Nikola-Aktie: Eine hoch brisante Lage!

Die Aktie von Nikola hat sich binnen eines Monats im Wert noch immer mehr als verdoppelt. Kurios: An der brisanten Lage des US-Truck-Entwicklers hat sich nichts geändert.

Auf einen Blick:
  • Die Nikola-Aktie notiert nach wildem Auf und Ab in New York aktuell bei 1,36 US-Dollar
  • Die Papiere des US-Truck-Entwicklers haben sich damit im Wert zuletzt mehr als verdoppelt
  • Dabei steht die Zukunft des umstrittenen Unternehmens nach wie vor auf dem Spiel
  • Werden genügend Anleger für eine existenziell bedeutende Kapitalerhöhung stimmen?
  • Erst am Donnerstag wird nach der nachgeholten Hauptversammlung Gewissheit herrschen

Liebe Leserin, lieber Leser,

betrachtet man lediglich die Kursentwicklung, die die Aktie von Nikola Motor im Juni nahm, müsste man vordergründig von einem großen Erfolg ausgehen. Bei 0,62 US-Dollar waren die Papiere des US-Truck-Entwicklers am letzten Handelstag im Mai gehandelt worden, nach einem starken letzten Juni-Handelstag an der Nasdaq stehen bei der Nikola-Aktie aktuell 1,36 Dollar auf dem Kurszettel. Doch selbst ein Kursplus von rund 120 Prozent binnen eines Monats kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der selbst ernannten Revolutionär der Lkw-Branche sich weiter in einer hoch brisanten Lage befindet. Am Donnerstag geht es quasi um alles.

Stimmen die Nikola-Anleger für Kapitalerhöhung?

Denn was die Aktie von Nikola zuletzt so antrieb, bleibt völlig unklar. Das hoch umstrittene Start-up braucht dringend frisches Geld, weshalb es bei seinen Aktionären um die Zustimmung einer weiteren, millionenschweren Kapitalerhöhung nachfragte. Doch die notwendige Mehrheit war vor der für den 7. Juni geplanten Hauptversammlung nicht zustande gekommen. Nikola blies die Veranstaltung in buchstäblich letzter Minute ab und verschob sie auf den 6. Juli.

  • Die Hoffnung: Die Anleger mögen sich besinnen und das Vorhaben absegnen
  • „Um sicherzustellen, dass Nikola seine laufenden Geschäfte fortsetzen kann“, wie man deutlich machte
  • Nikola forderte daher „ALLE Aktionäre auf, SOFORT FÜR Vorschlag 2 zu stimmen“

Nikola-Gründer schießt gegen Management

Die Zustimmungsquote vor der geplanten Hautversammlung habe bei 77 Prozent gelegen, wie Nikola direkt nach der Verschiebung der Veranstaltung versicherte. Für den ominösen Vorschlag 2 allerdings reicht eine einfache Mehrheit nicht. Es muss eine bestimmte Anzahl an Ja-Stimmen von allen Anteilseignern vorliegen (Quorum), damit das Unternehmen neue Aktien ausgeben darf. Ob dies an diesem Donnerstag mit Verspätung tatsächlich gelingen wird, steht allerdings in den Sternen. Ein wichtiger Aktionär schießt zudem quer.

Die Rede ist von Trevor Milton, Gründer und weiter Hauptaktionär von Nikola Motor, das einst angetreten war, mit elektrischen und vor allem Brennstoffzellen-Trucks die Branche aufmischen zu wollen. Milton hatte die Anleger vor gut zwei Wochen aufgefordert, gegen den Vorschlag 2 zu stimmen. In seinem ersten Beitrag seit Jahren auf LinkedIn und Instagram erklärte er laut Reuters, dass er bei allen Vorschlägen mit 50 Millionen Aktien auf „NEIN“ votiert habe, einschließlich der Wiederwahlen des Managements.

  • Er forderte in seinem Beitrag andere auf, seinem Beispiel zu folgen
  • Milton: „Das Unternehmen braucht keine neuen Aktien, es braucht eine neue Führung.“

Trevor Milton 2022 wegen Betrugs verurteilt

Starker Tobak, von einem verurteilten Betrüger zumal. Trevor Milton, der im September 2020 seinen Hut als CEO bei Nikola nehmen musste, war im Oktober 2022 von einem Bundesgericht in Manhattan in drei Betrugsfällen im Zusammenhang mit „überoptimistischen Versprechen Nikolas“ verurteilt worden, wie es damals hieß. Laut Urteil hat der 40-Jährige die Investoren in die Irre geführt. Von einer schwereren Anklage wegen Wertpapierbetrugs wurde er laut Handelsblatt freigesprochen, „ihm drohen aber dennoch bis zu 20 Jahre Gefängnis“. Bislang ist das Strafmaß allerdings nicht festgelegt worden.

Doch nun droht Milton bereits weiterer juristischer Ärger: Nikola stellte in einer Mitteilung nach dessen Aufforderung nicht nur klar, dass man auch ohne dessen Zustimmung auf die erforderliche Mehrheit für die Kapitalerhöhung kommen könne. Zudem behält sich das Unternehmen demnach rechtliche Schritte gegen seinen Ex-Chef vor: Dieser habe mit seiner Attacke gegen Vereinbarungen verstoßen, die nach seinem Ausscheiden getroffen worden seien, hieß es.

Nikola-Aktie mit 83 Prozent Jahres-Minus

Reichlich Zündstoff also. Die Nikola-Aktie, die bis zu Miltons Boykott-Aufruf Mitte Juni auf bis zu 1,83 US-Dollar geschossen war, fiel am Folgetag zunächst wieder auf 1,13 Dollar zurück, erholte sich danach aber wieder auf zwischenzeitlich 1,59 Dollar. Vor einer Woche fielen die Papiere wieder deutlich zurück, drohten bei einem Kurs von genau einem Dollar wieder in den Pennystock-Bereich abzurutschen, fingen sich jedoch erneut. Woher die Käufer ihre Zuversicht nehmen? Völlig unklar. Nikola scheint endgültig zum Zocker-Papier verkommen zu sein.

Denn was man nicht vergessen darf: Nicht nur der Ausgang der Abstimmung ist ungewiss, trotz der jüngsten Kursrallye ist die mittel- und langfristige Entwicklung der Nikola-Aktie zudem schlicht ein Desaster. Anfang August 2022, vor weniger als einem Jahr also, waren die Anteilscheine der 2015 gegründeten Firma noch bei mehr als 8 US-Dollar gehandelt worden. Innerhalb von elf Monaten hat Nikola somit weitere 83 Prozent an Börsenwert eingebüßt.

1T
1W
3M
6M.
1J
5J
Max

Kursziel schrumpfte von 57 auf 2,66 US-Dollar

Die institutionellen Analysten hatten diese Entwicklung keineswegs vorhergesehen, sie passten Ihre Kursziele angesichts des Absturzes immer wieder nach unten an. Laut marketscreener.com belief sich der faire Wert für die Nikola-Aktie

  • vor drei Jahren im Schnitt noch auf knapp 57 US-Dollar
  • Ein Jahr später war die Vorgabe auf 19 Dollar geschrumpft
  • Im vergangenen Juli lautete das Kursziel noch gut 10 Dollar

Das war noch nicht das Ende: Die acht selbsternannten Experten, die Nikola derzeit beobachten und sich an eine Prognose wagen, haben ihre Erwartungen mittlerweile auf 2,66 US-Dollar reduziert. Dafür müssten sich die Papiere um weitere 90 Prozent verbessern. Aber wie die Erfahrung lehrt: Es könnte auch das genaue Gegenteil eintreten.

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