Nikola-Aktie: Es bleibt ein einziges Desaster!

Die Aktie von Nikola hat sich zuletzt um mehr als 20 Prozent verbessert. Langfristig aber ist die Entwicklung an der Börse für den US-Truck-Hersteller weiter katastrophal

Auf einen Blick:
  • Die Aktie der Nikola Corporation hat sich seit Mittwoch wieder um 24 Prozent verbessert
  • Seit Mitte Juni aber beträgt der Abschlag beim US-Truck-Hersteller noch immer 40 Prozent
  • Eine Aktienzusammenlegung im Verhältnis 1:30 verschleiert die dramatische Entwicklung
  • Auch 72 ausgelieferte Brennstoffzellen-Trucks im zweiten Quartal ändern daran nichts

Liebe Leserin, lieber Leser,

die vermeintlich gute Nachricht vorab: Die Aktie von Nikola hat vor dem Wochenende an der Nasdaq einen Sprung um 10,3 Prozent auf 8,99 US-Dollar hingelegt. Von einer „beeindruckenden Entwicklung“ beim US-Truck-Hersteller war bereits zu lesen. Das ist natürlich völliger Quatsch. Sicherlich, nach einem Kursstand von 7,25 US-Dollar am Mittwoch beläuft sich das Plus bei der Nikola-Aktie sogar auf 24 Prozent. Und doch ist das keineswegs beeindruckend, allenfalls Schadensbegrenzung. Was bei der Nikola Corporation börsentechnisch abgeht ist und bleibt ein einziges Desaster.

Aus 30 Nikola-Aktien wurde eine

Die Wahrheit ist: Der Kurs vom Mittwoch war schlicht der tiefste in der Unternehmensgeschichte. Warum dies nicht ganz so deutlich wurde, liegt an einem Trick, den die Nikola Corporation unlängst anwendete, um damit zugleich einem drohenden Delisting an der Nasdaq zu entgehen. Dafür darf eine Aktie nicht dauerhaft unter der Marke von 1 US-Dollar gehandelt werden, doch das war bei Nikola der Fall.

  • Und daher hat das US-Unternehmen einen so genannten Reverse-Split im Verhältnis 30:1 vorgenommen
  • Will heißen: Am 25. Juni wurden 30 Nikola-Aktien zu einer zusammengelegt, der Kurs hat sich dadurch verdreißigfacht

Seit Mitte Juni mit 40 Prozent im Minus

Wenn man sich dies bewusst macht, wird deutlich, in welch erschreckender Verfassung sich die Nikola-Aktie auch nach dem jüngsten Kurszuwachs noch immer befindet. Ohne Zusammenlegung läge dieser bei aktuell 0,30 US-Dollar. Zur Einordnung: Mitte Juni, kurz vor dem Börsenkniff, notierte die Aktie bei 0,50 Dollar. Innerhalb von weniger als drei Wochen hat sie, der kurzfristigen Erholung zum Trotz, somit weitere 40 Prozent an Wert eingebüßt.

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Und langfristig wird es erst recht katastrophal: Nach ihrem Debütkurs bei 37,55 Dollar schoss die Aktie von Nikola ein paar Tage nach dem Börsengang im Sommer 2020 laut des Branchendienstes t3n auf bis zu 93,99 Dollar nach oben. „Damit war Nikola auf einmal mehr wert als Ford – und das ohne nennenswerten Umsatz oder ein fertiges Produkt“. Doch das ist längst Geschichte.

Nikola-Aktie ist praktisch ein Totalverlust

Mehrere Skandale und CEO-Wechsel später (so wurde etwa Firmengründer und Ex-Chef Trevor Milton mittlerweile in mehreren Fällen des Betrugs überführt und schuldig gesprochen), sind von diesen 93,99 Dollar also noch besagte 0,30 Dollar übrig. Dies entspricht einem Kursverlust von sage und schreibe 99,7 Prozent! Sprich: Der praktische Totalverlust wird nur durch den Reverse-Split optisch verschleiert. Daran wird sich auch nichts ändern, sollte sich der Kurs noch einmal um ein Viertel verbessern.

Kurzum: Ein Investment in Nikola ist Lotterie, ein reiner Zock. Ob das Unternehmen jemals profitabel arbeiten wird, weiß niemand. Eine Insolvenz ist keinesfalls ausgeschlossen. Und dementsprechend ist auch eine vermeintlich gute Nachricht der vergangenen Woche einzuordnen, die für den kurzfristigen Anstieg sorgte: Im zweiten Quartal 2024 habe die Nikola Corporation über die Marke HYLA 72 Wasserstoff-Brennstoffzellen-Lkw der Klasse 8 abgesetzt „und lag damit über der oberen Grenze der Lkw-Verkaufsprognose von 60 Einheiten“, wie man stolz verkündete. Im ersten Halbjahr 2024 verkaufte Nikola damit 112 Brennstoffzellen-Lkw im Großhandel.

Quartalszahlen kommen wohl am 1. August

„Wir haben unsere Dynamik für 2024 mit soliden Großhandelszahlen, neuen Kunden wie Walmart Canada und Stammkunden wie 4GEN und IMC, die Fahrzeuge über unser Händlernetz kaufen, beibehalten“, kommentierte Steve Girsky, CEO von Nikola. Nikola befinde sich „fest im Markt“ und sichere sich weiterhin den First-Mover-Vorteil bei emissionsfreien Lkw der Klasse 8 in Nordamerika, auch durch die HYLA-Wasserstoffbetankungslösungen, wie es heißt. Einen Hinweis musste man dann im Rahmen der Mitteilung aber doch noch geben:

  • Nikola habe seinen vierteljährlichen Überprüfungsprozess sowie die Erstellung seiner Finanzberichte für zweite Quartal 2024 noch nicht abgeschlossen, wie es hieß
  • Laut des Branchendienstes marketscreener.com ist die Präsentation der Zahlen für das am 30. Juni  beendete Quartal erst für den 1. August geplant

Nikola Corporation: Kaum Umsatz, hohe Verluste

Allzu viel Hoffnung sollten sich Anelger jedoch nicht machen. Die Nikola Corporation hatte im ersten Quartal 2024 laut der IT Times einen Umsatz von lediglich 7,497 Mio. US-Dollar erzielt, 26 Prozent weniger als die 11,532 Mio. US-Dollar aus dem Vorquartal. Der operative Verlust lag im gleichen Zeitraum demnach um ein vielfaches höher bei 145,363 Mio. US-Dollar (Vorjahr: minus 127,200 Mio. US-Dollar).

Da kommt eine Kaufempfehlung für die Nikola-Aktie gerade recht, könnte man meinen. Die gab es in der vergangenen Woche angesichts des Auslieferungs-Updates tatsächlich, und zwar durch Ben Kallo, Analyst von Robert W. Baird. Er bewerte die Aktie von Nikola Corp. unverändert mit „outperform“, hieß es auf aktiencheck, das Kursziel beträgt immerhin 14 US-Dollar, 55 Prozent über dem aktuellen Kursstand. Das sollte man aber nicht allzu ernst nehmen: Kallo ging bislang von einem Anstieg der Nikola-Aktie auf 60 US-Dollar aus. Keine weiteren Fragen.

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