Nikola-Aktie: Die Ereignisse überschlagen sich!

Die Aktie von Nikola hat nach einem kurzen Höhenflug wieder deutlich nachgegeben. Dabei hat der US-Truck-Hersteller in der Vorwoche zwei wichtige Personalfragen geklärt.

Auf einen Blick:
  • Bei der Nikola Corporation folgt seit rund zwei Wochen Neuigkeit auf Neuigkeit
  • In der vergangenen Woche wurden gleich zwei wichtige Personalien vermeldet
  • Die Aktie des US-Truck-Herstellers allerdings reagierte keinesfalls positiv
  • Das war bei den Meldungen aus der vorvergangenen Woche noch anders

Liebe Leserin, lieber Leser,

nach einer ebenso massiven wie kurzen Erholung Mitte September, als die Aktie von Nikola Motor von 0,87 auf bis zu 1,59 Dollar angestiegen war, ist inzwischen wieder Ernüchterung eingekehrt. Ein Statement des neuen CEO Steve Girsky sowie eine neue Kooperation hatten die Papiere des umstrittenen US-Truck-Herstellers zwischenzeitlich angetrieben. Mittlerweile stehen jedoch nur noch 1,25 Dollar auf dem Kurszettel, obwohl sich die Ereignisse bei der Nikola Corporation im Moment überschlagen. Gleich zwei wichtige Personalien wurden geklärt, die Anleger hingegen zeigten sich dieses Mal reichlich unbeeindruckt.

Nikola bekommt neue COO

Dabei hatte Nikola am Montag vergangener Woche zunächst die Ernennung von Mary Chan als Chief Operating Officer (COO) mit Wirkung zum 9. Oktober 2024 bekanntgegeben. In ihrer Funktion werde Chan die Engineering-, Programm-, Produkt-, Lieferketten- und Fertigungsteams des Unternehmens leiten, heißt es. Ihre Ernennung stehe „im Einklang mit der Vision von Präsident und CEO Steve Girsky, Entscheidungsprozesse zu rationalisieren und Nikolas Ruf für herausragende Leistungen in Technik und Fertigung zu stärken“.

  • Chan war bislang  Präsidentin der Global Connected Consumer Group bei General Motors (GM)
  • Dort baute sie unter anderem die nächste Generation vernetzter Infotainmentprodukte und OnStar-Breitbanddatendienste auf

Energy-Sparte ebenfalls wieder besetzt

Die Nikola-Aktie allerdings reagierte keinesfalls positiv auf die neue COO, vielmehr verloren die Papiere des Truck-Entwicklers im Laufe der letzten Woche deutlich an Wert. Daran änderte sich auch nichts, als das Start-up am Donnerstag dann gleich den nächsten Neuzugang vermeldete: Man gebe „stolz die Ernennung von Joseph S. Cappello zum Präsidenten von Nikola Energy mit Wirkung zum 25. September 2024 bekannt“, hieß es.

In dieser Funktion werde Cappello alle Aspekte des Energiegeschäfts des Unternehmens beaufsichtigen, einschließlich Infrastruktur, Versorgungsstrategie, Handel, Technologie und Entwicklung. Darüber hinaus werde er die Leitung und Erweiterung der HYLA-Markenaktivitäten übernehmen.

  • Cappello kommt von der Iwatani Corporation of America (ICA), einer US-Tochter der japanischen Iwatani Corporation
  • Ab 2018 fungierte Cappello bei ICA zunächst als Executive Advisor, bevor er 2019 zum Chairman und CEO aufstieg

Nikola-Aktie zog zwischenzeitlich massiv an

Einen Impuls am Aktienmarkt jedoch löste auch diese Personalie nicht aus. Das war am 13. September anders: Die ersten Auslieferungen von Nikolas Lkw der Klasse 8 mit Wasserstoff-Brennstoffzellenantrieb (FCEV) sollen Ende des Monats beginnen, hatte CEO Steve Girsky an jenem Tag im Rahmen einer Frage-und-Antwort-Runde mit Investoren angekündigt. Von besagten 0,87 Dollar schoss die Aktie auf 1,15 Dollar – ein Tagesplus von mehr als 30 Prozent. Dabei hatte Girsky, der am 4. August den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Michael Lohscheller übernommen hatte, lediglich bestätigt, was schon seit Monaten angekündigt worden war.

Zwei Tage später gab die Nikola Corporation dann eine Erweiterung ihres Händlernetzes nach Kanada bekannt. Vertriebs- und Serviceabdeckung sollen durch ITD Industries Inc mit Hauptsitz in Toronto, Ontario, erfolgen. ITD sei nordamerikanischer Marktführer in der Herstellung von Transportausrüstung und verfüge über mehr als zwei Jahrzehnte Erfahrung, mehr als 20.000 gebaute Anhänger und ein wachsendes Netzwerk von Kunden aus ganz Kanada und den USA, hieß es. Das Engagement von ITD für Produktinnovation und Kundenservice passe „perfekt zu unserer Mission“, ließ CEO Girsky wissen. Die Anleger reagierten damals erneut mit massiven Käufen – und ließen die Nikola-Aktie noch einmal zweistellig auf den jüngsten Höchststand von 1,59 Dollar ansteigen

210 Bestellungen für Nikola Tre

Doch die Euphorie ist längst verflogen, trotz aller Neuigkeiten aus der Personalabteilung. Die Produktion des Brennstoffzellen-Truck Nikola Tre hingegen war bereits am 31. Juli im Produktionswerk in Coolidge, Arizona, gestartet, nachdem man im Mai mit der Umrüstung der Produktionslinie begonnen hatte. Die Anlage könnte laut des US-Branchenportals Transport Topics pro Jahr 2.400 wasserstoffbetriebene Trucks produzieren.

  • Im Jahr 2024 will NIO jedoch insgesamt nur 300–400 FCEV- sowie batterieelektrische Lkw ausliefern
  • Bisher liegen dem Unternehmen demnach 210 Bestellungen für den Brennstoffzellen-Truck Tre vor

Die ersten Lkw durchlaufen demnach derzeit die letzten Tests, bevor sie ausgeliefert werden sollen. Einer der Trucks habe vor kurzem mehr als 900 Meilen pro Tag zurückgelegt, wird Steve Girsky im Bericht zitiert. Er halte die Wette, „dass niemand irgendwo einen anderen emissionsfreien Lkw finden wird, der bis zu 900 Meilen am Tag zurücklegen kann“. Der CEO verglich den Vorsprung, den Nikola gegenüber dem Wettbewerb habe, mit dem von Tesla bei Elektroautos.

Kurseinbruch nach Rücktritt und Rückruf

Allerdings: Der Verkauf und die Lieferung des batterieelektrischen Tre wurden nach einer Reihe von Batteriebränden zumindest vorerst eingestellt. Insgesamt waren in diesem Zusammenhang 209 Lkw zurückgerufen worden, wie Nikola Motor im August mitteilte. Kurz zuvor hatte zudem der deutsche CEO Michael Lohscheller seinen Rücktritt nach nur acht Monaten an der Firmenspitze bekanntgegeben, „aus persönlichen Gründen“. In der Folge fiel der Kurs der Nikola-Aktie dramatisch.

Am 3. August, vor diesen einschneidenden Ereignissen, notierten die Papiere des US-Start-ups auf einem Zwischenhoch bei 3,40 US-Dollar. Seitdem hat sie, der zwischenzeitlichen Erholung zum Trotz, wieder fast zwei Drittel ihres Werts eingebüßt.

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