gut 5 US-Dollar als fair bewertet an. Geht man etwas weiter zurück, wird’s abenteuerlich. Vor gut einem Jahr, Nikola notierte bei etwas über 10 US-Dollar, lautete das mittlere Kursziel noch 11,50 US-Dollar, im Jahr davor 25 US-Dollar. Diesen Kurs hatte die Nikola-Aktie letztmals im Januar 2021 erreicht.
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