Nikola-Aktie: Das letzte Mittel!

Die Aktie von Nikola erlebte an der Nasdaq einen historischen Einbruch um fast ein Drittel. Der US-Truck-Entwickler will sich mit einer Aktienzusammenlegung retten

Auf einen Blick:
  • Die Nikola-Aktie crashte am Donnerstag in historischem Ausmaß, verlor mehr als 30 Prozent
  • Grund sind Details zum geplanten Reverse-Split, der den Verbleib an der Nasdaq sichern soll
  • Der US-Truck-Hersteller wird aus 30 Aktien eine machen, die maximal zugelassene Variante
  • Tesla-Konkurrent Fisker traf es noch härter, der US-Elektroautobauer ist seit Montag pleite

Liebe Leserin, lieber Leser,

die Aktie des umstrittenen US-Truck-Herstellers Nikola ist mit einem leichten Zugewinn in den Handel am Freitag in Europa gestartet. Doch das hat keinerlei Bedeutung. Denn am Tag zuvor haben die Papiere einen beinahe historischen Einbruch erlebt: An der Nasdaq stürzte die Nikola-Aktie um mehr als 30 Prozent ab auf ein neues Allzeittief von nur noch 0,32 US-Dollar. An den europäischen Handelsplätzen sah es nicht besser aus. Hintergrund ist eine lange angekündigte Maßnahme des hoch defizitären Unternehmens, um das drohende Aus an der Nasdaq abzuwenden. Und seit gestern ist klar: Das letzte Mittel wird eingesetzt – und die Nikola Corporation greift dabei zum Äußersten.

Nikola droht Delisting von der Nasdaq

Zum Hintergrund: Ab Januar war die Nikola-Aktie länger als 30 Tage in Folge unter die Kursmarke von 1,00 Dollar gefallen, damit drohte das Delisting von der Nasdaq. Nikola habe nun 180 Tage Zeit, bis zum 17. Juli, um den Aktienkurs an zehn aufeinander folgenden Handelstagen über der Marke von einem US-Dollar zu halten, warnte die US-Börsenaufsicht SEC damals. Gelinge dies nicht, könne das Unternehmen eine Fristverlängerung beantragen, andernfalls droht das Delisting.

  • Es war bereits die zweite Warnung vor einer Herausnahme innerhalb von acht Monaten, wie YahooFinance berichtete
  • Bereits im Mai 2023 hatte das Delisting erstmals gedroht, sollte der Kurs dauerhaft unter der 1-Dollar-Marke bleiben

Reverse-Split der Aktie an äußerster Grenze

Doch lediglich im März ging es mit der Nikola-Aktie kurzzeitig wieder leicht darüber, schon im April kam es zum erneuten Rückfall, seitdem haben die Papiere die Marke nie merh erreicht. Die Rettung soll nun durch einen so genannten Reverse-Split erfolgen, durch den mehrere Aktien zu einer zusammengelegt werden. Auf der Hauptversammlung der Nikola Corporation, die am 5. Juni 2024 stattfand, hatten die Aktionäre diesen umgekehrten Aktiensplit grundsätzlich genehmigt. Das Verhältnis soll nicht weniger als 1:10 und nicht mehr als 1:30 betragen, hieß es damals.

Und jetzt ist klar, dass Nikola an die äußerste Grenze gehen wird: Am 13. Juni 2024 habe das Board of Directors den Reverse-Split im Verhältnis 1:30 der vom Unternehmen ausgegebenen Stammaktien mit einem Nennwert von 0,0001 US-Dollar pro Aktie genehmigt, teilte Nikola am Donnerstag mit. Die Zusammenlegung werde am 24. Juni 2024 um 16:01 Uhr Eastern Time wirksam. „Ab dem 25. Juni 2024 werden die Stammaktien auf der Nasdaq Stock Market („Nasdaq“) auf splitbereinigter Basis unter dem bestehenden Symbol NKLA mit der neuen CUSIP-Nummer 654110303 gehandelt“, so die Mitteilung.

Aus 30 Nikola-Aktien wird eine

Nach dem Inkrafttreten werden laut Nikola jeweils dreißig ausgegebene Stammaktien automatisch in eine ausgegebene Stammaktie umklassifiziert. Infolge der Maßnahme werden keine Teilaktien ausgegeben. Aktionäre, die ansonsten Anspruch auf einen Teil der Stammaktien hätten, haben stattdessen Anspruch auf eine Barzahlung.  Der Aktienkurs wird indes um den Faktor 30 erhöht. An der Marktkapitalisierung ändert sich nichts.

Der umgekehrte Aktiensplit habe keine Auswirkungen auf den Nennwert der Stammaktien, heißt es beim Branchendienst IT Times. Gleichzeitig mit dem Revers-Split werde „die Anzahl der genehmigten Stammaktien von 1.600.000.000 auf 1.000.000.000 reduziert“. Der umgekehrte Aktiensplit habe Auswirkungen auf alle Aktionäre in gleicher Weise und werde den prozentualen Eigentumsanteil eines Aktionärs am Unternehmen nicht ändern. „Oftmals aber fallen die Kurse nach einer solchen Ankündigung weiter“, heißt es bei den IT Times.

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Analyst bleibt bei Nikola optimistisch

Das kann man so sagen. Einen Kurssturz um mehr als 30 Prozent binnen eines Tages war selbst für hartgesottene Nikola-Anleger eine außergewöhnliche Erfahrung, allerdings im negativen Sinn. Nikola scheine derweil dennoch entschlossen, „die Herausforderungen der Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich als führender Akteur im Bereich der Elektro-LKW zu etablieren“, heißt es auf Wallstreet Online. Dies sei während eines Kamingesprächs mit dem Analysten Michael Shlisky von D.A. Davidson vor kurzem unterstrichen worden. Dabei hätten CEO Steve Girsky und Ole Hoefelmann, President of Energy bei Nikola, ihre strategische Ausrichtung betont.

„Nikola bekräftigte auch, dass der heutige Investor in das Unternehmen auf drei Arten gewinnen kann: nur durch den Lkw, nur durch den Wasserstoff oder durch beides“, so Shlisky.

  • Trotz der positiven Gespräche sei der Analyst der Meinung, dass die Finanzierung von Nikola nach wie vor unklar sei und dass es noch andere Unwägbarkeiten gibt
  • Dennoch behielt er sein Kursziel von 1,00 US-Dollar bei, wofür sich die Nikola-Aktie im Wert nun glatt verdreifachen müsste

Fisker ist pleite, Nikola (noch) nicht

Einziger Trost für die Nikola Corporation: Dass es immer auch noch schlimmer gehen kann. Mit einem revolutionären Konzept wollte Henrik Fisker Tesla Konkurrenz machen und bezahlbare Elektroautos bauen. „Doch die Verhandlungen über eine Rettung scheiterten“, meldet das Handelsblatt. Das so hoffnungsvoll gestartete US-Unternehmen meldete am Montag Insolvenz an, die Fisker-Aktie stürzte ins Bodenlose und notiert aktuell bei 0,012 US-Dollar. Eine Pleite hat Nikola bislang immerhin vermieden. Es könnte allerdings auch beim skandalumwitterten Start-up nur eine Frage der Zeit sein.

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