Nikola-Aktie: Griff nach jedem Strohhalm!

Die Aktie von Nikola Motor legte am Freitag tatsächlich einmal zu. Es war ein Pensionsfonds, der den leidgeplagten Anlegern Hoffnung beim Truck-Entwickler machte.

Auf einen Blick:
  • Die Aktie von Nikola Motor zog vor dem Wochenende erstmals seit langem wieder an
  • Wie bekannt wurde, hatte ein US- Pensionsfonds seine Anteile am US-Truck-Entwickler erhöht
  • Als Zeichen des Vertrauens in das umstrittene Start-up muss das nicht unbedingt gesehen werden

Liebe Leserin, lieber Leser,

dass der US-amerikanische Truck-Entwickler und -Produzent Nikola Motor seit Jahren für negative Schlagzeilen sorgt, einen nachgewiesenen Betrug durch seinen ehemaligen CEO inklusive, ist hinlänglich bekannt. Die Aktie des hochverschuldeten Unternehmens ist daher längst zum Zockerpapier verkommen. Nach einem völlig irrationalen Anstieg im Juli erleben die Papiere im August jedoch eine Talfahrt sondergleichen. Zumindest bis zum Freitag, als die Nikola-Aktie urplötzlich nach oben zog. Eine einzige Nachricht machte den leidgeplagten Anlegern Hoffnung, sie greifen offenbar nach jedem Strohhalm.

Nikola-Aktie am Freitag erstmals im Plus

Tatsache ist, dass die Aktie auch in der vergangenen Woche ihren rasanten Abstieg erst einmal fortsetzte. Vor dem vergangenen Wochenende an der Nasdaq noch mit 1,96 Dollar bewertet, rauschten die Papiere gleich am Montag auf 1,51 Dollar abwärts – ein Tagesminus von 23 Prozent. Doch das Drama ging weiter, am Donnerstag zum Handelsschluss standen nur noch 1,31 Dollar auf dem Kurzettel der Nikola Corporation. Am Freitag zu Handelsbeginn ging es zunächst weiter abwärts auf 1,22 Dollar – bis plötzlich Leben in die Bude kam.

  • Innerhalb von weniger als einer Stunde schob sich die Nikola-Aktie in New York plötzlich wieder auf 1,41 Dollar
  • Bis zum Börsenschluss war der Zugewinn deutlich geschmolzen, bei 1,34 Dollar ging sie aus dem Handel

US-Pensionsfonds erhöhte seine Anteile

Hintergrund des kurzfristigen Aufbäumens im Kurskeller war ganz offensichtlich die Nachricht, dass CalSTRS seine Investition in den Elektro- und Brennstoffzellen-Lkw-Produzenten aufgestockt hat. Im zweiten Quartal 2024 fügte der zweitgrößte Pensionsfonds der USA seinen Beständen demnach 221.367 Nikola-Aktien hinzu, was einer Steigerung um 52 Prozent entspricht, heißt es etwa bei The Motely Fool. Dies sollte laut des Finanz-Beratungsunternehmens „jedoch nicht unbedingt als Vertrauensbeweis für Nikola gewertet werden“.

In der Tat: Zum einen handelt es sich um eine Investition von weniger als 500.000 Dollar, selbst wenn CalSTRS zu den Quartals-Höchstständen der Papiere im März bei rund 2,00 US-Dollar eingestiegen sein sollte. Zum zweiten war es laut des Berichts nicht die einzige Aktion des mächtigen Fonds. „Es stellte sich heraus, dass CalSTRS auch seine Investition in Rivian Automotive um 64,5 Prozent und in die Lucid Group um fast 79  Prozent erhöhte“, heißt es.

  • Aus dieser Perspektive sehe es eher so aus, als ob CalSTRS eine große Anzahl von Wetten auf Elektrofahrzeuge im Allgemeinen abschließt
  • Darüber hinaus sei das Unternehmen bei Nikola sogar weniger optimistisch sei als in Bezug auf Rivian und Lucid

Wetten auf Rivian, Lucid und Nikola

Tatsächlich haben die beiden, ebenfalls nicht unumstrittenen, Start-ups im vergangenen Jahr zwar auch deutlich an Börsenwert eingebüßt, aber jeweils nur etwa ein Drittel. Die Nikola-Aktie hingegen verlor binnen eines Jahres rund 80 Prozent ihres Werts.

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Operativ unrentabel sind derweil alle Unternehmen in der Aufbauphase derzeit. Warum also das Engagement eines Fonds, der vor allem die Alterssicherung von Millionen Lehrern in den Vereinigten Staaten sicherstellen soll? „Für einen 320-Milliarden-Dollar-Pensionsfonds wie CalSTRS könnte es sich lohnen, mehrere kleine Wetten auf in Schwierigkeiten geratene Autohersteller einzugehen, in der Hoffnung, dass einer von ihnen durchstartet“, vermutet man bei The Motely Fool.

Nächster Rücktritt bei Nikola Motor

Ob Nikola Motor dazugehören wird, ist unsicherer denn je. Die schlechten Nachrichten um den Truck-Entwickler nahmen zuletzt kein Ende. Dass die Quartalszahlen, die das Unternehmen am 4. August vorlegte,  tiefrot waren, überraschte kaum. Dass CEO Michael Lohscheller, erst seit wenigen Monaten an der Spitze, aus „persönlichen Gründen“ sein Amt abgab, schon eher. Es sollte nicht der letzte Rücktritt bleiben.

Der LKW-Hersteller verliert zudem einen weiteren Top-Manager, wie Medien am Montag meldeten. Wie aus einer Einreichung bei der US-Börsenaufsichtsbehörde SEC bekannt wurde, habe Carey Mendes, Präsident von Nikolas Energiesparte, in der vergangenen Woche ebenfalls seinen Rücktritt verkündet. Über die Gründe für den Schritt sei bislang nichts bekannt, hieß es.

Kapitalerhöhung und Verkaufsstopp

Und doch war dies wohl nicht der alleinige Grund für den massiven Kursrutsch der Nikola-Aktie zum Wochenbeginn: Der Fahrzeughersteller besorge sich frisches Kapital und gebe Wandelanleihen im Wert von bis zu 325 Millionen Dollar aus, meldete Der Aktionär am gleichen Tag. „Wie das Unternehmen heute Morgen bekannt gegeben hat, konnte eine Einigung mit namentlich nicht genannten Investoren erzielt werden.“ Diese sollen die Wandelanleihen des Fahrzeugbauers kaufen „und so für dringend benötigtes Kapital sorgen, denn insgesamt ist Nikola mit knapp 370 Mio. Dollar verschuldet“.

Zweifellos keine gute Nachricht für Anleger. Diese hatten erst am 11. August erfahren müssen, „dass ein Kühlmittelleck in einem einzelnen Batteriesatz die wahrscheinliche Ursache für den Lkw-Brand am Hauptsitz des Unternehmens in Phoenix, Arizona, am 23. Juni war“, wie das Unternehmen mitteilte. Die Folge:

  • Ein freiwilliger Rückruf von 209 batterieelektrische Trucks (BEV) vom Typ Nikola Tre
  • Zudem ein Verkaufsstopp für das Modell, bis eine Lösung vorliege, wie es hieß

Die einzige gute Nachricht wohl, dass dies laut Nikola keine Auswirkungen auf den derzeit in Produktion befindlichen Brennstoffzellen-Lkw (FCEV) habe, da der Batteriesatz des wasserstoffbetriebenen Trucks ein anderes Design aufweise. Die ersten Modelle wolle man bereits im September ausliefern, hieß es. Auch wieder so ein Strohhalm.

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